Der Campus Ohlauer erhitzt die Gemüter im Kiez

Diesen Blick von oben auf das Gelände des künftigen Campus Ohlauer schickte eine Anwohnerin an die Berliner Woche. | Foto: privat
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Kreuzberg. Ein Neubau auf dem Gelände der Gerhart-Hauptmann-Schule, errichtet nicht zuletzt für Menschen in Notsituationen, soll die Auseinandersetzungen auf diesem Terrain in den Hintergrund drängen.

Das ist ein Grund, warum das Projekt "Campus Ohlauer" gerade von den im Bezirk dominierenden Grünen so forciert wird. Allerdings sind viele Anwohner nicht begeistert.

Deutlich wurde das bei einer Informationsveranstaltung in der Rosa-Parks-Grundschule. Immobilienstadträtin Jana Borkamp (Bündnis 90/Grüne) und Stefan Schautes von der Wohnungsbaugesellschaft Howoge stellten die Besonderheit des Vorhabens heraus. Der Campus Ohlauer habe den Zuschlag bei einem vom Senat ausgelobten Wettbewerb für außergewöhnliche Bauvorhaben bekommen. Dafür müssten aber bestimmte Vorgaben eingehalten werden, auch ein möglichst zügige Realisierung. Geplant war eigentlich ein Baubeginn im Herbst, der aber wahrscheinlich, auch als Resultat der Versammlung, auf Anfang 2017 verschoben wird.

Borkamp und Schautes warben für die soziale Bedeutung des Projekts. Wie berichtet sollen in dem bis zu sieben Geschossen hohen Komplex 140 Wohnungen entstehen, vor allem für Flüchtlinge, Studenten und von Obdachlosigkeit betroffene Frauen. Der Mietpreis werde sich um 6,50 Euro und damit im sogenannten bezahlbaren Bereich bewegen, machte die Stadträtin deutlich. Dieser Anteil sei sonst nur bei 20 bis 30 Prozent der Neubauten durchsetzbar, hier aber vollständig. Dazu komme, dass es verschiedene Nachbarschaftsangebote gebe und die Else-Ury-Bibliothek von der Glogauer Straße in neue und größere Räume im Erdgeschoss zieht.

All das konnte die Gemüter nicht beruhigen. Wobei sich viele Meinungsäußerungen gar nicht so sehr gegen das Projekt als solches richteten, sondern eher gegen Art und Umfang. Vertreter der Flüchtlingsunterstützercommunity sahen in dem Vorhaben eine Art Almosen, mit dem der Bezirk beruhigen wolle. Andere Teilnehmer hielten die Zahl von mindestens 300 neuen Nachbarn für zu hoch. Dazu kommt noch die Notunterkunft für etwa 100 Geflüchtete in der Schule. Ein Mann wollte Verhältnisse wie vor zwei Jahren hier nicht mehr erleben. Ein Verweis auf den Ausnahmezustand im Sommer 2014, nachdem sich einige Besetzer der Hauptmann-Schule geweigert hatten, das Gebäude zu verlassen. 18 von ihnen leben bis heute dort.

Außerdem gab es zahlreiche Einwände zu Detailfragen. Das gesamte Gebäude sei zu massiv, die Wohnungen wiederum zu klein, was auch schon Mitglieder im Stadtplanungsausschuss bemängelt hatten. Der Neubau beeinträchtige die Frischluftzufuhr, es gebe mehr Lärm und Verkehr und dass dafür rund 20 Bäume weichen müssen, rief nicht nur Achim Appel, den bekannten Aktivisten für alle Laub- und Nadelgewächse auf den Plan. Die Gegenfrage, welche Bäume denn erhalten werden sollten, konterten einige aus dem Auditorium mit: "Alle".

Unterstützer hatten es schwer. Eine Frau versuchte es im Stil des bisherigen Bayern München-Trainers Pep Guardiola und sprach von einem "super Vorhaben, super Bezirk". Um dann im weiteren Verlauf einzuräumen, dass vielleicht doch nicht alles bisher so super gelaufen sei.

Dass der Campus nur in dieser Dimension gebaut werden könne, liege daran, dass er sich rechnen müsse, erklärten die Stadträtin und der Howoge-Vertreter. Bei weniger Wohnungen oder einer insgesamt anderen Bauweise seien die günstigen Mieten nicht zu erreichen.

Immerhin sollen jetzt Anregungen, wenn möglich, in die Planungen integriert werden. Eventuell wird auch noch zu einer Art Werkstatt eingeladen. Jana Borkamp machte aber deutlich, dass es dabei nur um eher kosmetische Veränderungen gehen könne. "Bürgerbeteiligung bedeutet nicht, dass man auf der grünen Wiese neu plant, sondern an bestehenden Plänen Modifikationen vornimmt." tf

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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