Kubistische Wirklichkeit: Graphothek Berlin zeigt Werke von Ludwig Gebhard

Ludwig Gebhard war ein Meister des Farblinolschnitts. | Foto: Christian Schindler
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Märkisches Viertel. Kubismus und Konstruktivismus sind Stilrichtungen, mit denen sich der aus dem oberpfälzischen Tiefenbach stammende Ludwig Gebhard (1933 – 2007) Zeit seines Lebens auseinandersetzte. Die Vielfalt von Gebhards Werk ist jetzt in der Graphothek Berlin zu bestaunen.

Vor den Stellwänden mit den Arbeiten Ludwig Gebhards hat der Betrachter die Wahl. Linksherum führen Bilder mit Zahlen zu geometrischen Formationen, rechts herum geht es entlang an Porträts und anderen Menschenbildern.

Egal welchen Weg der Betrachter nimmt, er sieht schnell, dass es für Gebhard keine Trennung von Abstraktion und einer wie auch immer noch erkennbaren Wirklichkeit gab. Wer sich auf dem Farblinolschnitt „Futuristenjause“ von 2000 die Winkel der abstrakten Konstruktionen genau ansieht, kommt dem Spaß schnell auf die Spur, den sich der Künstler mit den Futuristen erlaubt. Diese träumten von perfekter Technik, doch wer sich auf ihre (von Gebhard interpretierte) Technik verlassen würde, wäre schnell verloren. Kanten und Ecken passen dann doch nicht richtig.

Aus Quadraten und Kreisen werden Gesichter

Wie sehr Gebhard über die Konstruktion des Bildes hinaus die Wirklichkeit im Blick hat, wird besonders deutlich bei den Porträts. Da sind die geometrischen Grundformen wie Quadrate und Kreise zu sehen, die eigentlich schon ausreichen, ein Gesicht zu skizzieren. Geschwungene Linien verbinden die Formen, die dann ganze Gestalten erkennen lassen.

Und diese Gestalten haben es nicht nur im Wortsinn in sich. „Venus und Amor“ von 1995, mit dem göttlichen Liebesboten gewissermaßen als Kopffüssler, ruft die gesamte europäische Kunstgeschichte auf. Der hatte sich Gebhard verschrieben, seit er von 1959 bis 1965 Malerei und Graphik bei Prof. Ernst Geitlinger an der Akademie der Bildendende Künste in München studierte.

In den 70ern brachte er Kritiker zum Gähnen

Da war es nach der Kunstdiktatur der Nationalsozialisten für die Künstler schon lange üblich, abstrakt zu arbeiten. Was denn auch angesichts erster Ausstellungen Gebhards in den 1960er Jahren Kritiker zum Gähnen brachte, wie der Autor eines Katalogs von 1973 bissig bemerkte. Da war Gebhard längst etabliert, und der Kunstwelt war längst klar geworden, dass Gebhard vor allem mit der komplizierten graphischen Technik des Linolschnitts Abstraktion nicht einfach als Mode nachmachte, sondern immer wieder ihre Grenzen erfolgreich austestete oder überschritt. Folgerichtig heißt denn auch die Ausstellung im Märkischen Viertel „Perpektiven“.

Die Ausstellung „Ludwig Gebhard. Perspektiven“ ist noch bis zum 31. August bei freiem Eintritt montags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr, dienstags von 13 bis 17 Uhr und freitags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. CS

Weitere Infos, auch zu Möglichkeiten der Ausleihe, unter www.graphothek-berlin.de.
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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