Etwas tun statt nur zu meckern: Anwohner gestalten in Quartiersräten ihr Umfeld

Newroz Yildiz und Bettina Winkelmann arbeiten gemeinsam für ihren Kiez rund um den Letteplatz. | Foto: Michael Vogt
3Bilder
  • Newroz Yildiz und Bettina Winkelmann arbeiten gemeinsam für ihren Kiez rund um den Letteplatz.
  • Foto: Michael Vogt
  • hochgeladen von Michael Vogt

„Für mich war es ein bisschen wie die Rückkehr zu den eigenen Wurzeln“, sagt Bettina Winkelmann schmunzelnd. Die „Urberlinerin“ lebt seit sechs Jahren im Lettekiez und engagiert sich seit einigen Monaten im dortigen Quartiersrat.

„Aufgewachsen bin ich in der Reinickendorfer Sommerstraße“, erzählt sie. Dann habe sie 45 Jahre in Augsburg verbracht, dort eine Familie gegründet und als Reisebegleiterin gearbeitet. „ Durch meinen Beruf habe ich den Kontakt zu Berlin nie verloren – und nach meiner Rückkehr bot das Quartiersmanagement einen willkommenen Anknüpfungspunkt an das soziale Leben direkt vor der eigenen Haustür.“

Etwas tun statt nur zu meckern – dieser Trend zeugt von einer neuen Beteiligungskultur in den Kiezen der Hauptstadt. So wie Bettina Winkelmann bringen sich inzwischen über 1000 Berliner in den Quartiersräten der 34 Quartiersmanagementgebiete ein. Die Mitglieder in den Quartiersräten werden von den Anwohnern gewählt. Diese Form der Mitgestaltung des eigenen Umfelds startete 1999 als Bund-Länder-Städte-Förderprogramm. Heute ist die Spannbreite an Projekten in den Quartieren sehr groß, sie reicht von Elterncafés und Angeboten zur Sprachförderung bis hin zu Praktikumsbörsen und konkreter Wohnumfeldgestaltung.

Träger des Quartiermanagements Letteplatz, das seine Arbeit 2009 aufgenommen hat, ist der hiesige Mieterverein. Quartiersmanager Newroz Yildiz ist begeistert von dem Konzept: „Wir sind die Schnittstelle von amtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Institutionen mit den Bewohnern. Und die engagieren sich in vielfältiger Art und Weise“. So leitet zum Beispiel Bettina Winkelmann nicht nur einen Nähkreis, in dem aus Stoffresten, Bastelmaterial und Kurzwaren neue Mode gezaubert wird. Mit ihren Mitstreitern Achim Blum und Olaf Skeries lädt sie außerdem einmal im Monat ins Repair-Café im Lettekiez. Hier ist sie für die gemütliche Atmosphäre und den Kaffee zuständig, während die beiden erfahrenen Ingenieure den Besuchern zumeist erfolgreich helfen, fast ausrangierten Elektrogeräten neues Leben einzuhauchen. Die Angebote sind weitgehend kostenfrei und werden durch sogenannte Aktionsfonds finanziert.

„Die Anwohner entwickeln ihre Ideen, über deren Umsetzung eine Aktionsfondsjury entscheidet“, erklärt Newroz Yildiz das Prinzip. „Am Ende steht im optimalen Fall eine Fördervereinbarung zwischen der Bewohnerschaft und dem Quartiersmanagement“.

Mitmachen, Mitentscheiden, Selbermachen ist auch Motto einer derzeit laufenden Ausstellung zum Berliner Quartiersmanagement mit dem Titel „Die soziale Stadt in Berlin – Stadt gestalten“. Präsentiert werden dort unter anderem die Ergebnisse einer Befragung der Quartiersräte zum 9. Berliner Quartiersrätekongress. Die Ausstellung ist ein idealer Einstieg für alle, die ihren Kiez aktiv wiederentdecken und sich dafür Anregungen und Ideen holen wollen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 25. Februar im Erdgeschoss des Dienstgebäudes der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in der Würtembergischen Straße 6. Geöffnet ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, der Eintritt ist kostenlos.

Weitere Infos gibt es auf www.quartiersmanagement-berlin.de.
Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 448× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 263× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Organspende - ja oder nein? Das ist eine persönliche Entscheidung, die jeder treffen sollte.

Eine persönliche Entscheidung
Organspende – ja oder nein?

Haben Sie bereits mit Ihrer Familie oder Ihren Freunden über das Thema Organspende gesprochen? Vielleicht haben Sie sogar Ihren Willen durch einen Organspendeausweis oder eine Patientenverfügung dokumentiert. Doch wissen Sie, was es mit dem Organspende-Register auf sich hat? Rund um dieses Thema gibt es viele Fragen. Obwohl die Einstellung zur Organspende in der deutschen Bevölkerung seit Jahren positiv ist, gibt es deutlich weniger Organspenden als in anderen europäischen Ländern. Warum das so...

  • Hermsdorf
  • 13.05.24
  • 129× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.