Gesprächsgruppen treffen sich seit 20 Jahren

Petra Glasmeyer (l.) von der Selbsthilfekontaktstelle im Mittelhof und Rosemarie Drenhaus-Wagner, Gründerin der Alzheimer-Angehörigen-Initiative. | Foto: Martin
  • Petra Glasmeyer (l.) von der Selbsthilfekontaktstelle im Mittelhof und Rosemarie Drenhaus-Wagner, Gründerin der Alzheimer-Angehörigen-Initiative.
  • Foto: Martin
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Zehlendorf. Wer an Demenz erkrankte Angehörige pflegt, ist oftmals einer besonderen Belastung ausgesezt. Selbsthilfegruppen sind da eine wichtige Stütze. So auch seit 20 Jahren die Gesprächsgruppe der Alzheimer-Angehörigen-Initiative (AAI) in der Villa Mittelhof.

Rosemarie Drenhaus-Wagner heißt die Frau, die Anfang der 90-er-Jahre den Stein ins Rollen brachte. Die gelernte Altenpflegerin betreute bereits Demenz- und Alzheimer-Patienten. "Ich merkte, dass ich einen guten Draht zu ihnen hatte und schnell Zugang zu den Angehörigen fand", erzählt sie.

"Mein Anliegen war, die Pflegenden zu unterstützen, die oftmals allein mit ihrer Belastung bleiben". Die Idee einer Gesprächsgruppe war geboren. Im Mittelhof rannte Drenhaus-Wagner offene Türen ein. "Natürlich waren wir interessiert, schließlich ist es uns ein Hauptanliegen, Selbsthilfegruppen zu fördern", sagt Petra Glasmeyer von der Selbsthilfekontaktstelle im Mittelhof.

So konnten 1994 die ersten Treffen stattfinden. Drei Jahre später wurde aus der AAI ein Verein. "Am Anfang hatten wir 35 Mitglieder, heute sind es über 700", sagt Drenhaus-Wagner, die auch erste Vorsitzende des Vereins ist und für ihr Engagement viele Preise und 2001 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hat.

Während die Kranken von Fachkräften betreut werden, sprechen die Angehörigen miteinander. Sie können sich in einem geschützten Rahmen austauschen. "Sie brauchen ein Ventil, manche sind wütend, andere weinen - es wird aber auch gelacht", erzählt Drenhaus-Wagner, die auch in Wedding, Mitte und Reinickendorf Demenzkranke und Angehörige betreut. "Schön ist, dass sich auch außerhalb der Gruppentreffen Kontakte gebildet haben, Freundschaften sind entstanden, kleine Netzwerke." Auch Neue seien immer willkommen: "Sie werden einfühlsam aufgenommen."

Zum Angebot der AAI gehören auch betreute Urlaube für Demenzkranke. In einem dieser Urlaube, während eines Bunten Abends, entdeckte Rosemarie Drenhaus-Wager, wie viel Spaß die Kranken an Musik und Tanz hatten - beides wirkt nachweislich positiv bei Demenz. Zur Gründung des Alzheimer-Tanzcafés im Mittelhof 2001, dem ersten in Berlin, war es nur noch ein Schritt. Fast unglaublich sei es, zu erleben, wie Menschen, die sich nur noch langsam an Stöcken bewegen, plötzlich zu tanzen beginnen. Eine 100-Jährige sei schon dabei gewesen, ein Ehepaar, das sich beim Tanzen wieder als Paar erlebt habe, wie früher, vor der Krankheit des Partners. "Ich könnte manchmal heulen, wenn ich so etwas sehe", sagt Petra Glasmeyer.

Das Jubiläumsfest mit Live-Musik, Kaffee und Kuchen findet am Montag, 22. September, von 15-18 Uhr in der Villa Mittelhof, Königstraße 42-43 statt. Um Anmeldung unter 47 37 89 95 wird gebeten. Die AAI-Gesprächsgruppen im Mittelhof, Königstraße 42-43, sind jeden zweiten und vierten Montag im Monat von 16 bis 18 Uhr, das Tanzcafé öffnet jeden dritten Montag von 16 bis 18 Uhr. Mehr Infos: www.mittelhof.org und www.alzheimer-organisation.de
Ulrike Martin / uma
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

18 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 264× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 91× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.