"Ein Laufsteg, edel gepflastert"
Pläne für Rathaus- und Marx-Engels-Forum werden konkret

Blick in die "grüne Oase" zwischen Fernsehturm und Spreeufer. Den Berlinern soll sie Erholung bringen. | Foto: RMP Stephan Lenzen
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  • Blick in die "grüne Oase" zwischen Fernsehturm und Spreeufer. Den Berlinern soll sie Erholung bringen.
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Für das Rathaus- und Marx-Engels-Forum ist die Vorplanung abgeschlossen. Das historische Areal zwischen Fernsehturm, Rotem Rathaus und Spree soll zur verkehrsberuhigten grünen Oase werden. Ab Herbst 2024 wird gebaut.

Wohl kein Ort in Berlin wird so kontrovers diskutiert wie das Rathausforum und das Marx-Engels-Forum. Einst dicht bebaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach 1945 abgeräumt, war nach der Wende lange nicht klar, was aus der historischen Mitte zwischen Alexanderplatz und Spreeufer werden soll. Nach einem sechsjährigen Beteiligungsprozess und zehn erarbeiteten Leitlinien stand dann fest: Das 7,2 Hektar große Areals soll nicht bebaut, sondern zur nicht-kommerziellen „grünen Oase“ werden. Daran orientierte sich auch der 2021 ausgelobte Freiraumwettbewerb, den die Bonner Landschaftsarchitekten vom Büro RMP Stephan Lenzen gewannen. Inzwischen hat die landeseigene Grün Berlin, die das gesamte Projekt managt, die Vorplanung abgeschlossen. Was am Siegerentwurf konkretisiert wurde und wie es jetzt weitergeht, stellten die Planer kürzlich in der Stadtwerkstatt Mitte vor.

Ein großzügiger Freiraum wird künftig zwischen Fernsehturm, Marienkirche, Rotem Rathaus und Spree die Mitte Berlins prägen. Größere Flächen wie etwa am Neptunbrunnen werden entsiegelt. Der Brunnen selbst bleibt stehen. Entlang der Karl-Liebknecht-Straße und der Rathausstraße sollen „Flanierbänder“ zur großen Grünfläche an der Spree gegenüber des Humboldt Forums mit seinem steinernem Umfeld führen. Unter den Kronen der alten Bäume entstehen Freizeit- und Erholungsflächen, etwa 160 Bäume werden neu gepflanzt und Wege angelegt. An der Spree ist eine breite Freitreppe als Kontrast zur steilen Wand geplant, die das Humboldt-Forum gegenüber abschirmt. Über eine Rampe wird es hin zum Ufer barrierefrei. Einzelne Sitzstufen verteilen sich südlich über eine flache Rasenböschung. Abkühlung bringt ein Wasserspiel am Fuß der Treppe. Weitere Stufen führen von der Rathausstraße zum Spreeufer. „Denn hier fehlt der Übergang nach oben“, erklärte Alexander Bölk, Projektplaner bei RMP Stephan Lenzen.

Der Spielplatz am Nikolaiviertel. | Foto:  RMP Stephan Lenzen
  • Der Spielplatz am Nikolaiviertel.
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Die überdimensionalen, inzwischen restaurierten Bronzefiguren von Marx und Engels behalten ihren Platz. „Sie bleiben dort, wo sie jetzt sind“, so Bölk. Die Spandauer Straße, die beide Teilbereiche zerschneidet, wird dagegen verschwinden. Auf den Plänen jedenfalls ist sie nicht mehr zu sehen. Bölk zufolge wird die Straße grün. Am Nikolaiviertel entsteht ein Spielplatz mit Schaukeln, Rutschen, Kletterparcours und Hängebrücke. Der Spielplatz war eine Vorgabe im Wettbewerb. „Als Standort haben wir die frühere Baustelle der U-Bahn gewählt“, informierte der Landschaftsplaner. Der Platz sei frei, weil die Bäume dort schon gefällt wurden. An dem Spielplatz-Konzept hatten sich Schüler der Evangelischen Schule Mitte beteiligt. Junge Leute finden Angebote künftig an der nördlichen Rathausstraße. Welche das sein werden, soll ein Vor-Ort-Workshop mit Jugendlichen im Herbst bringen. Dazu ist auf dem Areal ein „Forum für Demokratie“ geplant. Der Platz vor dem Roten Rathaus wird dafür neu gestaltet.

Das Spreeufer mit Treppen, Sitzterrassen und Wasserspiel.  | Foto: RMP Stephan Lenzen
  • Das Spreeufer mit Treppen, Sitzterrassen und Wasserspiel.
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Die „Flanierbänder“ bekommen mittig verschiedene Sitzmöbel und großformatige Plattenbeläge als optische Hingucker, ähnlich wie am Fernsehturm. „Das wird unser feierlicher Teppich, ein Laufsteg, der edel gepflastert ist.“ Die Randbereiche bleiben Kultur, Kreativität und Freizeit vorbehalten. Neben Bäumen kommen auch neue Stauden und Gehölze in den Boden. Für den Gartencharakter „mit Duft, frischer Luft und Erholung“, wie es Alexander Bölk formulierte. An ein Regenwassermanagement haben die Planer auch gedacht. Eine unterirdische Rigole soll den Regen auffangen und langsam auf den Grünflächen versickern lassen. Unten an der Spree fließt das Regenwasser aber weiter in den Fluss. Die Wege wiederum werden um einige Zentimeter erhöht. Damit sich Pfützen bilden und das Grün wässern.

Alexander Bölk erklärt die Pläne an der Skizze.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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Im Anschluss an die Inforunde konnten die Zuhörer in drei Arbeitsgruppen Fragen stellen und Wünsche äußern. Am Spreeufer den Blick zum Wasser unbedingt freizuhalten, war vielen wichtig. Ebenso wie der Erhalt möglichst vieler Bäume. Und auf dem Spielplatz sollten Toiletten und Sonnenschutz nicht vergessen werden. Eine Frau fragte nach, was aus dem traditionellen Weihnachtsmarkt mit Riesenrad vor dem Roten Rathaus wird. Laut den Planern ist bisher nicht geplant, ihn zu verlegen. Entscheider ist hier das Bezirksamt Mitte.

Laut Ole Hartmann von Grün Berlin geht es jetzt mit der Entwurfs- und Genehmigungsplanung weiter. An deren Ende steht die Baugenehmigung. Im Herbst 2024 sollen dann die ersten bauvorbereitenden Maßnahmen beginnen. Ehrgeiziges Ziel ist, mit der „grünen Oase“ in Berlins historischer Mitte bis 2030 fertig zu sein. Die Gesamtkosten belaufen sich bisher auf knapp 34 Millionen Euro – finanziert von Bund und Land.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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