Evrim Sommer von der Linkspartei möchte Bürgermeisterin werden

Evrim Sommer (Die Linke) lebt seit zehn Jahren in Lichtenberg. Die 45-Jährige sagt: "Ich kenne mich in meinem Bezirk aus." | Foto: Wrobel
  • Evrim Sommer (Die Linke) lebt seit zehn Jahren in Lichtenberg. Die 45-Jährige sagt: "Ich kenne mich in meinem Bezirk aus."
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Lichtenberg. Evrim Sommer möchte das Amt der Bürgermeisterin in Lichtenberg übernehmen. Die kurdischstämmige Abgeordnete der Partei Die Linke und Chefin des Bezirksverbandes will vieles verändern.

Evrim Sommer schultert noch ihre große Handtasche, bevor es losgeht. Darin passt jede Menge Papier: Kleine Anfragen, Statistiken des Senats, Analysen. "Ich habe den Anspruch, gut informiert zu sein", wird sie später sagen. Und, dass sie 17 Jahre lang eine Art Doppelleben geführt hat: "Als direkt gewählte Abgeordnete war ich immer auch Kommunalpolitikerin." Die Menschen kommen zu der Abgeordneten, wenn es um Bordsteinabsenkungen, die Rasenfläche vor ihrer Tür geht. Statistiken sind nur ein Abbild der Realität, weiß Sommer. "Wie beispielsweise Armut aussehen kann, das sieht nur, wer das Lebensumfeld dieser Menschen teilt", sagt sie.

So gehen wir gemeinsam los. Der Spaziergang für dieses Gespräch über die Kandidatur zum Bürgermeisteramt beginnt an der Zingster Straße, geht über den Prerower Platz zum Kino CineMotion in der Wartenberger Straße. Es ist das Wohnumfeld von Evrim Sommer. Sie zog vor rund zehn Jahren aus Schöneberg hierher. "Ich kenne mich in meinem Bezirk aus", wiederholt sie immer wieder.

Hohe Arbeitslosigkeit

"Fast die Hälfte der Anwohner im Kiez lebt von Transferleistungen." Es gibt immer noch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Sommer sieht im Bezirk in den Minijobs und der prekären Beschäftigung ein Problem. "Klar, um mehr Lohn zu zahlen und sozialpflichtige Beschäftigung zu schaffen, müssen Land und Bund zusammenarbeiten", sagt sie. Trotzdem böte das Amt als Bürgermeisterin ihr die Chance, kommunale Lösungen zu erarbeiten: Steigenden Mieten könnte ein Mietmoratorium entgegenwirken, sogenannte Quartierfonds könnten Gelder bereitstellen, um den Menschen vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Ein "Netzwerk für Alleinerziehende" könnte den Frauen den Einstieg ins Berufsleben erleichtern – "all das lässt sich auf kommunaler Ebene machen", ist die Mutter einer Tochter überzeugt.

"Betroffene zu Beteiligten zu machen", das sei der Politikstil der 45-Jährigen. Lösungen erarbeitet sie parteiübergreifend, hebt sie hervor. In Wartenberg warteten die Siedler jahrelang auf einen Anschluss für die Kanalisation. Sommer engagierte sich gemeinsam mit Abgeordneten von CDU und SPD für eine Lösung: "Wir saßen alle am Runden Tisch." Bis 2018 schließen die Berliner Wasserbetriebe nun Grundstück für Grundstück an.

Vor Ort diskutieren

"Die Politik muss sich auch über die kleinen Dinge Gedanken machen", nur diese Art von Politikverständnis würde der "Propagandamaschinerie" der Rechtspopulisten entgegenwirken, findet Sommer. Darum will sich die Politikerin der Linken auch bezüglich der Unterbringung von Flüchtlingen Gedanken machen. "Die Informationspolitik muss anders werden. Die Menschen fühlen sich vor vollendete Tatsachen gestellt." Die Lösung sei, vorher vor Ort zu diskutieren. Und sich darum zu bemühen, die Geflüchteten zu echten Nachbarn zu machen, statt sie in separaten Wohnhäusern unterzubringen. Auch hier sähe sie als Bürgermeisterin Handlungsräume: "Es gibt eine große Zahl von Bundes- und Landesimmobilien", sagt sie, "die sollten zuerst verwendet werden." Sie bemerkt Frust bei den Geflüchteten und bei den Anwohnern. Deshalb wolle sie gerade bürgerschaftliches Engagement fördern, "die Zusammenarbeit mit Bürgern verbindlicher gestalten".

Ob sie ihre Ziele verwirklichen kann, das werden die Wähler am 18. September entscheiden. KW

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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