Mitarbeiter und Besucher sind verunsichert: Treten giftige Dämpfe aus?

Lichtenberg. Treten im Finanzamt Lichtenberg in Alt-Friedrichsfelde 60 nach wie vor giftige Dämpfe aus? Das befürchten offensichtlich einige Mitarbeiter, wie aus einer Beobachtung der SPD-Bezirksverordneten Anne Meyer hervorgeht.

Eigentlich wollte Anne Meyer vor einigen Wochen nur ein paar Unterlagen abgeben. Doch als sie im Warteraum saß, beobachtete sie etwas Merkwürdiges in den von dort aus gut sichtbaren Büros. "Eine Mitarbeiterin sprang plötzlich aufgeregt auf. Dann setzten sich alle Mitarbeiter in dem Büro Schutzmasken auf. Außerdem wurden die Fenster zum Lüften weit geöffnet." Laut Meyer handelte es sich nicht um einfache Bauarbeitermasken. "Man kennt solche Masken vielleicht auch aus russischen Filmen." Was sie außerdem verwunderte: Die Mitarbeiter zogen die Schutzmasken aus einem Schreibtischfach hervor. "Es wirkte fast routiniert", so Meyer. Eine Warnung an die Personen im Warteraum gab es allerdings nicht.

"Ich bin verwundert über die Reaktion der Mitarbeiter. Denn das Gebäude ist doch frisch saniert", sagt die SPD-Bezirksverordnete, die ihre Beobachtung auch in der jüngsten Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung zum Thema machte.

Tatsächlich wurde das Finanzamtsgebäude bis Oktober 2012 saniert. Hauptgrund war eine Schadstoffbelastung. Denn aus den Fußböden dünstete giftiges Naphthalin aus. "Bei der Sanierung wurde eine gasdichte Folie als Sperre verlegt", weiß der Finanzamtsvorsteher Dieter Stiebler. Die Beobachtung von Anne Meyer will er nicht bestätigen. "Das Finanzamt verfügt nicht über Schutzmasken." Ob sich die Mitarbeiter auf eigene Kosten solche Masken zugelegt haben, könne er nicht bestätigen. Das Verwenden von Schutzmasken sei aber "nicht hinnehmbar für eine öffentliche Verwaltung".

Tatsächlich klagen aber Mitarbeiter über Beschwerden: "Hautirritationen, gereizte Schleimhäute, Atembeschwerden", zählt der Vorsteher auf. Den Mitarbeitern stehe es jedoch frei, Versetzungsanträge zu stellen, so Stiebler. Ob Versetzungsanträge gestellt wurden, darüber wollte der Vorsteher aber keine Auskunft geben.

Von einer Schadstoffbelastung will die Senatsverwaltung für Finanzen nichts wissen: "Jüngste Untersuchungen ergaben, dass es keine Anhaltspunkte für eine relevante Schadstoffbelastung gibt", sagt Jens Metzger, Sprecher der Finanzverwaltung. "Angesichts der anhaltenden Beschwerden der Mitarbeiter wird sich die Senatsverwaltung für Finanzen gemeinsam mit der BIM und dem Finanzamt weiterhin bemühen, die Ursache für diese Beschwerden aufzuklären", so Metzger.

Bislang seien alle Teile des Gebäudes ohne Einschränkungen zugänglich, bekräftigt Katja Cwejn, Sprecherin der Berliner Immobilien Management GmbH (BIM). Die BIM verwaltet das Gebäude. Cwejn findet den geschilderten Vorfall seltsam. "Wir vertrauen auf unsere Gutachten. Die haben keine Schadstoffbelastung nachweisen können", so Katja Cwejn. Das Aufsetzen der Schutzmasken sei wohl eine individuelle Entscheidung der Mitarbeiter gewesen, mutmaßt die BIM-Sprecherin.

Karolina Wrobel / KW
Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 93× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.