40 Jahre im Dienst der Bildung

Jürgen Vinzelberg verlässt seinen Arbeitsplatz. | Foto: Ralf Drescher
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Köpenick. Wenn Anfang September das neue Schuljahr beginnt, ist Jürgen Vinzelberg (63) nicht mehr dabei. Dann ist der langjährige Schulleiter des Emmy-Noether-Gymnasiums im Ruhestand.

Vinzelberg stammt aus Magdeburg, hat in Halle studiert und ist diplomierter Biologie- und Chemielehrer.

„Ich kam 1976 in die damalige Paul-Robeson-Schule in Oberschöneweide“, erzählt Jürgen Vinzelberg. Dort unterrichtete er Biologie und Chemie. Ein Aufstieg zum Schulleiter war nicht möglich, weil „vier Gramm Blech am Jackenkragen“ – das SED-Parteiabzeichen – fehlten, wie Vinzelberg verschmitzt erzählt. Dafür kam seine Chance 1990. Im Sommer kam der gerade frisch gewählte SPD-Bildungsstadtrat Hans-Joachim Munte zu Jürgen Vinzelberg nach Hause. „Er hat mich direkt gefragt, ob ich meine Schule übernehmen würde. Ich habe sofort zugesagt und war ab September 1990 Schulleiter. Wir haben in wenigen Wochen das westliche Schulsystem aufgebaut. Oberschöneweide hatte seit Jahrzehnten wieder ein Gymnasium“, erinnert sich Jürgen Vinzelberg.

Die alten Schulnamen wurden gestrichen, mehrere Jahre trug das Gymnasium nur eine Nummer. Seit 1994 war Vinzelbergs Schule nach dem Chemiker Linus Pauling (1901-1994) benannt. Gemeinsam mit dem Bezirksamt hat der engagierte Schulleiter internationale Kontakte aufgebaut. Im Rahmen der United Games fuhren Schüler regelmäßig nach Österreich, Tschechien oder an den Balaton.

Vor zehn Jahren gab es dann eine ganz besondere Herausforderung. Wegen gesunkener Schülerzahlen sollten Gymnasien zusammengelegt werden. Das Linus-Pauling-Gymnasium war für die Fusion mit der Nelly-Sachs-Schule bestimmt. Zur „Hochzeit“ gab es vom Bezirk ein neu hergerichtetes Gebäude am Rand des Allende-Viertels. „Ich war plötzlich für rund 100 Lehrer und 1200 Schüler verantwortlich“, erinnert sich Jürgen Vinzelberg. Und die neue Einrichtung hatte statt eines Namens nur die Schulnummer der Berliner Bildungsverwaltung. Aus 09y11 wurde nach vielen Vorschlägen und mit Beteiligung von Lehrern, Schülern und Eltern das heutige Emmy-Noether-Gymnasium. „Wir haben uns für die Namensfindung zwei Jahre Zeit gelassen und sie gegen Widerstände von Anwohnern durchgesetzt, die unbedingt Salvador Allende als Namenspatron wollten“, sagt Vinzelberg. Im Schulgebäude gab es früher eine Gesamtschule, die nach dem früheren chilenischen Präsidenten benannt war. Mit deren Schließung war der Name jedoch entfallen.

Heute gehört das Emmy-Noether-Gymnasium zu den erfolgreichsten Schulen im Bezirk. Von 113 Schülern der 12. Klassen haben gerade 108 ihr Abitur abgelegt, mit einem Durchschnitt von 2,29. Und 33 Abiturienten durften sich über sehr gute Prüfungsergebnisse bei Durchschnitten von 1,0 bis 1,9 freuen. Am 20. Juli erhalten sie in der letzten Amtshandlung von Jürgen Vinzelberg ihre Zeugnisse, dann geht er nach 40 Jahren im Schuldienst in den verdienten Ruhestand.

„Künftig habe ich wieder mehr Zeit für meinen kleinen Garten in Köpenick Nord“, freut er sich schon jetzt. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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