Tierische Rasenmäher sind zurück
Im Schlossgarten Charlottenburg weiden bis November wieder Gotlandschafe

Hannah Becker und Andrea Badouin (rechts) mögen die sanften Rasenmäher. Gotlandschafe weiden auch im Stadion Wilmersdorf.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Im Schlossgarten Charlottenburg halten Gehörnte jetzt wieder die Wiesen kurz. Die Schafe bleiben je nach Wetterlage bis November. Füttern ist verboten, angucken nicht.

Ein Blick auf die Armbanduhr. Andrea Badouin bleibt entspannt. Die Schafe sind on Tour. Und tatsächlich rollt wenig später ein Anhänger den Weg entlang und stoppt vor dem mobilen Elektrozaun. Hinten geht die Klappe runter und 50 Schafe trotten gar nicht bockig auf die saftig grüne Wiese. Dort, vor dem Belvedere im Schlossgarten Charlottenburg, weiden die Tiere eine gute Woche, verrät Gartenmeisterin Badouin. Dann geht’s um die Ecke ans Bachufer. „Dort sind sie am liebsten, da ist das Gras schön hoch.“

Raus aus dem Transporter, rein ins saftige Grün, heißt es für die 50 Tiere im Schlossgarten. | Foto:  Kiefert
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Bis November halten die gehörnten Gotlandschafe die Wiesen im Schlossgarten kurz. Hannah Becker hat die Auen (Mutterschafe) aus Paaren im Glien herangefahren, wo sie überwintert haben. Becker ist keine klassische Schäferin, sondern Agrarwissenschaftlerin. Sie arbeitet im havelländischen Familienbetrieb Döberitzer Heide-Galloways. Die Schafherde hat sie von ihrem Vorgänger Björn Hagge übernommen, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. „Gotlandschafe sind freundlichen Tiere und reine Landschaftspfleger“, sagt Hannah Becker. „Sie grasen die Wiesen nicht nur ab, sie düngen sie auch.“ Und sie verfestigen den Boden mit ihren Klauen. Als Queen unter den Schafen knabbert das gehörnte Gotlandschaf auch eifrig Goldrute und Robinien ab. Hannah Becker mag die wollenden Wiederkäuer. Sie sind robust, wetterhart und stellen nur geringe Ansprüche an Fütterung und Haltung. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg setzt die tierischen Rasenmäher im Schlossgarten schon seit sechs Jahren ein – als „Beitrag zum praktischen Naturschutz“. “Früher sind wir auf den Wiesen mit dem Schlegelmäher durch“, erzählt Gartenmeisterin Andrea Badouin. „Der hat alles zerschreddert.“ Hinzu kam der Arbeitsaufwand und der Geräteverschleiß. Die Schafe sind da viel billiger. Ausgebüxt ist noch keines, gestohlen auch nicht. Der Schlossgarten ist nachts verschlossen, ein Revierfahrer fährt regelmäßig durch.

Das Belvedere ist dank der Schafe jetzt noch öfter Fotokulisse.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Das Belvedere ist dank der Schafe jetzt noch öfter Fotokulisse.
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Die gehörnten Gotlandschafe oder auch, aus dem Schwedischen übersetzt, die „Guteschafe“ gehören der ältesten Landschafrasse Schwedens an. Dort gehört die Rasse zum Kulturerbe. Das ist auch vielen Parkspaziergängern schon aufgefallen. Die Smartphones werden jetzt öfter gezückt vor dem Belvedere. Davon lassen sich die tierischen Gäste aber keineswegs stören. Sie rupfen weiter gemütlich am Gras.

Für Familien bietet die Stiftung am 2. Juni und 1. September jeweils zwei Führungen an. Darüber hinaus können die Berliner am 9. Juni und am 15. September bei einem Workshop zum Thema Schafe und Wolle mitmachen. Alle Veranstaltungen finden am jeweiligen aktuellen Standort der Schafe im Schlossgarten statt.

Mehr Infos stehen auf www.spsg.de/kalender-charlottenburg.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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