"Kleine Hertha" schlägt den Spitzenreiter 2:0

Der Zehlendorfer Führungstreffer: Timur Gayrets Freistoß schlägt zum 1:0 im Rathenower Gehäuse ein  Foto: Kerstin Kellner
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  • Der Zehlendorfer Führungstreffer: Timur Gayrets Freistoß schlägt zum 1:0 im Rathenower Gehäuse ein Foto: Kerstin Kellner
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Rathenows Serie gerissen / 19-jährigen Youngstern gelingen die Treffer

Natürlich, angesichts der Konstellation vor dem Spiel - „Eine Woche zuvor enttäuschende Zehlendorfer treffen auf seit 45 Punktspielen ungeschlagenen Spitzenreiter aus Rathenow“ - liegt es nach dem gestrigen Zehlendorfer 2:0-Erfolg nahe, von einer großen Überraschung zu sprechen. Doch so ungewöhnlich, wie es scheint, war dieses Resultat gar nicht. Schließlich war gerade durch die Ergebnisse der Vorwoche der Nährboden gelegt, den man benötigt, um Außergewöhnliches zu leisten. So sah es auch Hertha 03-Trainer Arsovic: „Es war nach der Niederlage in Lichtenberg das Beste, was uns passieren konnte: Gegen den Spitzenreiter zu spielen.“ Außenseiter Zehlendorf hatte nichts zu verlieren, warf allen Ballast von Bord und schlug Favorit Optik Rathenow nicht unverdient mit 2:0.

Die Rathenower reisten mit einem 1:0-Sieg gegen Hauptkonkurrenten Tennis-Borussia vom letzten Wochenende im Gepäck an den Siebenendenweg, ausgestattet mit dem Selbstbewusstsein eines Spitzenreiters, der seit dem 27. August 2017 ungeschlagen geblieben war. Zehlendorfs Trainer Alexander Arsovic musste auf den erkälteten Mittelfeldspieler Darius Niroumand verzichten, für ihn rückte „Maxi“ Obst („Wir wollten heute als Team auftreten“) in die Startformation.

Die erste Halbzeit der Begegnung verlief ausgeglichen. Den Gastgebern gelang es im Verbund, Optiks Torjäger Turhan zu bändigen. Robert Schröder, Dennis Dombrowe und der lange Lenny Stein übernahmen wechselseitig die schwere Aufgabe – und sie lösten sie ausgezeichnet. Lediglich kurz vor dem Wechsel kam Turhan zu einer Gelegenheit, doch Zehlendorfs Schlussmann Philip Sprint meisterte den Kopfball.

Zuvor boten sich dem Ex-Zehlendorfer Cüneyt Top (volley aus 17 Metern vorbei) sowie zweimal Panajiotis Haritos (scheiterte jeweils an Rathenows Torhüter Bjarne Rogall) Einschussmöglichkeiten. Die größte Chance hatte jedoch Marc Zellner: Sein Fernschuss in der 29. Minute nach Brustablage von Sebastian Huke verfehlte äußerst knapp das Ziel.

„Ich war mit der ersten Halbzeit sehr zufrieden. Da hat uns nur ein Tor gefehlt“, sagte Optiks Trainer Ingo Kahlisch später. Im zweiten Abschnitt spürte man, dass die „kleine Hertha“ aus dem guten Auftritt der ersten 45 Minuten Mut geschöpft hatte. Man fand mehr Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Erst scheiterte Huke mit einem Aufsetzer an Rogall, in der 62. Minute zwang Burak Mentes Rathenows Rogall zu einer Glanzparade. Auf der Gegenseite verhinderte immer wieder ein Zehlendorfer Abwehrbein den Einschlag. Eine ganze Serie von Eckbällen wurde jedoch vom sicheren Sprint abgefangen. Überhaupt übertrug sich die Ruhe und Sicherheit des Zehlendorfer Torhüters auf seine Vordermänner. Sprint gab nach dem Spiel zu, nicht damit gerechnet zu haben, „dass ich gegen Optik zu Null spielen würde.“

In der 70. Minute wurde Haritos in zentraler Position vor dem Rathenower Strafraum gefoult. Zehlendorfs Youngster Timur Gayret, inzwischen Freistoßspezialist der Berliner, schnappte sich das Leder und wuchtete es über die Mauer in den Winkel, unhaltbar für Rogall. „Ich habe schon gesehen, dass der Torwart auf die andere Ecke spekuliert und habe dann einfach Maß genommen“, erklärte Gayret. Sechs Minuten später war es erneut ein Freistoß, der die Vorentscheidung einleitete. Marc Zellner schlug den Ball hoch in den Strafraum der Gäste, Zehlendorfs „Funkturm“ Stein verlängerte per Kopf auf den, ebenso wie Gayret, erst 19-jährigen aufgerückten Verteidiger Aron Rüb. Der nahm die Vorlage direkt und bezwang Rogall aus spitzem Winkel mit einem Schuss in die lange Ecke. „Ich freue mich wirklich sehr über meinen ersten Treffer und hoffe, diese Leistung konservieren zu können“, strahlte Rüb nach dem Schlusspfiff.

Die Gäste warfen in den letzten Minuten alles nach vorn, ohne aber noch wirklich gefährlich zu werden. Leidenschaftlich und aufopferungsvoll verteidigten die Zehlendorfer ihren Vorsprung. Kapitän Robert Schröder war anschließend „stolz auf die gesamte Truppe. Jeder ist bis an seine Grenzen gegangen und hat alles gegeben.“

Hätte die „kleine Hertha“ doch nur immer diese Form abrufen können, wird sich manch einer auf dem Weg nach Hause gedacht haben. Doch Leistungskonstanz ist bei so einem jungen Team, wie es die Zehlendorfer haben, das größte Problem. Das ist nichts Außergewöhnliches, doch sind Fortschritte unübersehbar. Nach Brandenburg Süd (vor zwei Wochen) gelang in der Rückrunde nun schon der zweite Erfolg gegen ein Spitzenteam. In der ersten Halbserie waren die Berliner noch leer ausgegangen. Am kommenden Samstag führt sie ihr Weg nach Torgelow. Die Aufgabe gegen den Tabellenzehnten wird nicht leichter werden, so merkwürdig sich das auch anhören mag. Aber siehe oben: Die Konstellation ist eine völlig andere. Aber vielleicht geht das Team von Trainer Arsovic den nächsten Schritt und es gelingt, konstant die gestrige Form abzurufen.

Autor:

Oliver Kellner aus Zehlendorf

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