Immer wieder fährt die raue Seite der Feile über das graue Stück Blech. Jede noch so winzige Unebenheit muss verschwinden. Erst dann will Andrea Emmerich das Material zu einem Ring schließen. Seit einer Stunde arbeitet sie bereits an dem Schmuckstück, das Liebe, Treue und Verbundenheit symbolisiert.
Dieser Ehering ist einer von vielen, die beim Juwelier Thein in Würzburg entstehen. Verantwortlich dafür ist die Goldschmiedemeisterin Emmerich. "Ich liebe das Handwerkliche an dem Beruf", sagt die 30-Jährige. Einen Bürojob habe sie sich nie vorstellen können.Handwerkliches Geschick und eine kreative Ader: Diese Eigenschaften müssen Schulabgänger mitbringen, die eine Ausbildung zum Goldschmied machen möchten. Dreieinhalb Jahre dauert die duale Lehre in Betrieb und Berufsschule. Alternativ wird eine rein schulische Ausbildung angeboten. Dabei ist auf dem Stundenplan vom zartgliedrigen Fußkettchen bis zum opulenten Collier mit Brillanten und Perlen alles dabei.
So verschieden wie die Schmuckstücke sind auch die jeweils nötigen Arbeitsschritte. Auszubildende lernen, wie bei Ketten die Glieder ineinandergehängt und Juwelen für einen Ring geschliffen werden müssen. Sie müssen wissen, welche chemischen und physikalischen Vorgänge beim Legieren, Schmelzen und Glühen von Metallen ablaufen. Und schließlich üben sie, wie sie Kundenwünsche erst in eine Skizze und dann in ein Schmuckstück umsetzen.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zählte 2011 270 neu geschlossene Ausbildungsverträge. Rund die Hälfte der Bewerber hatte Abitur. Rein rechtlich ist ein bestimmter Schulabschluss aber nicht vorgeschrieben, um einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Das Goldschmiedehandwerk ist eine Frauendomäne. Von bundesweit 819 Auszubildenden in 2011 waren fast 80 Prozent weiblich.
Die Verdienstmöglichkeiten sind eher bescheiden. Azubis in Nordrhein-Westfalen bekommen im ersten Lehrjahr rund 240 Euro, im vierten gibt es 320. Bei Gesellen liege der Stundenlohn bei 8,10 Euro.
dpa-Magazin / mag
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