Reifenwerk: Seit einer Razzia ist das Areal geschlossen
Hinter der Anschrift verbirgt sich das unübersichtliche Areal des früheren Berliner Reifenwerks. Kürzlich versuchten die Behörden, etwas Licht ins Dunkel des Standorts zu bringen. Unterstützt von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und vom bezirklichen Umweltamt rückten 150 Polizisten zur Razzia an. Anwohner hatten immer wieder illegale Abfallentsorgung sowie zerlegte Autowracks gemeldet.
Den Beamten bot sich ein Bild der Zerstörung. Haufen von unsachgemäß gelagerten Bauabfall, Asbestplatten und Müll jeder Art fanden sich hinter dem bei Bränden 2005 und 2008 zur Ruine gewordenen Reifenwerk. Seit das Berliner Runderneuerungswerk, ein von früheren Reifenwerkern gegründetes Unternehmen, die gemieteten Halle 2008 verlassen und die Produktion am neuen Standort in Königs Wusterhausen fortgeführt hatte, scheint das Gelände für eine ganze Reihe von illegalen Machenschaften genutzt worden zu sein. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick hatte nach einer Ersatzvornahme nach dem Brand 2008 keinen Grundstückseigentümer feststellen können und blieb auf den Kosten sitzen. Die bei der Razzia auf dem Gelände tätigen Abfallentsorger konnten aber jetzt Mietverträge vorweisen.
Nach einer Aussage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt im Rahmen einer Anfrage der Abgeordnetenhausmitglieder Uwe Doering und Carsten Schatz (beide Linke) sind die meisten der am Adlergestell angetroffenen Firmen dem Senat wegen illegaler Lagerung von Abfällen an anderen Standorten bekannt. Auf Kosten von Senat und Bezirk wurden Bodenproben entnommen, die momentan ausgewertet werden. Dafür wurden zwei Meter tiefe Bohrungen durchgeführt. Außerdem wurden vier je sechs Meter tiefe Grundwasserpegel eingerichtet, um das Grundwasser im Bereich des früheren Reifenwerks zu prüfen.
Wie Staatssekretär Christian Gaebler in der Antwort weiter mitteilt, ist das Gelände von der Polizei verschlossen worden. Mieter können es nur noch mit Zustimmung der Behörden betreten, um lagernde Abfälle zu entsorgen. Am Eingang wurden Informationsschilder angebracht, in denen mitgeteilt wird, wann ein Betreten möglich ist.
"Ich begrüße, dass gegen die wilde und umweltschädliche Nutzung des Geländes vorgegangen wird. Ob die geplante Zwangsversteigerung Erfolg haben wird, bezweifle ich. Verfügungsberechtigte sind nicht greifbar und der Flächennutzungsplan sieht an dieser Stelle nur Wald vor", teilt Petra Reichardt, wirtschaftspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der BVV, mit.
Früher war an dieser Stelle tatsächlich Wald. Georg Müller hatte dann 1942 ein Werk errichtet, um Reifen für die Wehrmacht herzustellen. Nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet, wurde daraus der VEB Berliner Reifenwerk. Nach der Wende ging das Areal an Reifen-Müller zurück und wurde weiterverkauft. Dabei ging das Grundstück an windige Investoren, an deren "Engagement" noch die Reste einer mehrere Millionen Euro teuren und mit EU-Fördermitteln bezahlten Aufbereitungsanlage für Altreifen erinnert.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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