Heilige Gertrud muss ins Depot: Bronzestatue wurde wegen Brückensanierung abmontiert

Steht hier seit 120 Jahren: die heilige Gertrud auf der Gertraudenbrücke. Ende April wurde sie wegen Sanierungsarbeiten an der Brüstung abgebaut und eingelagert. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Aufregung im Bezirk. Anwohner hatten sogar die Polizei alarmiert, weil die heilige Gertrud am 27. April von der Brüstung der Gertraudenbrücke gehoben wurde.

Manfred Kühnel hat sich sehr gewundert, als die drei Meter hohe, frei stehende Bronzeplastik der heiligen Gertrud auf der Gertraudenbrücke plötzlich nicht mehr da war. Nach dem spektakulären Raub einer 100-Kilogramm-Goldmünze aus dem Bodemuseum glauben die Leute schnell an Kunst- oder Metalldiebe, wenn solche Statuen ohne Informationen verschwinden. Kühnel hatte im Heimatmuseum angerufen, um sich nach dem Schicksal der heiligen Gertrud zu erkundigen. Dort wusste aber niemand etwas. Andere Anwohner hatten sogar die Polizei informiert.

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz hatte wohl nicht damit gerechnet, welchen Wirbel sie auslöst, wenn sie die Bronzefigur einfach so abmontieren lässt. Wie Julia Marg, Sprecherin der Senatskulturverwaltung, der nach dem neuen Ressortzuschnitt das Denkmalamt untersteht, sagt, geht es der heiligen Gertrud bestens. Sie wurde ins Depot des Landesdenkmalamtes nach Friedrichsfelde gebracht und eingelagert. Grund dafür ist, dass die Senatsverkehrsverwaltung Schäden an der Brüstung der Gertraudenbrücke festgestellt hat. Die Brüstungen sollen 2018 saniert werden. „Die Figur wurde vorsorglich demontiert, damit sie nicht ins Wasser stürzt“, erklärt Matthias Tang, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther. Gertrud-Fans müssen sich jetzt gedulden, bis die Statue wieder auf die Fußgängerbrücke über den Kupfergraben kommt. „Nicht vor 2018“, sagt Julia Marg. Die heilige Gertrud sei völlig in Ordnung, Restauratoren nutzen aber die Zeit, die tonnenschwere Bronzefigur zu reinigen und aufzupeppen.

Gertrud ist die Schutzpatronin der Reisenden, der Krankenhäuser und Spitäler. Der Bildhauer Rudolf Siemering hat sie 1896 in der Tracht einer Klosterfrau dargestellt, die einem Wanderburschen einen Krug reicht. Die Plastik mit zahlreichen Attributen überstand den Zweiten Weltkrieg und wurde 1954 nach Restaurierung durch den Bildhauer Hans Füssel wieder aufgestellt.

Die seit dem 13. Jahrhundert bestehende Verbindung an der Friedrichsgracht zwischen Kölln und dem westlichen Spreeufer bildete den Eingang zur mittelalterlichen Stadt am Teltower Tor (später Gertraudentor). Davor lag das Gertraudenhospital mit einer 1405 erbauten spätgotischen Kapelle. Mit Zunahme des innerstädtischen Verkehrs beschloss der Berliner Magistrat 1891 die Verbreiterung sowohl der Gertraudenstraße als auch des Mühlendamms. Die 18 Meter lange Brückenbogen über den Schleusenkanal wurde 1894 nach Entwürfen von Otto Stahn erbaut. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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