Hoffen auf inneren Frieden: Manal und ihre Familie waren Monate zu Fuß unterwegs
Tegel. Flüchtlinge sind Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, um ihr Leben zu retten. Doch wie geht es weiter – hier in Berlin? Die Berliner Woche schaut hinter die Türen der Flüchtlingsheime und stellt einige der neuen Nachbarn vor.
Manal, eine junge Frau aus Syrien, kann endlich wieder singen und hat jetzt in Berlin die Gelegenheit dazu. Sie ist Mitglied im Begegnungschor, der gerade neu für Flüchtlinge und Ehrenamtliche ins Leben gerufen wurde. Dort fühlt sie sich wohl. Beim Singen kann sie die Angst vor der Zukunft für kurze Zeit vergessen. Nach drei Monaten in Berlin ist das ein schöner Start ins neue Leben.
Die Syrerin kam mit ihrem Ehemann Samer und zwei kleinen Kindern aus Damaskus nach Berlin-Tegel in eine Flüchtlingsunterkunft. Die Familie ist nicht nur aus Angst vor dem eskalierenden Krieg und den Bomben über Damaskus geflohen, sondern auch aufgrund der zunehmenden Kriminalität. Ihr kleiner zweijähriger Sohn wurde entführt. Für ihn musste die Familie viel Lösegeld zahlen. Da sie als Taxifahrer und Friseuse auch in Syrien nicht viel verdienten, hatte das Ehepaar danach kaum noch Geld zum Leben. Der Schock über die Entführung ist bis heute nicht überwunden. Als Mutter ist Manal deshalb auch in Berlin ständig in Sorge um ihre Kinder. „Nach all diesen furchtbaren Erfahrungen fange ich hier aber dennoch an, langsam das erste Mal so etwas wie inneren Frieden zu empfinden,“ sagt Manal mit glänzenden Augen, „wenn jemand mich anlächelt, fühle ich mich gleich sicherer. Besonders, wenn Menschen in der Nachbarschaft Freude daran haben, mit meinen beiden Kindern zu spielen.“
Es war ein langer Weg bis zu diesem Gefühl der Sicherheit. Eine Fähre brachte die Familie als Touristen vom Libanon legal in die Türkei und dann flüchteten sie über Griechenland auf der Balkanroute nach Deutschland. „Gewarnt vor Schlepperbanden gingen wir drei Monate lang zu Fuß.“ Manal, Samer und die Kinder landeten auf ihrem Fußmarsch durch die Balkanländer öfter in Gefängnissen, wurden in Ungarn von Hunden gejagt oder Aufseher nahmen ihnen aus Schikane das Essen weg. Dies war besonders für die kleinen Kinder, der älteste Sohn Mustafa ist vier Jahre alt, eine riesige emotionale und körperliche Belastung. Oft musste der Vater sie tragen. Am Ziel brach er aus Erschöpfung zusammen, ein Herzanfall. Inzwischen geht es ihm wieder gut. Berlin soll ihre neue Heimat werden. Manal schwärmt von den Kindergärten, den Schulen und der Eleganz der Stadt. Die Familie hat erst einmal eine akzeptierte Aufenthaltserlaubnis und sucht jetzt vor allem eine Wohnung und einen Job für Samer. So könnte ein würdiger Start in ein neues Leben möglich werden. ARL
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