Halber Weltuntergang in „Oeynhausen“: Abriss der Lauben im Eiltempo

Gestern Kleingärten, heute Baufeld: Die Abrissarbeiten begannen gleich nach Verstreichen der Frist am 31. Januar. | Foto: Thomas Schubert
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Schmargendorf. Auf 150 Parzellen der Gartenkolonie bieten sich Bilder der Zerstörung – auf den anderen 150 zwitschern die Vögel. Beim größten Wohnungsbauprojekt im Bezirk treibt den Investor höchste Eile. Und die Laubenpieper trauern.

Als das Paradies nach zähen Verhandlungen in zwei Hälften zerbrach, wusste man, dass es diese Bilder geben würde: Abrissbagger, deren Greifer sich ins Holz der Gartenlauben fressen. Ein Vereinsheim, das in Stücke bricht. Schutthalden höher als alle Komposthaufen zusammen.

„Nie wieder Frühling! Die Plattmacher nehmen ihren Job ernst“, kommentieren die Kleingärtner der Kolonie Oeynhausen das Geschehen auf ihrer Facebook-Seite. Die Groth-Gruppe als Bauherr eines 900 Wohnungen starken, sechs Stockwerke hohen Neubaukomplexes schafft auf ihrem Boden Tatsachen, errichtet das verlorene Vereinsheim auf eigene Kosten an anderer Stelle neu. Und trotz der Schonung des halben Koloniegeländes hört man in Schmargendorf gehässige Kommentare. Manche stehen als Graffiti an den Ruinen der Lauben. Als harmloseste Variante prangt auf einem Schuttcontainer in roten Lettern ein „Nein“.

"Hände weg!"

Zwar nahmen die Verhandlung zwischen der Groth-Gruppe, dem Bezirksamt und Interessenvertretern der Kleingärtner über die Teilung der Kolonie ein einvernehmliches Ende. Aber die tatsächliche Ausführung des Abrisses stößt den ehemaligen Pächtern jetzt bitter auf.

Und ein Mann, der die Kolonie Oeynhausen als ständiges Zuhause betrachtet, muss derzeit zusehen, wie sich die Bagger ihren Weg durch die Lauben fressen, bis sie auch sein Haus erreichen werden. „Ist noch bewohnt. Hände weg!“ Diese Worte hat Dauerbewohner Klaus Meißner auf ein Bettlaken gemalt. Schlichtungsversuche und Ausgleichszahlungen des Investors lehnte er bislang ab. Und wie man ihn zum freiwilligen Fortzug aus seinem lachsroten Häuschen an der Forckenbeckstraße bewegen kann, scheint bisher unklar.

Dass die halbseitige Rettung keine Ideallösung war, macht indes ein anderes Zeichen deutlich: Todesanzeigen an den verbliebenen Gartenzäunen. Demnach starben die 150 Parzellen der Kolonie Oeynhausen im Alter von 112 Jahren. Und weiterhin heißt es: „Wir haben sie nach langem, schwerem Kampf verloren und vermissen sie mit ihren fröhlichen Menschen, den vielen verschiedenen Tieren und der unglaublichen Natur jetzt schon schmerzlich.“ tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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