Köpenick. Der Futranplatz, einst Friedhof der örtlichen Gemeinde, steht für zahlreiche Brüche in der Geschichte. Jetzt erinnert ein Denkstein im Rahmen des Projekts "1933-1938-1945 Zerstörte Vielfalt" daran.
"Wir erinnern an Menschen, die im vorigen Jahrhundert den Mythos Berlin mit geprägt haben. Die Braunen haben innerhalb weniger Jahre erst die Vielfalt der Stadt und dann die Einheit Deutschlands zerstört", sagte Rainer Klemke von Kulturprojekte Berlin im Rahmen der Einweihung. Der Denkstein liegt jetzt im Bürgersteig am Futranplatz, es ist eine rund 100 Jahre alte Gehwegplatte aus Granit, die mit dem Symbol des Projekts "Zerstörte Vielfalt" beschriftet ist. Der Futranplatz ist nach dem Köpenicker Kommunalpolitiker Alexander Futran benannt, der 1920 beim Kapp-Putsch von Reichswehrsoldaten erschossen wurde. Nur wenige Meter weiter, in der Freiheit 8, stand die jüdische Synagoge, die bei den Pogromen 1938 geschändet und nach Bombentreffern bei Kriegsende abgetragen wurde. Gegenüber der Synagoge stand - und steht - das Pfarrhaus der Reformierten Schlosskirchengemeinde. Dort nahmen Pfarrer Ratsch und seine Ehefrau Verfolgte auf. Am Kriegsende gelang es Alide Ratsch, eine Artillerieeinheit zum Abzug aus der Köpenicker Altstadt zu bewegen und damit die Dammbrücke vor der Zerstörung zu bewahren.
Im Rahmen des Themenjahrs "Zerstörte Vielfalt" gab es bisher rund 700 Veranstaltungen. Auf 40 Porträtsäulen am Lustgarten ist das Schicksal von 200 Menschen geschildert, die der NS-Herrschaft zum Opfer fielen oder Deutschland verlassen mussten. Der Bezirk Treptow-Köpenick hat sich unter anderem durch eine neu gestaltete Ausstellung zur Köpenicker Blutwoche (Berliner Woche berichtete) beteiligt.
Die Verlegung des Denksteins wurde durch den Aktionskünstler Ben Wagin begleitet. Er pflanzte gemeinsam mit Bürgermeister Oliver Igel eine Linde.
Ralf Drescher / RD
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