Gericht entscheidet gegen illegale Ferienwohnungen in Mehrfamilienhäusern

Prenzlauer Berg. Die 13. Kammer des Berliner Verwaltungsgerichts hat erstmals entschieden, das Ferienwohnungen in einem Mehrfamilienhaus rücksichtslos sind. Damit bestätigte sie eine Entscheidung des Pankower Bezirksamts.

Dieses hatte der Betreiberin von Ferienwohnungen an der Prenzlauer Allee untersagt, Räume weiterhin an Feriengäste zu vermieten. "Das ist eine wegweisende Gerichtsentscheidung", findet Stadtentwicklungsstadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen). "Erstmals hat ein Gericht eine eindeutige Aussage zum Betrieb von Ferienwohnungen in Mehrfamilienhäusern gemacht."

Die Bau- und Wohnungsaufsicht des Bezirks wurde in diesem Fall aktiv, weil es Hinweise von Mietern aus dem Haus gab. Nach Beschwerden kontrollierte ein Mitarbeiter der Bau- und Wohnungsaufsicht mit Polizeiunterstützung das Gebäude. Daraufhin wurde der Betreiberin die Nutzung von Räumen im Haus als Ferienwohnungen untersagt. Diese klagte dagegen. Sie bestritt, dass es sich um Ferienwohnungen handele. Das sah das Verwaltungsgericht aber anders. An der Klingelleiste seien zum Beispiel Fantasienamen zu finden. Hinzu kam, dass auch im Internet für die betreffenden Ferienwohnungen geworben wurde. Das alles fasste das Gericht als Indiz dafür auf, dass es sich doch um Ferienwohnungen handele. Es kam zu der Auffassung: Ferienwohnungen in Mehrfamilienhäusern sind wegen der mit ihnen verbundenen Belastungen problematisch und verstoßen gegen das Gebot der Rücksichtnahme.

In ganz Berlin gibt es geschätzte 12 000 Ferienwohnungen. Genaue Zahlen liegen nicht vor, weil diese zumeist illegal betrieben werden. Deshalb erließ das Abgeordnetenhaus Ende 2013 ein Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum. Trotz Gesetz ist es aber nicht einfach, eine Zweckentfremdung nachzuweisen. Hinweise von Hausbewohnern sind immer noch die Ausnahme.

Kirchner freut sich über das Gerichtsurteil: "Es zeigt uns, dass unser Vorgehen richtig ist." Noch ist die Entscheidung allerdings nicht rechtskräftig. Die Betreiberin der Ferienwohnungen an der Prenzlauer Allee kann immer noch Beschwerde gegen das Urteil einlegen.

Bernd Wähner / BW
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

84 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.