Wandel im „Dorf“: Kiezversammlung zu Gegenwart und Zukunft von Haselhorst

Haselhorst. Allerorten liegt Müll, wo er nicht hingehört – das ärgert die Haselhorster besonders. Aber auch um die hohe Fluktuation in der Nachbarschaft und die leer stehenden Geschäfte ging’s bei der fünften Kiezversammlung im „Haseltreff“.

Eigentlich sollte es gar keine Reihe werden. Weil aber schon die erste Kiezversammlung in Haselhorst bestens besucht war, beschloss Daniel Buchholz (SPD), sich fortan im Turnus den Sorgen der Anwohner zu widmen. „Wir machen das jetzt alle drei bis vier Monate“, so der Spandauer Abgeordnete. Auch seiner fünften Einladung Mitte Januar folgten rund 50 Frauen und Männer aus dem Kiez. Aufs Podium gebeten hatte Buchholz erneut Norman Schönemann, Regionalleiter der Gewobag. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft unterhält in Haselhorst fast 4000 Wohnungen und 37 Gewerbeflächen. Einige Kritikpunkte der Vorversammlung seien bereits erledigt, verkündete Schönemann zunächst. „Der Spielplatz am Burscheider Weg ist ebenso gereinigt wie großzügig mit Bänken ausgestattet worden. Dort können jetzt viele Eltern sitzen und ihren Kindern beim Spielen zuschauen.“ Für die Hochhäuser an der Gartenfelder Straße hat die Gewobag eine neue Reinigungsfirma engagiert, die sich besonders um die oft zweckentfremdeten Nottreppenhäuser kümmern soll. Nicht zuletzt öffnet auch das Hauswartbüro wieder – nach dem Umzug lautet die neue Adresse: Gartenfelder Straße 1.

Was die Gewobag denn gegen das Müllproblem unternehmen werde, wollten die Gäste aber vor allem wissen. „Haselhorst war einmal wunderschön. Jetzt sieht’s hier manchmal aus wie in der Bronx“, konstatierte eine Anwohnerin. Müllplätze würden nicht ordentlich abgeschlossen und dann von Fremden verschmutzt. Im Frühjahr und Herbst herrsche Mülltourismus, meldete ein anderer Gast. „Dann entsorgen die Laubenpieper aus dem Umland ihre Laubsäcke bei uns.“ Und auch Sperrmüll tauche immer wieder auf Gehwegen oder Grünflächen auf. Norman Schönmann verwies auf eine überforderte BSR – „Wir rufen die Stadtreinigung an, die kommt oft erst nach fünf Tagen“ – und ermunterte die Versammelten, ertappte Müllsünder anzusprechen oder die Polizei zu informieren. „Sie können auch in meinem Büro anrufen“, bot Daniel Buchholz an. „Ich wende mich dann persönlich an die BSR. Vielleicht können wir die Stadtreinigung zu unserer nächsten Kiezversammlung einladen.“

Die Zeiten leer stehender Gewerberäume könnten hingegen bald vorbei sein, stellte der ebenfalls anwesende Stadtrat für Bürgerdienste und Ordnung Stephan Machulik (SPD) in Aussicht. Mit dem Bau von 2000 Wohnungen in der benachbarten Wasserstadt kämen in naher Zukunft mehr Familien, mehr Kaufkraft und in Folge sicher auch neue Geschäfte in den Spandauer Norden. Die Kehrseite für Freunde der Tradition: „Bitte lösen Sie sich von der Vorstellung, dass Haselhorst Ihr Dorf ist und bleibt“, sagte Machulik. „Hier und in der ganzen Stadt wird sich vieles verändern. Berlin platzt wegen des ungebremsten Zuzugs aus allen Nähten, wir müssen bauen, bauen, bauen. Und die Menschen müssen mehr aufeinander zugehen.“ Das gelte besonders mit Blick auf die vielen Flüchtlinge. Die sollten ja nicht abgeschottet in den Notunterkünften und Wohnheimen bleiben, sondern einmal Tür an Tür mit Alteingesessenen leben. „Nur so geht Integration.“ bm

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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