Israeli absolvierte beim Frei-Zeit-Haus Freiwilligendienst
Weißensee. Über freiwillige Unterstützung konnte sich in den vergangenen Monaten das Familienzentrum Weißensee freuen. Ein junger Mann half im Familien-Café und unterstützte Familien in Selbsthilfewerkstätten des Hauses. Eltern stand er als freundlicher Gesprächspartner und Kindern als gutgelaunter Spielgefährte zur Verfügung. Das Besondere an diesem Freiwilligen: Er ist israelischer Staatsbürger.
Marat Weintraub steht in der Küche. Er hat eine grüne Schürze um. Darauf das Logo des Familienzentrums. Gerade schnippelt er eine Gurke in die Salatschüssel. "Das ist für nachher", sagt er lächelnd. "Ich gestalte einen jüdischen Abend. Wir reden ein bisschen über meine Religion und unsere Kultur. Dann wird ein Film über den jüdischen Friedhof Weißensee gezeigt."Wie kommt es, dass ein junger Mann aus Israel in einem Familienzentrum in Weißensee als Bundesfreiwilliger arbeitet? "Dass ich nach Weißensee kam, war Zufall. Ich lernte schon während meines Bachelor-Studiums in Tel Aviv Deutsch. Danach wollte ich in Deutschland oder Österreich weiter studieren. Doch vorher wollte ich mich freiwillig für etwas engagieren. In Israel wurde ich übers Internet auf den Bundesfreiwilligendienst aufmerksam. Über eine Partnerorganisation klappte es, dass ich nach Weißensee kam." Im Oktober begann Marat beim Verein Frei-Zeit-Haus Weißensee. "Ich probierte zunächst ein paar Sachen aus. Unter anderem half ich in einer Kita, aber im Familienzentrum gefiel es mir am besten", sagt der 25-Jährige.
Marat sammelte seitdem viele neue Erfahrungen und Eindrücke in Berlin. Eine der ungewöhnlichsten war, dass er seine eigene Heimat einmal ganz anders erleben konnte. Weißensee ging vor 20 Jahren eine Städtepartnerschaft mit der israelischen Stadt Ashkelon ein. Auch nach Tel Aviv gibt es Kontakte. Als in diesem Jahr eine Delegation aus Weißensee nach Israel fuhr, fungierte Marat Weintraub ehrenamtlich als ortskundiger Tourmanager und Sprachmittler. "Beim Dolmetschen war für mich äußerst interessant, welche Fragen Ausländer in meiner Heimat zu Land und Leuten stellen. Dabei lernte ich Israel aus einem ganz anderen Blickwinkel, eben als Tourist aus Deutschland kennen."
Und was gab ihm die Zeit als Bundesfreiwilliger ganz persönlich? "Ich musste mich in eine völlig neue Umgebung einleben. Da lernte ich mich auch selbst besser kennen. Viel geholfen haben mir die Kollegen vom Frei-Zeit-Haus. Mit ihnen kann ich über alles sprechen." Marat lächelt. "Meine offizielle Zeit als Bundesfreiwilliger ist eigentlich schon vorbei", erklärt er. "Wenn im Oktober das nächste Semester startet, studiere ich an der Humboldt-Universität Kulturwissenschaften. Mit dem Familienzentrum und dem Frei-Zeit-Haus bleibe ich aber weiter in Kontakt. Das ist inzwischen meine Berliner Familie. Ich fühle mich hier nie einsam."
Bernd Wähner / BW
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