Auf Fußballplätzen entgleisen Sportsleute häufiger verbal

Aus Frust die Faust gebrauchen: Spielabbrüche wegen Gewaltexzessen kommen seltener vor als noch vor 15 Jahren. | Foto: tsc
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Charlottenburg-Wilmersdorf. Partien, die mit Prügel enden und Zuschauer, die das Spielfeld stürmen - solche Szenen ereignen sich im Lokalfußball laut Verband inzwischen seltener. Dafür setzt es seelische Treffer.

Wo Emotionen derart hochkochen wie beim Fußball, spielt auch die Gewalt mit. Welche Entwicklungen unter den Flutlichtmasten zu beobachten sind, das erklärte Gerd Liesegang, Vizepräsident des Berliner Fußballverbands, nun dem Sportausschuss des Bezirks.

Kam es vor 15 Jahren zu rund 100 Spielabbrüchen pro Saison, sind es derzeit nur noch 60. Dies kann aber Verschiedenes bedeuten: vom Ausfall der Lichtanlage über vorzeitiges Aufgeben des Unterlegenen bis hin zur Schlägerei. "Aber körperliche Eingriffe ins Spielgeschehen sind zum Glück zurückgegangen", nahm Liesegang die gute Nachricht vorweg. Vorbei seien die Zeiten, da die Verlierermannschaft an der U-Bahnhaltestelle lauerte, um sich bei den Siegern zu "revanchieren".

Die schlechte Nachricht: Derbe Beleidigungen nehmen bei den 1600 Partien des Verbands, die jedes Wochenende ausgetragen werden, zu. Als 2007 Spieler der jüdischen Mannschaft "Makkabi" rassistisch beleidigt wurden, waren die Funktionäre überrascht und hilflos. Seitdem gibt es Handlungsempfehlungen des Verbands an Schiedsrichter und Personal. Doch es bleibt ein großer Deutungsspielraum, so dass die Unsicherheit auf dem Rasen nicht weicht. "Um die richtigen Strafen auszusprechen, müssen wir die Spiele lesen lernen und uns auf Ausfälligkeiten besser einstellen", sagt Liesegang. Das Wegschauen, Weghören und Schweigen im Ernstfall, das gehe dank der Schulungen zurück.

Ein heikles Thema sind Annäherungen, die in eine pädophile Richtung zielen. In diesen Tagen startet der Berliner Fußballverband eine Kampagne, bei der Kinder lernen, entschieden Nein zu sagen. Was die Vereine auf Empfehlung des Verbands vom Personal ohnehin schon verlangen, ist ein polizeiliches Führungszeugnis. Die aktuelle Regelung geht Hans-Joachim Fenske (CDU), dem Vorsitzenden des Sportausschusses, noch nicht weit genug. "Besser sollte man jedes Jahr ein neues Führungszeugnis verlangen", fordert er. "Die Erstellung ist für Ehrenamtliche kostenfrei."

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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