Bezirk setzt auf Freiwillige bei der Seniorenbetreuung
Zehlendorf. Personalmangel im Sozialwesen führt dazu, dass immer mehr Freiwillige Aufgaben wahrnehmen. Ohne sie wäre die Arbeit in den Seniorenzentren nicht zu leisten. Aufgeben will der Bezirk sie nämlich nicht.
In der Seniorenbetreuung sind immer mehr Menschen aktiv, die sich längst zur Ruhe gesetzt haben könnten. Die dünne Personaldecke macht es nötig. Für Weihnachtsveranstaltungen im Hertha-Müller-Haus oder im Hans-Rosenthal-Haus etwa gab es Karten ausschließlich im zehn Kilometer entfernten Rathaus Lankwitz in der Leonorenstraße - eine Entfernung, die mit der BVG 40 Minuten dauert. Im Hertha-Müller-Haus (HMH) führt Ilse Piosik die Geschäfte eines Fördervereins. Die kinderlose Berlinerin kam vor 60 Jahren mit ihrem Mann aus Friedrichshagen: "Ich bin seit 18 Jahren die Ansprechpartnerin für dieses Haus." Seit gut 30 Jahren Witwe, kam sie über eine Ausstellung in die Freizeitstätte an der Argentinischen Allee. Als 86-Jährige könnte sie sich eigentlich zur Ruhe setzen. "Doch dann sitzt man zuhause und kriegt Alzheimer", erklärt sie. Als langjährige Buchhalterin fühlt sie sich "in der Lage, Menschen zu helfen." 4000 Menschen kommen jeden Monat in das HMH, davon 90 Prozent Frauen.
Unersetzlich fühlt Piosek sich nicht. Einen Nachfolger würde sie einarbeiten, versichert sie.
Die Freiwilligenarbeit schätzt auch der Bezirk. "Ohne Fördervereine können wir die sieben Freizeiteinrichtungen nicht aufrechterhalten", sagt Bürgermeister Norbert Kopp. Dafür hat Steglitz-Zehlendorf im Moment kein hauptamtliches Personal. Die Situation sei gerade im Sozialwesen angespannt. Dort werde gute Arbeit vom Land Berlin nicht anerkannt, wenn etwa durch gründliche Prüfung Geld gespart würde. Die Seniorenbetreuung ist laut Kopp "ein wichtiges Thema."
Schließlich seien 60 Prozent der Bevölkerung Steglitz-Zehlendorfs 60 Jahre oder älter. Diese würden immer rüstiger. "Ganz herausziehen darf sich der Bezirk aus den Senioren-Einrichtungen nicht", versichert Kopp. Die Jugendfreizeiteinrichtungen stelle auch niemand in Frage. Der Bürgermeister sieht eine Verpflichtung des Bezirks, entsprechende Angebote zu machen. Die Fördervereine seien ein großer Fortschritt. Er sei sich aber auch der Verantwortung bewusst, Ehrenamtliche nicht zu überfordern.
Martinus Schmidt / mst
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