Gendarmenmarkt-Umbau auch nach zehn Jahren Planung in der Warteschleife

Vor allem die Pflasterung auf dem Gendarmenmarkt soll erneuert werden. Doch wann, kann keiner sagen. | Foto: Dirk Jericho
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Fast zehn Jahre nach Planungsbeginn zur Komplettsanierung ist auf dem kaputten Gendarmenmarkt bisher nichts passiert. Dem Senat scheint das Bauprojekt für Berlins schönsten Platz nicht wichtig zu sein.

„Leider gibt es aktuell zum Umbau des Gendarmenmarkts keinen neuen Stand“, meldet die Sprecherin der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Dorothee Winden, zwei Wochen nach der ersten Anfrage. Die E-Mails wurden hin- und hergeschickt, weil in den Senatsverwaltungen nicht klar war, wer zuständig ist. Die Anfrage der Berliner Woche ging „leider etwas verschlungene Wege“, entschuldigt sich Winden. Und auch ihr Kollege Matthias Tang, Sprecher der zuständigen Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für die Grünen), musste erst recherchieren, was es mit dem Gendarmenmarkt auf sich hat, da ihm „das Thema völlig neu war“.

Wie es aussieht, steht der seit vielen Jahren geplante Umbau des kaputten Platzes auf keiner Prioriätenliste mehr. Nachfragen zu einem möglichen Baubeginn oder irgendeinem Zeithorizont beantwortet Dorothee Winden nicht. „Wir melden uns gerne, wenn es etwas Neues gibt!“, schreibt sie und beteuert nach weiteren Nachfragen, dass der „Umbau des Gendarmenmarktes nicht auf Eis liegt“. Es seien noch vergaberechtliche Fragen zu klären.

Die Kosten werden von der Senatsverkehrsverwaltung mit zehn Millionen Euro angegeben. Der Umbau soll mit Fördergeldern aus dem Programm Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) finanziert werden. Die Verzögerung liege an „begrenzten Personalressourcen für die Planung“, so Winden. „Dies ist eine Spätfolge langer Jahre der Sparpolitik des Berliner Senats, die auch mit erheblichem Personalabbau verbunden war. Der Rückstau kann jetzt nicht mit einem Handschlag aufgeholt werden“, sagt die Sprecherin. Vor zwei Jahren hatte der Sprecher des damaligen Bau- und heutigen Innensenators Andreas Geisel (SPD) noch einen Baustart für 2017 angekündigt. „Die Prüfung der Bauplanunterlagen ist fast abgeschlossen“, so Martin Pallgen damals.

Seit 2009 wird die Komplettsanierung geplant. Kaputte Granitplatten, marode Mosaikbeläge und mit Asphalt geflickt Löcher prägen das Bild von Berlins schönstem Platz. Anwohner ärgern sich, dass immer noch nichts passiert ist. Anfang 2011 gab es nach massiven Protesten sogar eine Bürgerabstimmung zu Gestaltungsvarianten, weil der Senat ursprünglich alle 115 Kugelahorne am nördlichen Platzrand fällen wollte. Die Ahornbäume am Französischen Dom bleiben nach dem Anwohnervotum stehen.

Die Schönheits-OP wurde bereits vor ein paar Jahren auf zehn Millionen Euro zusammengestrichen. Die vom Bezirksamt Mitte erarbeiteten Baupläne beliefen sich noch auf 25,2 Millionen Euro. Nach vierjährigem Hickhack mit dem Bezirk über Planänderungen zur Kostensenkung hatte der Senat das Bauprojekt 2015 von Mitte übernommen.

Das sind die bisherigen Pläne für den Gendarmenmarkt-Umbau: Der Platz bekommt barrierefreie Zugänge. Durch den Erhalt von intakten Pflasterflächen aus DDR-Zeiten konnte die neu zu gestaltendende Fläche stark reduziert werden. Für die Schankvorgärten und Open-Air-Veranstaltungen werden alle Stromkabel und Wasserleitungen unterirdisch verlegt. Kabeltrassen als Stolperfallen soll es nicht mehr geben. Was die Gastronomen auf den neuen Gendarmenmarkt stellen dürfen, regelt ein „Handbuch“. „Der Abstimmungsprozess mit den Gastronomen und Anrainern wird fortgesetzt werden“, sagt Dorothee Winden. In der Design-Bibel ist festgeschrieben, wo die sieben Schankgärten stehen und dass von November bis Februar Ruhe ist auf dem Platz. Erlaubt sind wie bisher nur zwei Veranstaltungen im Jahr: das „Classic Open Air“ und der „Weihnachtszauber Gendarmenmarkt“. Damit die Blicke nicht verstellt werden, dürfen die Schanktresen nicht höher als einen Meter sein. Helle Sonnenschirme (vier mal vier Meter) dürfen nur 3,10 Meter hoch sein und keinerlei Werbeaufdrucke haben. Blumenkübel, Absperrungen, Kundenstopper, Sonnenliegen, Sofas, Sessel, Biergarnituren oder Kunststoffstühle – alles tabu. Auch Pavillons mit Planen und jegliche grellen Farben sind verboten. Bleibt nur die Frage: Wann geht's denn endlich los?

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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