Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule: Zwei Schulen, ein Name, ein Konzept

Arbeiten zusammen: Elternvertreterin Manuela Weininger-Kühn (rechts) dankte den beiden Schulleiterinnen Eva Schmoll (l.) und Ulrike Burkhardt (m.). ^Foto: K. Menge | Foto: K. Menge
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Steglitz-Zehlendorf. Die Nikolaus-August-Otto Oberschule und die Grundschule Am Rohrgarten bilden die erste Gemeinschaftsschule im Bezirk. Künftig heißen die fusionierten Schulen Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule. Die Fusion wurde am 24. Juni mit einem Festakt und einem großen Schulfest gefeiert.

Die neue Gemeinschaftsschule ist nicht nur etwas Besonderes, weil sich die Grundschulbereich und Sekundarschulbereich an zwei unterschiedlichen Standorten befinden: die Grundschule in Zehlendorf, ab der siebenten Klasse geht es in Lichterfelde weiter. Auch das Konzept ist ungewöhnlich: von der ersten bis zur 13. Klasse werden die Prinzipien der Montessoripädagogik angwandt: Die Schüler werden in jahrgangsgemischten Klassen bis zur zehnten Klasse unterrichtet, Noten gibt es erst ab Klasse neun und besonderer Wert wird auf Wertschätzung, Vertrauen in die Schüler, Eigenverantwortung und Selbstständigkeit gelegt.

Der Weg zur Fusion war lang und schwierig. Daran erinnerten die beiden Schulleiterinnen Eva Schmoll (Sekundarbereich) und Ulrike Burkhardt (Grundschulbereich) auf der Festveranstaltung zur Namensgebung. Im Rahmen der Schulstrukturreform und der Abschaffung der Hauptschulen in Berlin sollte die Nikolaus-August-Otto-Schule mit einer Realschule zusammengehen. Die Schule fürchtet um den Verlust ihres besonderen und sehr erfolgreichen Konzeptes „Ottos Lernwerkstatt“. Es besteht aus Unterricht in kleinen, jahrgangsgemischten Gruppen, Worturteilen statt Noten, Seminaren für die Eltern.

Die beiden Schulleiterinnen lernten sich kennen und stellten fest, dass beide nach ähnlichen Prinzipien unterrichteten. Dazu kam, dass die Rohrgarten-Grundschule auf Wunsch der Eltern nach Möglichkeiten suchte, auch in der Oberschule das Montessori-Konzept weiterführen zu können. Das Konzept von Ottos Lernwerkstatt überzeugte die Eltern und die Idee für eine Gemeinschaftsschule stieß auch bei den Schulämtern auf offene Ohren. 2010 startete schließlich das Pilotprojekt Gemeinschaftsschule und damit auch der erfolgreiche Kampf um eine gymnasiale Oberstufe. 2017 werden die ersten Schüler hier ihr Abitur machen.

Mit dem Namen Anna Essinger (1879-1960) wird an die jüdische Reformpädagogin erinnert, die sich an der Montessori-Pädagogik orientierte. Sie gründete und leitete von 1926 bis 1933 das Schullandheim Herrlingen, in das jüdische und nicht jüdische Kinder aus allen sozialen Schichten aufgenommen wurden. Dort sollte nicht nur der Intellekt geschult, sondern auch Herz und Hand am Unterrichtsgeschehen beteiligt sein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Anna Essinger 1933 mit den jüdischen Kindern nach England.

Mit der Anna-Essinger-Gemeinschaftsschule wird das Bildungsangebot im Bezirk erweitert. Die Schule war in diesem Jahr für den Deutschen Schulpreis nominiert.

Anlässlich der Namensgebung wurde ein Baum zu Ehren von Anna Essinger gepflanzt und ein Erinnerungsstein vor der Schule eingelassen. KM

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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