Kein Einlass in den "Himmel": Kirchenverein sucht neuen Pächter für Lokal

Ulrich Kotzur beim Treseneinsatz. Der ehemalige Pfarrer von St. Bonifatius war die treibende Kraft beim Projekt Kreuzberger Himmel. | Foto: Thomas Frey
3Bilder
  • Ulrich Kotzur beim Treseneinsatz. Der ehemalige Pfarrer von St. Bonifatius war die treibende Kraft beim Projekt Kreuzberger Himmel.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Seit Ende 2016 ist der "Kreuzberger Himmel" in der Yorckstraße 89 geschlossen. Die ursprünglich etwas andere Gaststätte hatte am Ende wohl das Problem, dass sie eben nicht mehr außergewöhnlich war.

Was sich in Zukunft wieder ändern soll. Bis Ende März lief ein Ausschreibungsverfahren für einen neuen Pächter. Knapp ein Dutzend Interessenten hätten sich gemeldet, sagte Pfarrer Oliver Cornelius von der katholischen Kirchengemeinde St. Bonifatius kurz vor Ende der Frist. Schon die Bewerbungsvorgaben deuten darauf hin, dass der "Kreuzberger Himmel" erneut an sein einstiges Konzept anknüpfen möchte.

Dessen erstes Alleinstellungsmerkmal war, dass ein kirchlicher Trägerverein das Lokal betrieb. 2012 wurde diese Idee unter Federführung von Pfarrer Ulrich Kotzur, dem Vorgänger von Oliver Cornelius, verwirklicht. Entstehen sollte keine christliche Suppenküche, sondern ein richtiges Restaurant mit anständiger Küche, das interessant ist für viele Besucher – ohne dass deshalb der Hintergrund der Betreiber verschwiegen wurde. Der zeigte sich bereits auf der Speisekarte. Die oft ausgefallenen Gerichte waren nach Heiligen benannt. Jeden Sonntagabend standen Pfarrer hinterm Tresen, zapften Bier und plauderten bei Interesse mit den Gästen über Gott und die Welt. Dazu gab es Ausstellungen, Lesungen oder Diskussionen. Das alles sorgte dafür, dass das Lokal sehr schnell zu einem beliebten Treffpunkt, vor allem am Abend, wurde. So wie das Ulrich Kotzur von Anfang an vorschwebte. Jeder sollte Einlass in den Himmel bekommen.

Das Problem war aber, dass trotz großer Nachfrage die betriebswirtschaftliche Rechnung nicht aufging. Wahrscheinlich schon deshalb, weil die Preise ziemlich günstig waren – letztendlich sind die Vereinsmitglieder wohl mehr in der Theologie als in der Gastronomie bewandert. Als Konsequenz daraus wurde die Gaststätte bereits 2015 zum ersten Mal ausgeschrieben und startete vor etwa einem Jahr mit einem neuen Pächter. Am Konzept werde sich aber so viel nicht ändern, hieß es zunächst. Was dann aber doch passierte. Der Talk mit den Talarträgern verschwand ebenso wie die Heiligen auf der Karte. Auch jetzt war das Angebot nicht schlecht, aber ohne Besonderheit. Es wurde ein Lokal wie viele andere. Auch die Gäste scheinen das nicht goutiert zu haben. Zum Jahresende gab der Pächter auf. Es gab keinen Einlass in den Himmel mehr.

Er soll auf jeden Fall wieder öffnen, bekräftigt Pfarrer Cornelius. Wann hänge natürlich vom weiteren Verfahren ab. Wer auch immer das Rennen macht, sollte sich aber auf jeden Fall daran erinnern, warum früher so viele Menschen in den Himmel wollten. tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 130× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.