Angebliche Nazis waren Treitschke-Gegner

Steglitz-Zehlendorf. Die offizielle Gekenkveranstaltung zu den Novemberpogromen 1938 auf dem Hermann-Ehlers-Platz wurde am 10. November gestört. Was zunächst als antisemitische Demonstration aussah, richtete sich tatsächlich gegen den Historiker Heinrich von Treitschke.

Bei der Gedenkveranstaltung waren Demonstranten mit selbstgemalten Tafeln aufgetaucht. Zwei 60-Jährige forderten die "sofortige Umbenennung der Treitschkestraße" in Steglitz. Die Begründung war auf einem zweiten Schild zu lesen. "Treitschke war ein Antisemit. Er schrieb: "Die Juden sind unser Unglück."

Mit Beginn der Rede von Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) gingen zwei Polizisten zu den Demonstranten und diskutierten mit diesen. Am Montag verbreitete die Polizei dann die Mitteilung: "Während eines Redebeitrags des Bezirksbürgermeisters hoben zwei Männer Pappschilder mit antisemitischen Parolen hoch." Zwei Tage später kam dann das Dementi. "Nach dem aktuellen Ermittlungsstand" sei nur "ein antisemitisches Zitat des 1834 geborenen Historikers Heinrich von Treitschke" verwandt und "die vor einem Jahr abgelehnte Umbenennung der Steglitzer Treitschkestraße thematisiert worden sein", heißt es in der Polizeimeldung. Die Tilgung des Namens "Treitschke" für die Querstraße der Schloßstraße war in einem Referendum der Straßenbewohner 2012 abgelehnt worden.

Für den Bezirk ist nach Kopps Worten das Thema erledigt. Eine Veranstaltung wie die am 10. November sei für die Argumentation gegen Treitschke "weniger geeignet." Die Nebenkundgebung nannte der Bezirkschef daher auch "unpassend." Klar sei, dass nach dem 1896 verstorbenen Reichstagsabgeordneten heute keine Straße mehr benannt würde. Den Straßennamen stellt die SPD indes auf Bezirksverordnetenversammlungen immer wieder zur Debatte.

Martinus Schmidt / mst
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Lokalredaktion aus Mitte

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