Kleingärtner gewinnen Bürgerentscheid, müssen weiter zittern

Was wiegt der Sieg? Der Kolonievorsitzenden Alban Becker kann sich selbst nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid nicht gerettet fühlen. | Foto: Schubert
  • Was wiegt der Sieg? Der Kolonievorsitzenden Alban Becker kann sich selbst nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid nicht gerettet fühlen.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Wähler haben sie überzeugt. Aber nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts müssen die Verteidiger der Kleingartenkolonie Oeynhausen dennoch eine vollständige Bebauung fürchten. Ein Sonderausschuss soll klären, was schief lief.

77 Prozent Ja-Stimmen für den Erhalt von Oeynhausen waren es am Ende des Wahlabends. Ein starkes Signal bei hoher Beteiligung. Aber was den Laubenpiepern dieser Erfolg beim Bürgerentscheid, der für die Politik nicht bindend ist, nutzen wird, muss sich erst zeigen.

Denn sollte das neueste Urteil des Verwaltungsgerichts in Kraft treten, darf der Investor Lorac, dem das Oeynhausen-Gelände gehört, eine Bebauung wohl erzwingen. Die Erschließungskosten für das 92000 Quadratmeter große Grundstück, heißt es seitens des Gerichts, trägt dabei der Bezirk. Aus dieser Situation heraus das Bauprojekt noch zu verweigern, scheint den Verantwortlichen schwer möglich. Die bisherige Verhinderungsstrategie des Bezirks wäre damit gescheitert.

Solche Rückschläge im Fall Oeynhausen wird, so hat es die BVV nun beschlossen, ein Ausschuss klären. Zunächst sollte sich dieser gezielt mit der Rolle von Stadtentwicklungsstadtrat Marc Schulte (SPD) befassen. In Verhandlungen einigten sich die Fraktionen aber darauf, nicht auf einen einzelnen Akteur zu zielen. Zu groß sei die Gefahr einer Vorverurteilung, mahnte Holger Wuttig von der SPD.

Schulte selbst bestreitet die Vorwürfe energisch. Er habe bislang von Seiten der Staatsanwaltschaft nicht erfahren, was ihm zur Last gelegt wird und muss bei seinen Erklärungen Medienberichte zugrundelegen. "Wer mich kennt", sagt er, "weiß, dass Manipulation von Akten mit meinem Amtsverständnis in keiner Weise einhergeht."

Dass sich eine Kette von Ungereimtheiten zuungunsten der Kleingärtner geschlossen hat, davon ist Arne Herz (CDU) überzeugt. "Es tut not, herauszufinden, was geschehen ist. Und wir müssen uns alle an die eigene Nase fassen", sagte er.

Was andere Kleingärtner von dieser Situation zu halten haben, fasste Bassem Al Abed (SPD) zusammen: Auf der sicheren Seite könnten sie nur sein, wenn sie das Areal auf dem ihre Anlagen stehen, selbst kaufen.

Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 263× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.