Blumensiedlung sollte einst die Wohnungsnot lindern

Charakteristisch für die Häuser der Wohnsiedlung sind die tiefliegenden expressionistisch gestalteten Hauseingänge. | Foto: K. Menge
  • Charakteristisch für die Häuser der Wohnsiedlung sind die tiefliegenden expressionistisch gestalteten Hauseingänge.
  • Foto: K. Menge
  • hochgeladen von Karla Rabe

Lichterfelde. Die sogenannte Blumensiedlung am Botanischen Garten ist Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden, als in Berlin eine große Wohnungsnot herrschte. Das Ensemble aus Reihenhauszeile und Mietwohnungen ist Denkmal des Monats Februar.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand die von Johann Anton Wilhelm von Carstenn gegründete Villenkolonie Groß-Lichterfelde. Schon nach rund 30 Jahren war fast jedes Grundstück bebaut. Dagegen gab es nördlich der Bahngleise in der Nähe des Botanischen Gartens noch karge, weite Flächen. Hier waren zu dieser Zeit zwar schon nach Blumen benannte Straßen angelegt, doch die Bautätigkeit verzögerte sich durch Krieg und Inflation. Obwohl in Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts rund eine Million Wohnungen fehlten, konnte der Wohnungsbau erst nach der Währungsreform 1924 in großem Umfang starten.

Mit der Planung für eine Wohnsiedlung auf dem Gelände zwischen den Bahngleisen und dem Botanischen Garten wurde der Schweizer Architekt Otto Rudolf Salvisberg von dem Bauunternehmer Adolf Sommerfeld beauftragt. Ihm gehörte das Areal.

Salvisberg hatte zuvor an der Entwicklung und Planung verschiedener Gartenstädte mitgewirkt. Darunter waren unter anderem die in Staaken und Spandau. Er gehörte zu den Protagonisten des Neuen Bauens. Herausragend sind seine späteren Bauten für die Waldsiedlung Zehlendorf und für die Weiße Stadt, die mit weiteren fünf Großsiedlungen zum Weltkulturerbe zählen.

Für die Bebauung des Sommerfeldschen Areals plante Salvisberg 1924 eine Reihenhaussiedlung entlang der Hortensienstraße mit rund 30 Einfamilienhäusern sowie drei Wohnblöcke mit Mietwohnungen zwischen Hortensien- und Geranienstraße. Von den Wohnblöcken wurden nur zwei realisiert: Der sogenannte Freimietblock entlang der Geranien- und Nelkenstraße und später der "Postblock" zwischen Nelkenstraße und Hortensienplatz.

Charakteristisch für die Häuser sind die abwechslungsreichen Fassaden mit markanten Ecklösungen und tiefliegenden expressionistisch gestalteten Hauseingängen. Besondere Aufmerksamkeit wandte der Architekt der Fassade zum Hortensienplatz zu, die vor allem durch ihre spitzen Erker auffallen.

Stilistisch ist die Anlage dem gemäßigten Expressionismus zuzuordnen. Grundformen sowie bündig sitzende Fenster lassen aber bereits die moderate Sachlichkeit des Neuen Bauens erkennen.

Viele dieser Stilmittel finden sich in der etwa zeitgleich entstandenen Reihenhaussiedlung wieder. Auch hier gelang es Salvisberg, die lange Zeile nicht gleichförmig wirken zu lassen. Beeindruckend sind die vielen Details bei Fenstern und Türen, die für Abwechslung sorgen.

Karla Menge / KM
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 263× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.