Lesen führt zum Schreiben: Suttner-Schüler studierten akribisch Akten und Literatur

Körber-Vorstand Thomas Paulsen, Shereef Alexander Salzmann, Thorsten Koch, Jason Witte und Bildungsstaatssekretär Mark Rackles. | Foto: Körber-Stiftung / David Ausserhofer
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Reinickendorf. Leseförderung bedeutet nicht nur, Kinder für Bücher zu begeistern. Sie besteht auch darin, diese Begeisterung so zu verstetigen, dass der eine oder andere Leser selbst Lesenswertes für andere produziert. Wie die Schüler des Europäischen Gymnasiums Bertha von Suttner, Shereef Alexander Salzmann und Jason Witte.

Die Arbeit hat ausgedruckt 44 Seiten, dazu kommt ein Anhang mit fünf Blättern, unter anderem Literatur- und Quellenverweise. Das Werk mit dem Titel „Bleiben Sie in diesem Toleranzbereich!“ liest sich spannend und informativ, für den Zeitgenossen wie für den zeitgeschichtlich Interessierten. Die beiden Suttner-Schüler Shereef Alexander Salzmann und Jason Witte, die jetzt auf das Abitur zusteuern, haben sich für den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2014/2015 die Rolle der evangelischen Kirche in der DDR angesehen, am Beispiel der Auferstehungsgemeinde in Ostberlin von 1961 bis 1989. Mit ihrer Forschungsarbeit überzeugten sie die Jury: Sie wurden mit dem Landespreis ausgezeichnet, der Preis wurde im vergangenen Oktober im Deutschen Historischen Museum überreicht.

Es war im Jahr 1973, als der der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann (SPD) gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmer Kurt A. Körber den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ins Leben rief. Er gilt seitdem als der renommierteste historisch-politische Wettbewerb für Jugendliche unter 21 Jahren in Deutschland. Im Auftrag des Staatsoberhauptes richtet die Körber-Stiftung den Wettbewerb alle zwei Jahre aus. Der aktuelle Wettbewerb stand unter dem Thema: „Anders Sein – Außenseiter in der Geschichte“. Im September 2014 folgten Shereef Alexander Salzmann und Jason Witte dieser Aufforderung. Die beiden Schüler erkundeten die Geschichte der Ausgrenzung von evangelischen Christen in der DDR am Beispiel der evangelischen Auferstehungsgemeinde im ehemaligen Ostberliner Stadtbezirk Friedrichshain. Die beiden Schüler, die auch den Leistungskurs Geschichte der „Bertha“ – wie die Suttner-Schüler ihre Schule auch gerne nennen – belegen, forschten neben dem regulären Unterricht an zahlreichen Originalunterlagen, die sie selbst recherchierten.

Aktenstudium im Landesarchiv

Im Berliner Landesarchiv am Eichborndamm werteten sie eine Vielzahl von Akten des vormaligen Stadtbezirks Friedrichshain und des Ostberliner Magistrats in der Zeit ab dem Mauerbau 1961 aus. Zusätzlich zogen sie Spitzelberichte aus den Archiven des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR heran und führten Zeitzeugengespräche, unter anderem mit der heute in Hessen lebenden, damaligen Gemeindepfarrerin Christa Sengespeick-Roos.

„Der Umgang mit dem Anders Sein ist nicht nur ein aktuelles Phänomen. Er durchzieht die Geschichte und aus ihr zu lernen, ist ein spannendes Vorhaben.“ stellen die beiden Preisträger fest. Im Deutschen Historischen Museum wurden sie für ihre mühevolle Arbeit, die es mit Arbeiten im Grundstudium an der Hochschule aufnehmen kann, vom Berliner Staatssekretär für Bildung, Mark Rackles (SPD), und dem Vorstandsmitglied der Körber-Stiftung Dr. Thomas Paulsen mit dem Landespreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet.

Das Europäische Gymnasium Bertha von Suttner ist nach den Jahren 2011 und 2013 zum dritten Mal in Folge mit Landespreisen bei diesem renommierten Wettbewerb ausgezeichnet worden. „Die Erfolge und die Begeisterung unsere Schüler für die Vergangenheit machen uns stolz. Wir fördern ihre Neugier mit einer engagierten Begleitung in der Wettbewerbsphase, die unseren Schülern auch vertiefte Erfahrungen in das wissenschaftspropädeutische Arbeiten ermöglicht. Damit werden sie auf ein späteres Studium sehr gut vorbereitet“, freut sich die Schulleiterin der „Bertha“, Etta Ites-Pätzold. CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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