„Die Strahlkraft von Wissen und Glauben“: Ausstellung über den Pfarrer und Gelehrten Julius Kurth

Der Geistliche und Gelehrte Julius Kurth.

Lichtenberg. Er reiste schon früh nach Ägypten und brachte Papyrus-Schriften und allerhand Objekte mit nach Berlin. Nebenbei interessierte er sich für Sternenkunde und ging in seiner Obsession für japanische Kunst auf: Das bewegte Leben des Pfarrers Julius Kurth präsentiert das Museum Lichtenberg.

Voller Neugier hatten die Anwohner von Hohenschönhausen ihr Auge auf das Haus des Gelehrten und Pfarrers Julius Kurth zu dessen Lebzeiten geworfen. In dem Pfarrhaus an der heutigen Hauptstraße ging der Mann von 1919 bis 1935 nicht nur seinem seelsorgerischen Auftrag nach, sondern bewahrte hier die zahlreichen Artefakte und Objekte seiner wissenschaftlichen Auseinandersetzung auf. Die exotischen Papyri mit den seltsamen Schriftzeichen, die hunderte Jahre alten Statuetten und die ausdrucksstarken asiatischen Masken waren es wohl auch, die dem Pfarrhaus den Ruf als „Haus der Tausend Wunder“ einbrachten.

Tatsächlich galt Pfarrer Julius Kurth (1870-1949) keineswegs als seltsamer Eigenbrödler. Der vielseitig interessierte Geistliche genoss in seiner Gemeinde dieselbe hohe Anerkennung wie unter den Berliner Wissenschaftlerpersönlichkeiten. Sein Nachlass, zu dem neben den gesammelten, bedeutenden Artefakten aus Ägypten und Japan auch eigene künstlerische Werke gehören, ist heute deutschlandweit auf viele Archive verteilt.

Es war wohl dieser breitgefächerte Wissensdrang des Forschers und Künstlers, der Zeit seines Lebens seine Anerkennung in den unterschiedlichsten Wissenschaften begründete, nach seinem Tod jedoch auch für sein Vergessen als Lichtenberger Persönlichkeit sorgte. Denn sein Nachlass ist in alle Winde verstreut.

An den Geistlichen erinnert bisweilen einzig die bis heute erhalten gebliebene Taborkirche in der Hauptstraße 43. Sein wissenschaftlicher und künstlerischer Nachlass wird dagegen im Ägyptischen Museum Berlin, dem Archäologischen Museum Halle und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verwahrt.

Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums soll die Lichtenberger Persönlichkeit wieder ins Bewusstsein gerufen werden: „Die Strahlkraft von Wissen und Glauben“ heißt die Ausstellung, mit der sich das Museum Lichtenberg in der Türrschmidtstraße 24 dem außergewöhnlichen Wirken des Gelehrten, Pfarrers und Künstlers widmet. Kuratiert wird die Schau von Mitgliedern des Fördervereins Schloß Hohenschönhausen, die bereits Anfang dieses Jahres mit einer kleinen Präsentation im Schloss Hohenschönhausen neben der Taborkirche erste Einblicke in das Leben des Pfarrers gab.

Präsentiert wird jetzt nicht nur der Lebensweg, der durch zahlreiche Reisen geprägt wurde, etwa eine Expedition mit der Deutschen Orientgesellschaft. Erstmals wurden die Teile der legendären Sammlung zusammengetragen: Zu sehen sind altägyptische Artefakte, darunter Teile der jahrhundertealten Papyri.

Veranschaulicht wird auch Kurths leidenschaftliche Auseinandersetzung mit dem japanischen Holzschnitt. Mit seinen Forschungen stieß er die Renaissance des Altmeisters Sharaku an. Der Künstler wurde erst durch ihn auch in Japan wiederentdeckt. Die kunstwissenschaftlichen Abhandlungen von Julius Kurth gelten bis heute in Japan als Standardwerk.

Nicht zuletzt zeigt die Schau, mit welcher Neugier sich der Geistliche aus Hohenschönhausen in ganz unterschiedliche Wissensbereiche hineinwagte: Sein künstlerisches Talent etwa wusste der Astronom Friedrich Simon Archenhold zu nutzen und ließ ihn am großen Refraktor-Teleskop die Oberfläche des Planeten Mars zeichnen.

Die Schau ist bis zum 5. November zu sehen. Der Eintritt ist frei. KW

Weitere Informationen gibt es unter  57 79 73 88 14.

Autor:

Karolina Wrobel aus Lichtenberg

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