Harman flüchtete aus Kurdistan nach Deutschland

Der 20-jährige Kurde Harman floh vor den Kämpfern des IS aus dem Irak nach Deutschland. | Foto: Angelika Ludwig
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Buch. Flüchtlinge sind Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, um ihr Leben zu retten. Doch wie geht es weiter - hier in Berlin? Die Berliner Woche schaut hinter die Türen der Flüchtlingsheime und stellt einige der neuen Nachbarn vor.

Bescheiden sitzt der 20-jährige Kurde Harman im Gang einer Flüchtlingsunterkunft in Pankow und wartet auf seinen Termin bei der Sozialarbeiterin. Die Wohnanlage ist neu, noch sind nicht alle Abläufe in der Unterkunft klar und es gibt auch sonst noch viele Fragen zum Asylverfahren. Man sieht ihm die Strapazen, die er hinter sich hat, nicht mehr an. Sein lebendiger Gesichtsausdruck spiegelt die Hoffnung auf eine positive Wende in seinem jungen Leben wider.

Als im vorigen Jahr die Terrormiliz IS kurz vor der Stadt Mosul im kurdischen Teil Iraks kämpfte, packte er als ältester Sohn einer zwölfköpfigen jesidischen Familie seine Sachen und floh in die Türkei. Der Rest der Familie blieb in einem noch sicheren Teil des Landes. Der Abschied fiel ihm nicht leicht, dennoch weiß er, dass seine Flucht richtig war. Die Jesiden werden als religiöse Minderheit vom IS verfolgt und ermordet.

Die Familie von Harman legte ihre Ersparnisse zusammen und bezahlte für einen Schlepper, der ihn über die Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland brachte. Er wartet bereits seit sechs Monaten in Berlin auf seine Legalisierung und hofft, seine Familie bald in Deutschland wiederzusehen. Sehnsucht liegt in seinem Blick. „Ich denke den ganzen Tag an sie und gebe auch meine Hoffnung auf einen Frieden im Irak nicht auf.“ Im Irak arbeitete Harman schon als Teenager auf dem Bau und scheut keine körperlich harte Arbeit. Aber hier in Deutschland möchte er auf jeden Fall die Chance nutzen, wieder zur Schule zu gehen, um mehr zu lernen und eine Ausbildung zu machen. Schon als kleiner Junge träumte er davon, Friseurmeister zu werden. Man sieht ihm an, dass er Wert auf eine schicke Frisur legt. Seine schwarzen Haare sind akkurat geschnitten, nach hinten gegelt und die Augenbrauen gezupft.

Sein Interesse am Friseurhandwerk hat sich in seiner Unterkunft herumgesprochen. So sammelt er jetzt während er auf die Entscheidung über seinen Asylantrag wartet, schon die ersten praktischen Erfahrungen. Er schneidet jedem, der darum bittet, umsonst die Haare. „Zum Starfriseur habe ich es noch nicht gebracht, aber es wird immer besser“, lächelt er schüchtern.

Ansonsten ist die Zeit des Wartens mit Spaziergängen durch die Stadt ausgefüllt, um mehr über die neue Heimat zu erfahren. Was gefällt ihm denn besonders hier in Berlin? Die Antwort kommt prompt. „Das Wetter, es ist meistens viel kühler als in Kurdistan, und vor allem die Marienkirche am Alexanderplatz, ein wunderschönes Gebäude.“ AL

Autor:

Angelika Ludwig aus Weißensee

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