Rentner kämpfen für einen Freizeittreff

Hier, am Platz der Vereinten Nationen 1, sollte das neue Senioren- und Stadtteilzentrum eingerichtet werden. Daraus wird aber nichts. | Foto: Frey
  • Hier, am Platz der Vereinten Nationen 1, sollte das neue Senioren- und Stadtteilzentrum eingerichtet werden. Daraus wird aber nichts.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. Seit vergangenen Sommer die Seniorenbegegnungsstätte in der Palisadenstraße geschlossen wurde, gibt es im westlichen Friedrichshain keinen Treffpunkt für die Rentner mehr.

Und das ausgerechnet in der Gegend, in der ihr Anteil mit mehr als 20 Prozent der Bevölkerung so hoch liegt, wie nirgendwo sonst im Bezirk.

Dieser Zustand könne natürlich auf keinen Fall so bleiben, fanden rund 30 Betroffene, die sich am 19. Mai auf Einladung der SPD-Abgeordneten Susanne Kitschun in einem Versammlungsraum am Platz der Vereinten Nationen trafen. Bei Kaffee und Kuchen wurde die Freizeittreffmisere durchdekliniert und nach Lösungen gesucht.

Sie entstand, nachdem die BVV im Dezember mit Mehrheit das geplante Stadtteil- und Seniorenzentrum abgelehnt hatte (wir berichteten). So war es vom zuständigen Sozialstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke) geplant und auch vom Bezirksamt abgesegnet. Sowohl die bisherigen Besucher aus der Palisadensadenstraße sollten dort einen neuen Treffpunkt bekommen, als auch diejenigen aus den Einrichtungen in der Schreiner- und Heidenfeldstraße im benachbarten Sozialraum. Außerdem war vorgesehen, dass die interkulturelle Begegnungsstätte Bayouma-Haus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit einzieht. Die AWO sollte auch Kooperationspartner werden. Gegen diese Idee gab es allerdings Protest, gerade unter den Senioren. Als Grund führten viele den weiten Weg ins Feld. In der BVV bezweifelten vor allem die Grünen, ob sich das Haus finanziell tragen würde.

"Wir waren am Ende die einzigen, die dafür gestimmt haben", erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Andy Hehmke. Selbst die Linkspartei habe mit einer Ausnahme gegen ihren eigenen Stadtrat gestimmt. Aber, so machte er ebenfalls klar, an diesem Votum sei nichts mehr zu ändern. Zumal sich auch die AWO inzwischen von diesem Projekt zurückgezogen hat. Sie will am Platz der Vereinten Nationen jetzt unter anderem eine Tagespflege einrichten.

Auch an diesem Nachmittag zeigte sich, dass es ganz unterschiedliche Ansichten zu dieser Entscheidung gibt. Ein Redner hielt den Platz der Vereinten Nationen von vornherein für falsch, weil nach seiner Meinung zu weit abgelegen. Dafür bekam er Contra von anderen Gästen. Gerade dort würden in unmittelbarer Nachbarschaft viele Rentner wohnen, wurde ihm entgegen gehalten. Das Machtwort einer Frau beendete dieses Scharmützel: "Wichtig ist doch, dass wir überhaupt irgendwo einen Platz bekommen."

Fragt sich nur wo? Stadtrat Mildner-Spindler versucht derzeit, den ehemaligen Standort in der Palisadenstraße zu reaktivieren, wie er in einem Brief an Horst Martin, den stellvertretenden Vorsitzenden der Seniorenvertretung mitteilte.

Probleme bereiten aber weiter die Kosten. Seitdem auch in dem Gebäudekomplex Palisadenstraße 41-46 die Anschlussförderung für den sozialen Wohnungsbau weggefallen ist, kann der Eigentümer dort zweistellige Quadratmeterpreise verlangen. Nicht zuletzt deshalb kam es zur Aufgabe der Einrichtung. Etwas Hoffnung macht allerdings, dass sich der Besitzer im vergangenen Jahr zu einer Mietminderung für zahlreiche der behindertengerechten Wohnungen in diesen Häusern bereit erklärt hat. Der Preis wurde auf 7,60 Euro pro Quadratmeter gedeckelt. "Der Eigentümer hat gezeigt, dass man mit ihm reden kann", meinte ein Mieter aus der Palisadenstraße.

Parallel dazu will der Stadtrat nach weiteren möglichen Gebäuden Ausschau halten. Und die Rentner dachten ebenfalls darüber nach, welche Standorte ihnen vielleicht für ihre Zwecke einfallen. Aber nicht nur dafür. Denn auch das machten viele deutlich: Sie würden ihren Treff auch mit anderen Nutzern teilen. So wie das jetzt, mangels anderer Möglichkeiten bereits passiert und einige Seniorengruppen sich beispielsweise im Kulturzentrum Alte Feuerwache in der Marchlewskistraße treffen.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 170× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 261× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 255× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 108× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 323× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 654× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.