Historisches Flair fürs Rittergut: Das Spandauer Tor hat seinen Glanz verloren

Gebaut im neogotischen Stil sollte das Spandauer Tor mittelalterlichen Glanz zurückbringen. | Foto: Ulrike Kiefert
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Wer aus Kladow kommend auf dem Ritterfelddamm in Richtung Potsdamer Chaussee unterwegs ist, entdeckt linker Hand ein großes, neogotisches Eingangsportal. Stark verwittert macht es jedoch wenig neugierig darauf, was sich dahinter verbirgt.

Es könnte die vergessene Kulisse aus einem Märchenfilm sein: das Spandauer Tor an der Ecke Ritterfelddamm und Gutsstraße. Mit seinen Rundbogenfenstern und angespitzten Torbogen sieht es ein bisschen so aus, als wäre es aus der Zeit gefallen. Ohne den Blick des Romantikers aber ist es schlichtweg nur das glanzlose Gegenstück zum top sanierten Potsdamer Tor auf Groß Glienicker Seite.

Zwischen beiden Toren liegt der Gutspark Groß Glienicke und damit beginnt die Geschichte des historischen Relikts. Im 14. Jahrhundert war dort ein Rittergut, aus dem später Groß Glienicke entstand und das häufig seinen Besitzer wechselte. 1572 erwarb Georg von Ribbeck, Kurbrandenburgischer Amtshauptmann in Spandau, das Anwesen. Seine Familie lebte dort mehr als 200 Jahre und zwar bis 1788. Zu dieser Zeit wurde dort auch der erste Garten angelegt. Das Spandauer Tor bauten 1867 aber erst die späteren Gutsherren, die Familie Berger-Landefeldt. Der neogotische Stil des Eingangsportals sollte historisches Flair auf das Gut bringen. Denn zahlreiche Umbauten ließen von den mittelalterlichen Gutsgebäuden keines mehr im Original erhalten. Der letzte Gutsbesitzer war Otto von Wollank, der 1903 das Potsdamer Tor errichtete und sich für eine Straße einsetzte, die den Hauptverkehr um das Gut herumleiten sollte – die heutige Potsdamer Chaussee. Die Gutsstraße als Zufahrt zum Rittergut Groß Glienicke wurde für den Durchgangsverkehr gesperrt und ist es bis heute.

Nach 1945 wurde Groß Glienick geteilt

Nach 1945 wurde Groß Glienicke mitten durch seinen See geteilt, das Gebiet bis zum Ritterfelddamm gehörte von nun an zu Berlin-Kladow. Das 1886 erbaute Schloss des Gutsbesitzers Berger-Lengenfeld war im Sommer 1945 abgebrannt.

Ab 1961 war der Gutspark dann Sperrgebiet. Die DDR-Grenze teilte den Park, ein kahler Grenzstreifen wurde angelegt und auf Kladower Seite entstand ein Campingplatz. Die Straße durch den Gutspark war davor die einzige Verbindung von Groß Glienicke nach Spandau. Daher stammt die Bezeichnung Potsdamer und Spandauer Tor an den Parkeingängen.

Wer heute mit dem Rad dem Mauerweg folgt, fährt dort unweigerlich hindurch und findet am Mauerradweg 6 an der Gutsstraße das letzte existierende Teilstück der Mauer in Spandau. Auf der Rückseite des Spandauer Tors hat sich Gewerbe niedergelassen. Für die märchenhafte Kulisse braucht es also viel Fantasie.

Gebaut im neogotischen Stil sollte das Spandauer Tor mittelalterlichen Glanz zurückbringen. | Foto: Ulrike Kiefert
Hinter der Mauer hat sich Gewerbe angesiedelt. | Foto: Ulrike Kiefert
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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