Adel El-Ammar (9) ist Champion im Taekwondo

Adel El-Ammar vor der Trophäenwand im elterlichen Wohnzimmer. | Foto: Frey
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Spandau. Eine Hochburg des deutschen Taekwondo befindet sich in der Spandauer Wasserstadt. Dort wohnt die Familie El-Ammar. Drei ihrer Söhne betreiben diesen Sport und sammeln regelmäßig Titel. Den größten Erfolg gab es jetzt für den Jüngsten.

Denn Adel El-Ammar (9) wurde bei den "1st World Children Taekwondo Championships" am 2. Februar in Sindelfingen (Baden-Württemberg) Weltmeister in seiner Alters- und Gewichtsklasse (32 Kilo). Die internationalen Titelkämpfe für den ganz jungen Nachwuchs wurden in diesem Jahr zum ersten Mal ausgetragen. Dass Adel sich jetzt in der familieninternen Rangliste an die Spitze setzte, verdankt er nicht zuletzt dem Vorbild seiner älteren Brüder. Firras (14) wurde im vergangenen Jahr Deutscher Meister. Hassan (18) ist Mitglied des Nationalteams. "Er hat die beiden schon früh beim Taekwondo beobachtet und wollte es ihnen nachmachen", erzählt Vater Mahmoud El-Ammar, der ebenso wie seine Frau Nawal natürlich sehr stolz auf die Erfolge ihrer Jungs sind. Nicht nur die vielen Pokale, die akkurat im Wohnzimmer aufgereiht sind, zeugen davon.

Schon mit sechs Jahren und damit dem Mindestalter für Taekwondo meldete sich Adel zum regelmäßigen Training im Verein. Dort wurde sein Talent schnell erkannt. "Die haben mich bald in eine andere Gruppe genommen", erzählt der Neunjährige. 2009 stand er als Zweiter der "International Berlin Open" das erste Mal auf dem Treppchen. Im selben Jahr folgte der Gewinn der Ostdeutschen Meisterschaft. Seither gab es 13 weitere Titel mit der WM als absolutem Höhepunkt.

Taekwondo mache ihm einfach Spaß, sagt Adel. "Ich muss schnell sein, genau schauen, wann ich angreifen kann oder mich verteidigen muss." Denn die koreanische Kampfsportart unterscheidet sich von ähnlichen Disziplinen, wie etwa Karate vor allem durch eine größere Dynamik. Außerdem spielt auch das Einsetzen der Füße um Treffer zu landen, eine wichtige Rolle. "Ich habe einen tollen Trainer, der mir eine Menge beigebracht hat." Und die Erfolge sorgen natürlich für zusätzliche Motivation.

An drei Tagen in der Woche trainiert Adel inzwischen und nimmt dafür jedes Mal einen langen Weg in Kauf. Denn sein Verein Elite Berlin für den er und seine Brüder an den Start gehen, sitzt in Neukölln. Das bedeutet jeweils eine Stunde Hin- und Rückfahrt. "Manchmal kommt der Junge erst abends um halb Zehn nach Hause", erzählen seine Eltern.

Den Neunjährigen scheint das aber ebenso wenig zu stören, wie die vielen Wochenenden, die er inzwischen bei Wettkämpfen verbringt. "Dort lernt man eine Menge Leute kennen, die alle das gleiche Hobby haben", berichtet er. Das galt gerade für die WM, wo rund 1000 Kinder an den Start gingen. "Viele von uns haben gemeinsam in einer Turnhalle übernachtet", erzählt Adel weiter.

Spätestens sein Auftritt dort hat ihn bei der internationalen Taekwondo-Gilde bekannt gemacht. Vier Kämpfe musste er bis zum Titel bestreiten. Drei gewann er souverän nach Punkten, bei einem gab sein Kontrahent schon nach kurzer Zeit auf. Im Finale stand er einem schwedischen Vertreter gegenüber und besiegte auch ihn klar mit 9:2.

Bei so viel Erfolg hat der Nachwuchsstar schon jetzt ein klares Karriereziel. "Ich möchte irgendwann bei den olympischen Spielen antreten." Realistisch betrachtet könnte das vielleicht 2020 Wirklichkeit werden. Gegen solche Pläne haben seine Eltern nichts einzuwenden, so lange die Schule nicht unter Taekwondo leidet. "Das ist, wie bei seinen Brüdern nicht der Fall, ganz im Gegenteil", sagt Vater Mahmoud und freut sich. Die Begeisterung für den Sport sei sogar ein Antrieb, in der Schule ebenfalls gute Leistungen zu bringen, meint der ehemalige Kickboxer. Und auch solche Dinge wie Respekt und Fairness würden dort vermittelt.

Vielen Jugendlichen fehle aber eine solche sinnvolle Freizeitbeschäftigung, hat Mahmoud El-Ammar beobachtet. "Ich überlege deshalb schon länger, in der Wasserstadt regelmäßigen Taekwondo-Unterricht anzubieten", erzählt er. Beim Bezirk habe er auch schon nach einem Raum nachgefragt, aber bisher ohne Ergebnis. "Mein ältester Sohn würde dort das Training machen." Und eines Tages vielleicht auch Adel. Sportstunden beim Weltmeister, das wäre sicher ein Zugpferd.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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