Zehlendorfer lehnen das Strafmaß als zu milde ab

"Jeder muss seine Steuern zahlen", meint Yariela Rico (43). Hoeneß müsse für sein Fehlverhalten büßen. | Foto: M. Schmidt
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  • "Jeder muss seine Steuern zahlen", meint Yariela Rico (43). Hoeneß müsse für sein Fehlverhalten büßen.
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Zehlendorf. Steuerhinterzieher sollten nach Ansicht von Zehlendorfern strenger bestraft werden. Das ergab eine Umfrage der Berliner Woche unter Passanten am Sonnabend, 15. März. Einen Prominentenbonus dürfe es nicht geben.

In der Zehlendorfer City am Teltower Damm gaben Bürger auch Antwort auf die Frage nach der eigenen Steuerehrlichkeit. Die meisten der Befragten, so das Ergebnis, finden die Strafe für den jetzt verurteilten Steuerhinterzieher Uli Hoeneß eher zu milde. Dabei haben die meisten Interviewten kaum eine Möglichkeit zum Steuerbetrug. Ihnen werden die Abgaben jeden Monat vom Lohn abgezogen.

Er habe kein Verständnis für Steuerhinterzieher. Das sei kriminell, sagt Ewald Hoffmann. Die Strafe für Hoeneß sei da noch zu milde. Auch was er vorher an Gutem getan habe, wiege den Betrug nicht auf, meint der 75-jährige Jurist, der früher einer Anwaltskanzlei vorstand. Allerdings gehe der Staat auch nicht immer sorgsam mit Steuergeldern um, räumt Hoffmann ein.

Er hat eine Freiheitsstrafe verdient, sagt die 77-jährige Johanna Schröter. Er habe ja vom Geld profitiert, insofern sei das gerecht. "Es ist nicht richtig, den Staat zu betrügen", sagt Maggie Utua. "Die Richter haben richtig geurteilt. Eine Gefängnisstrafe gehört dazu. Mit dem Steuerbetrug ist sein gutes Vorleben unterm Tisch, meint die 28-jährige BWL-Studentin.

"Es erschreckend, dass jemand wie Hoeneß verurteilt wird und er dann nach dreieinhalb Jahren in seine alte Funktion zurückkehren kann", sagt eine 57-Jährige Sportstudio-Besitzerin. Wer in der Öffentlichkeit stehe, habe eine Vorbildfunktion. Die Steuersätze für Spitzenverdiener sind angemessen. Wer das ändern will, könne dies mit seiner Stimme bei Wahlen versuchen.

"Das Urteil ist in Ordnung", meint ein 46-Jähriger. Wer soviel Geld habe, dass Millionen übrig bleiben, solle auch seine Abgaben leisten. Ob der Staat immer sorgsam mit dem ihm anvertrauten Geld umgehe, sei eine andere Frage, so der Autoteileverkäufer und Familienvater.

Fair ist die Strafe nach Ansicht von Marchelle Whitestein nicht. "Sie sollte härter sein", erklärt die 50-jährige Betriebswirtin. Dass er Gutes getan hat, sei keine Entschuldigung. Leute mit mehr Geld sollten auch mehr zahlen, meint die Mutter einer Heranwachsenden.

"Verglichen mit Bestrafungen für Mord und Totschlag, kommt mir die Strafe zu hoch vor", sagt Thies-Magnus Wolter. Die Steuersätze seien eigentlich zu hoch. "Die kalte Progression frisst einen Teil des Einkommens auf. Aber was soll man machen?" fragt der 52-jährige Ingenieur.

"Man muss seine Steuern bezahlen, auch wenn sie hoch sind", sagt Ingrid Mudra. Die Strafe für Hoeneß sei gerecht. Jeder andere Bürger würde genauso hart bestraft werden, ohne Rücksicht auf Prominenz. Eine Geldstrafe hätte nicht mehr genügt.

"Ich finde es traurig, dass Steuerhinterziehung mittlerweile zum Volkssport geworden ist", sagt ein 48-Jähriger, der in diesem Zusammenhang auch an den früheren FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff erinnert. Die Steuersätze könnte man senken, wenn jeder seine Steuern zahlen würde, so der EDV-Spezialist. "Der Staat verprasst das Geld. Als Steuerpflichtiger fühle ich mich auch schon auf der Strafbank, wenn ich für jeden Beleg zur Rechenschaft gezogen werde." Der Staat funktioniere zwar schlecht, aber er funktioniere. "Jeder muss seine Steuern zahlen", meint Yariela Rico. "Es gibt eine Pflicht dazu. Ich finde das in Ordnung, dass Hoeneß ins Gefängnis geht. Er hat sich nicht richtig verhalten. Man muss die Konsequenzen für sein Fehlverhalten ziehen", sagt die 43-jährige Referentin. "Verglichen mit meiner Heimat Mexiko werden die Steuern hier besser eingesetzt", so Rico.

"Ich hätte Hoeneß fünf Jahre verpasst", sagt Roland Oehler. "Jeder gehört ins Gefängnis, der dazu verurteilt wird. Die Strafe für Steuerbetrug kann bis zu zehn Jahren betragen", so der 59-Jährige.

Martinus Schmidt / mst
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Lokalredaktion aus Mitte

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