Obdachlosenheim am Müggelseedamm wird aufgestockt

Petra und Karl-Heinz vor dem "Haus Charlotte": Sie arbeitet jetzt hier, er wohnt in der Einrichtung und hofft, dass er bald in eine eigene Bleibe zieht. | Foto: Foto: Steffi Bey
  • Petra und Karl-Heinz vor dem "Haus Charlotte": Sie arbeitet jetzt hier, er wohnt in der Einrichtung und hofft, dass er bald in eine eigene Bleibe zieht.
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Friedrichshagen. Wer im „Haus Charlotte“ wohnt, war schon einmal ganz unten. In dem Obdachlosenheim leben 137 Menschen. Gerade wird die obere Etage ausgebaut und Platz für 100 neue Bewohner geschaffen.

Das breite graue Tor ist weit geöffnet. Ein paar Bänke und Tische stehen vor dem Wohnheim und bei schönem Wetter sitzen dort zumeist einige Männer und rauchen. Karl-Heinz ist einer von ihnen. Seit knapp fünf Monaten lebt er in der Einrichtung am Müggelseedamm, Ecke Charlotte-E.-Pauly-Straße. „Ich habe mein Leben selbst vermasselt“, sagt der 66-Jährige leise. Er trank, zahlte keine Miete mehr und flog aus seiner Wohnung raus. „Inzwischen bin ich trocken und mache mich hier nützlich“, fügt er etwas lauter hinzu.

Karl-Heinz hat nämlich den Stromverbrauch der Einrichtung genau im Blick – er liest den Wert täglich ab und trägt ihn in eine Liste ein. Manchmal bringt er auch schwere Müllsäcke nach draußen. Wie er sich seine Zukunft vorstellt, weiß er ganz genau: „Ich habe Aussicht auf eine kleine Wohnung im Allende-Viertel und werde mir auf jeden Fall wieder eine Beschäftigung suchen“, steht für den Köpenicker fest.

Auch Petra, die zierliche Dame mit den auffällig in Pink gefärbten Haaren, lebte vier Wochen im „Haus Charlotte“. „Als ich hier ankam, fühlte ich mich fürchterlich, mein Leben war kaputt“, sagt die 59-Jährige. Persönliche Schicksalsschläge wie den Tod des geliebten Partners und Depressionen hielt sie nicht mehr aus. Eines Tages stand die Mutter von sechs erwachsenen Kindern ohne Bleibe da. „Über die soziale Wohnbetreuung des Bezirks wurde ich nach Friedrichshagen vermittelt“, erzählt sie. Auch sie brachte sich vom ersten Tag an mit ein: half beim Putzen und übernahm kleine Aufgaben. Das fiel dem Heimpersonal positiv auf und schließlich erhielt sie in der Unternehmensgruppe Matthias Große, dem die Einrichtung gehört, einen Job.

Nun ist Petra wieder fünfmal pro Woche in der Einrichtung, vor allem zum Saubermachen und Bettenbeziehen, manchmal hört sie Bewohnern aber auch einfach nur zu. „Mir geht es gut, ich komme sehr gern zur Arbeit hierher“, sagt sie.

Seit der Eröffnung des Wohnheims für Obdachlose im Jahr 2015 haben Heimleiter Mwafak Harnwarneh und sein Team schon 26 Bewohnern Jobs und eine eigene Bleibe beschafft. Zudem sind mittlerweile gut ein Dutzend der Mitarbeiter ehemalige Wohnungslose.

Wie lange jemand in der Unterkunft bleibt, in der es 15,5 Quadratmeter große Doppelzimmer und zwei Familienbereiche gibt, sei unterschiedlich, berichtet Michael-Peter Wiedmann, Projektleiter der Unternehmensgruppe. Auf jeden Fall werden in der Hauptstadt ständig mehr Unterkünfte für Obdachlose benötigt. Deshalb lässt der Betreiber gerade die obere Etage für weitere 100 neue Bewohner ausbauen.

Neben Berlinern und Osteuropäern sind in Friedrichshagen auch Menschen untergebracht, die vor Kriegen aus ihrer Heimat flohen. „Deren Asylstatus ist geklärt, sie mussten die Flüchtlingsunterkünfte verlassen und waren plötzlich obdachlos“, sagt Wiedemann. Der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund erhöhe sich zusehends. Finanziell unterstützt wird der Heimeigentümer vom Jobcenter.

Das Verhältnis zu den Nachbarn sei gut. Einige bringen öfter Kleiderspenden vorbei, Gewerbetreibende manchmal Blumen oder Esswaren. „Wir nehmen natürlich Vorschläge und Hinweise der Anwohner ernst und verlegen beispielsweise unseren Eingang dieses Jahr direkt an den Müggelseedamm“, kündigt Wiedemann an. bey

Autor:

Steffi Bey aus Köpenick

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