Berlin ist meine Stadt

Luise Wiganckow kann mit 100 Jahren auf ein langes Leben in ihrer Heimatstadt Berlin zurückblicken. | Foto: hari
  • Luise Wiganckow kann mit 100 Jahren auf ein langes Leben in ihrer Heimatstadt Berlin zurückblicken.
  • Foto: hari
  • hochgeladen von Harald Ritter

Biesdorf. Luise Wiganckow feierte ihren100. Geburtstag. Die Biesdorferin ist eingefleischte Berlinerin. Hier fühlt sie sich wohl, egal wo sie in der Hauptstadt wohnt.

„Nach Biesdorf sind wir durch das Geschäft gekommen“, erzählt Luise Wiganckow. Das war 1960. Ihr Mann, ein Elektromeister, reparierte in seiner Firma Autos und Gabelstapler. Die Firma wurde immer größer. Auf einem Grundstück in der Otto-Nagel-Straße war schließlich genügend Platz.

Hier wohnt die Hundertjährige bis heute. Gleich gegenüber lebt ihre Tochter, eine der drei Enkeltöchter wohnt in Kaulsdorf, eine andere in Mahlsdorf. Das ist für Berliner Verhältnisse nicht weit entfernt. Eine Enkeltochter lebt in Dortmund. Der Jubilarin konnten zum 100. Geburtstag ihre Tochter, drei Enkelinnen und drei Urenkel gratulieren.

Luise Wiganckow ist am 21. Oktober 1915 in der Schillingstraße nahe des Alexanderplatzes geboren. Sie fühlt sich als „Kiezkind“ und erinnert sich gern an Kindheit und Jugend im Herzen der damals aufstrebenden Metropole trotz schwerer Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg. „In Berlin war und ist immer was los“, erläutert sie.

Ein einziges Mal ist sie aus Berlin weg – weil sie musste. Das war während des Zweiten Weltkrieges. Noch gegen Ende des Krieges wurde sie ausgebombt. Ihr Mann war inzwischen Soldat und konnte seiner Familie eine Unterkunft in Heyrothsberge beschaffen, einem kleinen Ort bei Magdeburg.

„Da konnte man auch leben, aber es war eben nicht Berlin“, erinnert sich die Hundertjährige. Das Ehepaar wollte mit den Kindern unbedingt wieder zurück nach Berlin. Das war aber zu der Zeit nicht so einfach. Es galt für die Stadt der Viermächtestatus und es gab, auch wegen der Wohnungsnot in der ausgebombten Stadt, Zuzugsbeschränkungen.

Aber Handwerk hat nicht nur einen goldenen Boden, sondern verschafft manchmal einen direkten Draht zu den Mächtigen. Die Eltern ihres Mannes ließen ihre Beziehungen zur Handwerkskammer spielen und Wilhelm Pieck persönlich, zu dem Zeitpunkt schon Präsident der DDR, gab Anfang 1950 die Anweisung, dass der Elektromeister Wiganckow mitsamt seiner Familie nach Berlin ziehen darf.

Da war sie wieder in Berlin und Luise Wiganckow packte beim Geschäft ihres Mann beherzt mit an. Sie führte das Büro und die Bücher des Elektromeisters, der eine Werkstatt und eine Wohnung zunächst in der Eichendorffstraße nahe des inzwischen in Nordbahnhof umbenannten Stettiner Bahnhofs zugewiesen bekam.

So vergingen die Jahre. Das Geschäft wuchs, Luise Wiganckow kümmerte sich neben der Arbeit um die Kinder. Mit dem wachsenden Geschäft zog die Familie zunächst nach Lichtenberg und dann 1960 nach Biesdorf. Hier bauten die Wiganckows ein Haus, in der Luise Wiganckow bis heute lebt.

„Berlin war und ist meine Heimat“, sagt die Hundertjährige. 2001 verstarb ihr Mann 85-jährig. Am Geschehen in der Stadt nimmt sie über die Fernsehsendungener noch rege teil. Sie ist froh, noch im Garten mitarbeiten zu können und kocht jedes Jahr für sich Obst und Gemüse ein. hari

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 187× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 165× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 226× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 603× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.