Nachbetrachtungen zum Verkauf der Holzmarktstraße

Das Grundstück an der Holzmarktstraße wird derzeit frei geräumt. Ab Frühjahr 2013 soll hier mit den ersten Bauvorhaben begonnen werden. | Foto: Frey
  • Das Grundstück an der Holzmarktstraße wird derzeit frei geräumt. Ab Frühjahr 2013 soll hier mit den ersten Bauvorhaben begonnen werden.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Am Ende spielte das Geld die entscheidende Rolle. Dank eines potenten Schweizer Gönners konnte sich das Konsortium um die Betreiber des Clubs "Kater Holzig", wie berichtet, das Grundstück an der Holzmarktstraße 19-30 sichern.

Die Tochtergesellschaft einer Pensionskasse mit dem Namen "Abendrot" aus Basel erwirbt das Areal und vergibt es jetzt in einem Erbbaurechtsvertrag an die Kater Holzig-Bewerber. Eine Wendung in diesem monatelangen Bieterstreit, die viele überrascht hat.Denn die Verantwortlichen aus der Politik waren davon ausgegangen, dass die Interessenten aus der Clubszene wahrscheinlich mangels entsprechender Finanzmittel den Kürzeren ziehen werden. Deshalb gab es verschiedene Versuche, die Ausschreibung so zu verändern, damit "Kater Holzig", der Wunschkandidat nicht nur des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, hier zum Zug kommen kann.

Gefordert wurde vor allem, beim Bieterverfahren nicht nur das höchste Preisangebot, sondern auch andere Vorgaben als Entscheidungskriterium heranzuziehen. Etwa die Baupläne eines Bewerbers. Denn die Vorstellungen der Bewerber um Kater Holzig stießen auf fast durchgehendes Wohlwollen.

Das Konsortium will eine weniger massive Bebauung, als sie eigentlich erlaubt wäre. Wohnungen für Studenten sollen entstehen. Dazu ein Gründerzentrum und auch wieder ein Club. Versprochen werden außerdem öffentliche Grünflächen sowie ein freier Zugang zum Spreeufer. Gerade das wünschen sich der Bezirk und die Aktivisten von Mediaspree versenken wünschen.

Sie haben allerdings spätestens beim Finale des Grundstückskaufs erfahren, dass es sich auch bei den neuen Eigentümern nicht um einen Wohltätigkeitsverein, sondern ebenfalls um kalkulierende Geschäftsleute handelt, die auch nicht unbedingt auf die Fürsorge der Politik angewiesen sind. Das zeigten sie schon dadurch, dass sie auf einmal den Geldgeber aus der Schweiz aus dem Hut zauberten.

Spannend wird es deshalb, wenn es jetzt an die Feinabstimmung der Bauvorhaben an der Holzmarktstraße geht. Und wie sehr es dort wirklich ein "Spreeufer für alle" gibt.

Zumindest in der Vergangenheit hat Kater Holzig diese Forderungen nur bedingt erfüllt. Bis 2010 betrieben die Macher auf dem Grundstück an der Holzmarktstraße die legendäre Bar25. Legendär vor allem für die Leute, die die Einlasskontrollen überstanden. Und damit sich wirklich kein Unbefugter Zutritt verschafft, wurde die Mauer noch zusätzlich mit Nato-Draht versehen.

In der Debatte der vergangenen Monate war das aber kein Thema. Ebenso wenig, dass die neuen alten Betreiber von zumindest einer Forderung des Bürgerentscheids aus dem Jahr 2008 abweichen werden. Nämlich der nach einem mindestens 50 Meter breiten unbebauten und öffentlichen Uferstreifen. Abgesehen davon, dass dieses Postulat ziemlich illusorisch ist und auch an anderer Stelle nicht eingehalten wird, entzünden sich darum trotzdem regelmäßig hitzige Debatten. Nicht so bei Kater Holzig, die nach eigenem Bekenntnis ebenfalls höchstens 25 Meter an der Spree frei halten wollen. Was aber selbst von den Hardcore-Gegnern aller Spreeraum-Pläne ohne großes Murren akzeptiert wurde. Begründung: Es hätte ohnehin schon viele Ausnahmen gegeben.

Das muss nicht unbedingt gegen Kater Holzig sprechen. Richtig ist auch, dass dessen Ideen zumindest auf dem Papier sehr interessant klingen und sich positiv von vielen Bauprojekten entlang der Spree abheben. Etwas irritierend war trotzdem, mit welcher Vehemenz sich Politiker fast aller Couleur dafür ins Zeug gelegt haben. Ob zu Recht, muss sich erst noch zeigen.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 187× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 166× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 227× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 603× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.