Standesbeamte halten Trauungen und Geburten fest

Wer sich für den Beruf des Standesbeamten interessiert, muss erst eine Ausbildung in der Verwaltung machen. | Foto: Patrick Pleul
2Bilder
  • Wer sich für den Beruf des Standesbeamten interessiert, muss erst eine Ausbildung in der Verwaltung machen.
  • Foto: Patrick Pleul
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Sylvia Brenke trauert manchmal der Zeit hinterher, als die Personenstandsdaten noch in Büchern und nicht digital verfasst wurden.

"Darin habe ich sehr gerne geblättert", sagt sie. Brenke, 53, arbeitet seit über 30 Jahren als Standesbeamtin. Seit 2000 ist sie Leiterin des Standesamts in Charlottenburg-Wilmersdorf. Knapp 5000 Ehen und 300 Lebenspartnerschaften hat sie in dieser Zeit beurkundet. An Sonnabenden im Sommer sind es manchmal zehn am Stück.

Die Trauungen machen aber nur einen kleinen Teil von ihrem Job aus. Die Haupttätigkeit ist die Sachbearbeitung, erklärt Paul Ebsen, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit. Die Fachkräfte sind in der Verwaltung eine Art Notar des Bürgers. Sie nehmen Geburten und Todesfälle auf, prüfen die Ehe- oder Adoptionsfähigkeit und kümmern sich um Fragen der Namensführung. Wollen Eltern ihrem Nachwuchs einen außergewöhnlichen Namen geben, sind es Standesbeamte, die entscheiden, ob das geht.

Rund 30 000 Standesbeamte gibt es bundesweit, sagt Gerhard Bangert. Er ist Studienleiter an der Akademie für Personenstandswesen und bildet seit 24 Jahren Standesbeamte aus. Gleich nach der Schule kann niemand den Job machen. Wer sich dafür interessiert, muss zunächst eine Ausbildung in der Verwaltung absolvieren und etwa die Beamtenlaufbahn im mittleren oder gehobenen Dienst durchlaufen, erklärt Ebsen. An vielen Orten werden mittlerweile auch Verwaltungsfachangestellte eingesetzt, die nicht verbeamtet sind.

Das Besondere an Brenkes Job sind die Trauungen. Dabei erlebt sie immer wieder skurrile Situationen. Neulich kam ein Paar - wie erbeten - 15 Minuten vor der Trauung im Standesamt an. Die Trauzeugen wurden aufgenommen, später die gewünschte Musik aufgelegt. Brenke sprach wie immer ein paar nette Worte zur Begrüßung, dann folgte die Trauung, beide sagten "ja" und küssten sich. Soweit alles ganz normal. Allein: Die Frau hatte sich gerade zum siebten Mal getraut - zum zweiten Mal bei ihr. "Sie will ich hier nicht mehr sehen", sagte Brenke danach zu ihr - halb im Scherz, halb im Ernst.

Wer sich für den Beruf entscheidet, sollte gern mit Menschen umgehen und offen für Neues sein, sagt Bangert. Die Fachkräfte müssten sich auf die unterschiedlichsten Fallkonstellationen einstellen. Außerdem müssen Standesbeamte entscheidungsstark sein. "Was er entscheidet, kann hinterher nur noch ein Gericht korrigieren", sagt Bangert.

dpa-Magazin / mag
Wer sich für den Beruf des Standesbeamten interessiert, muss erst eine Ausbildung in der Verwaltung machen. | Foto: Patrick Pleul
Sylvia Brenke ist Leiterin des Standesamts in Charlottenburg-Wilmersdorf und traut seit 30 Jahren Paare. | Foto: Franziska Koark
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.