Ein Kiez in Poelchaus Namen? Neubau-Projekt am Halemweg

Neubau in Kammform: Stadtrat Schulte präsentiert die wahrscheinlichste Anordnung der neuen Mietshäuser. | Foto: Thomas Schubert
  • Neubau in Kammform: Stadtrat Schulte präsentiert die wahrscheinlichste Anordnung der neuen Mietshäuser.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Nord. Oft genug standen sie im Abseits des öffentlichen Interesses – doch plötzlich sollen Anwohner des Halemwegs mitreden bei den bemerkenswerten Umwälzungen, die vor ihrer Tür geschehen werden. Hier entstehen 200 neue Wohnungen mit Kaltmieten ab 6,50 Euro. Eine Keimzelle der Neuerfindung von Charlottenburg-Nord.

Weiße Klötze und schwarze Klötze. Weiß steht für alles, was schon da steht. Schwarz für das, was kommt. Mit einem Handgriff rupft Marc Schulte die Poelchau-Schule aus ihrer Verankerung, ersetzt sie durch eine Gruppe dunkler Quader, angeordnet wie die Zinken eines Kamms. Dann pflückt er auch die weiße Anna-Freud-Oberschule aus der Modellandschaft und pflanzt die zweite Hälfte des neuen Stadtviertels an ihre Stelle – den Neubau der Schule.

Was Stadtrat Schulte da präsentiert, braucht in Wirklichkeit fünf Jahre – aber noch bemerkenswerter erscheint der Aufwand: Die Summen für Abriss, Planung und Bau bewegen sich in Dimensionen, die bis vor wenigen Wochen niemand hier angelegen wollte. Nicht am Halemweg in Charlottenburg-Nord. Doch das Berliner Abgeordnetenhaus hat zugestimmt. Etwa 10 Millionen Euro für den Abriss der asbestbelasteten Poelchau-Schule, rund 45 Millionen Euro für den Neubau.

Und Frederic Verrycken, der die Große Koalition auf die Wichtigkeit dieses Vorhabens einschwören konnte, sitzt nun bei der ersten großen Informationsveranstaltung für Anwohner neben dem Brett voller weißer und schwarzer Steine. Verrycken, Bürgermeister Reinhard Naumann, Stadtrat Schulte – diese drei Sozialdemokraten beschreiben den Menschen die Zukunft. Und sie bitten um Hilfe: „Ihre Ideen sind gefragt“, sagt Verrycken. Auf dieser Versammlung soll der Informationsfluss zwei Richtungen haben.

Erste Fakten

Konkrete Informationen zum Abriss der früheren Poelchau-Schule, dem Neubau der Freud-Oberschule und die Konzeption des neuen Stadtquartiers mit 200 Wohnungen beschränken sich zu diesem Zeitpunkt noch auf grobe Fakten: Sieben Stockwerke dürften die neuen Häuser haben, 600 bis 800 neue Nachbarn könnten als Mieter einer Wohnungsbaugesellschaft in ihnen leben, das Familienzentrum würde eine neue Bleibe bekommen, weil sein jetziger Sitz genau wie die Poelchau-Schule weichen muss. Aus einer Kita würden wohl zwei werden.

Dies gilt als besonders wichtiges Detail angesichts des „Notstands“, den Verrycken bei der Versorgung in Charlottenburg-Nord erkennt. 168 Plätze gibt es zu wenig. Doch mit dem Stadtteil, so lautet das Versprechen von Bürgermeister Naumann, soll auch die gesamte Infrastruktur intelligent mitwachsen. Mehr Kita-Plätze, Ausbau der Grundschule, bessere Nahversorgung, keine Abstriche bei der Anbindung bei BVG-Bussen. Das alles soll gesichert sein: „Wir klotzen hier nicht einfach gedankenlos irgendetwas hin.“

Und dann haben die Anwohner das Wort. „Was heißt denn bezahlbarer Wohnraum?“, will eine Frau wissen. „Brauchen dort Leute einen Wohnberechtigungsschein?“ Schulte verneint und stellt ganz gewöhnliche Mietverhältnisse in Aussicht. Je nach Verhandlungen mit der ausführenden Gesellschaft könnten „der Mittelstand“ hier für 6,50 Euro pro Quadratmeter leben.

Und wie wird das Quartier heißen? Pfarrer Michael Maillard bringt Harald Poelchaus Namen ins Spiel. „Ich fände es schade, wenn dieser Name nach dem Wegzug der gleichnamigen Schule aus unserem Gedächtnis verschwindet.“ Poelchau war einer der prominentesten Widerstandskämpfer gegen die Nazis und Gefängnispfarrer in Plötzensee.

Es sind die ersten Impulse der Anwohner. Weitere dürften folgen. Man wird noch so manches Mal beisammensitzen, ehe die schwarzen Steinen zu weißen werden. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 102× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 223× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 209× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 65× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 272× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 626× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.