Kiezmutter im Hauptberuf: Manal Yousif aus Moabit ist die erste festangestellte Brückenbauerin zu Migranten

Sandra Scheeres (Mitte) und Sibylle Büchele präsentierten Anfang April Berlins erste Kiezmutter in Festanstellung, Manal Yousif (links).
  • Sandra Scheeres (Mitte) und Sibylle Büchele präsentierten Anfang April Berlins erste Kiezmutter in Festanstellung, Manal Yousif (links).
  • hochgeladen von Hendrik Stein

Die Suche nach einem Kitaplatz für seine beiden kleinen Kinder schien aussichtslos zu sein. Dann lernte der Witwer aus Syrien Manal Yousif kennen.

Die gebürtige Irakerin ist Kiezmutter. Sie ist erfahren. Seit 2003 lebt sie mit Mann und drei Kindern in Berlin. Seit 2011 engagiert sich Manal Yousif, die in ihrer früheren Heimat als Chemielehrerin gearbeitet hat, als Brückenbauerin für Flüchtlingsfamilien und Familien mit Migrationshintergrund im Familiencafé des Familienzentrums Moabit-Ost in der Rathenower Straße 17. Zwei Jahre lang war sie zudem Integrationslotsin. Manal Yousif begleitete den syrischen Vater auf seiner Suche nach einer Tagesunterbringung seiner Kinder. „Er hat eine Kita gefunden“, sagt sie stolz.

Seit 3. April hat Manal Yousif, die fließend Deutsch, Arabisch, Aramäisch und Englisch spricht, eine feste Anstellung als Stadtteilmutter. Sie ist am Familienzentrum „angedockt“ und gehört nun zum Team. Dass Manal Yousif ihr Engagement als Beruf ausüben kann, liegt am erweiterten Kiezmütterprogramm des Berliner Senats. Zur offiziellen Vorstellung der ersten Berliner Berufskiezmutter war Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) extra nach Moabit gekommen.

Das hat seinen Grund. Das Familienzentrum im Zille-Haus, das von der gemeinnützigen Fokus plus GmbH getragen wird, gehörte zu den ersten 24 Berliner Familienzentren, die im Herbst 2012 gegründet wurden. Das interkulturelle Zentrum arbeitet mit zwei Moabiter Kitas zusammen. Das Angebot des Familienzentrums unter Leitung von Sibylle Büchele ist so bunt und vielfältig wie seine Besucher. „Wir haben eine tolle Mischung“, sagt Sibylle Büchele und meint beides.

Für Senatorin Scheeres sind die Kiez- oder Stadtteilmütter ein wichtiges Bindeglied zwischen Migrantenfamilien und Berliner Institutionen, von den Jugendämtern bis zur Kita und Schule. Derzeit sind 120 Mütter in den drei Bezirken Neukölln, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg tätig. „Sie begegnen den Familien direkt und auf Augenhöhe in ihrer Muttersprache, zu Hause und dort, wo sie gerade sind“, so die Senatorin. Sie beantworten wichtige Fragen zur Erziehung, Gesundheitsversorgung, zum Erwerb der deutschen Sprache und zu Bildungsangeboten. Sie seien Vorbilder für die Familien, sagt Sandra Scheeres. „Ich helfe, die deutsche Kultur kennenzulernen“, ergänzt Manal Yousif.

In jedem der gegenwärtig zwölf Familienzentren in den Berliner Bezirken wird es eine festangestellte Kiezmutter geben. Die Senatorin will berlinweit insgesamt 36 Familienzentren schaffen, in jedem Bezirk vier. Im Juni gehen die nächsten sechs Zentren an den Start, 2019 weitere sechs. Und jedes Familienzentrum soll eine Stadtteilmutter beschäftigen. Im Berliner Doppelhaushalt 2018/2019 stehen für das Kiezmütterprogramm pro Jahr 350 000 Euro zur Verfügung.

Manal Yousif ist noch dabei, ihre neue Arbeitsstätte und alle Kollegen näher kennenzulernen. Sie hat bereits viele Ideen, die sie umsetzen möchte. Da zu Yousifs Arbeitsbeginn noch Osterferien waren, haben die allermeisten Besucher des Familienzentrums sie noch nicht kennengelernt. „In den nächsten zwei Wochen werden sie merken, wer Manal ist“, sagt Sibylle Büchele. „Ich bin zuversichtlich, dass das Angebot angenommen wird“, pflichtet Senatorin Scheeres bei.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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