Die Berliner Woche blickt zurück

Baustadtrat Thomas Blesing, Bürgermeister Heinz Buschkowsky und Staatssekretär Ephraim Gothe auf dem Platz der Stadt Hof. | Foto: Sylvia Richter
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Neukölln. Vor 100 Jahren wurde Neukölln in Rixdorf umbenannt. Gefeiert wurde auch die Ansiedlung der ersten böhmischen Einwanderer vor 275 Jahren in Rixdorf. Die Großsiedlung Gropiusstadt beging ihren 50. Geburtstag und die Musikschule Paul Hindemith ist 85 Jahre alt geworden. Das waren aber bei weitem nicht alle Jubilare im Jahr 2012.

Januar: Am 18. Januar 1912 beschlossen die Rixdorfer Stadtväter, gegen den Willen der Sozialdemokraten und des größten Teils der Bevölkerung, Rixdorf in Neukölln umzubenennen. Mit dieser weltweit belächelten Aktion wollte sich der Bezirk damals ein besseres Image verschaffen. Das Jubiläum 2012 ist Anlass für eine Ausstellung des Mobilen Museums Neukölln im Rathaus. Februar: In einem historischen Schauspiel im Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im Rathaus wird am 1. Februar die kontroverse Debatte um die Umbenennung Rixdorfs in der letzten Stadtverordnetenversammlung nachgestellt. Zu den Akteuren gehören Kulturstadträtin Franziska Giffey (SPD) und BVV-Bürochef Joachim Terborg.

Der Wachschutz an den Schulen soll wieder her. Ein weiteres Mal sorgt die Schulsicherheit für Diskussionen in der BVV. Nach langer Debatte steht eine Mehrheit aus den Stimmen von SPD, CDU und Piraten. Das Bezirksamt soll auf die Finanzierung der Wachdienste aus dem Landeshaushalt drängen.

März: Vom Schrecken zum Vorbild: Sechs Jahre nach dem Brandbrief wird der Campus Rütli immer beliebter. Die Auswertung der Anmeldezahlen der siebten Klassen in der Gemeinschaftsschule ergibt eine Steigerungsrate von 18 Prozent in diesem Jahr. Ein weiteres Mal hat der Campus im November Grund zur Freude, als der Bau der neuen Quartierssporthalle fertiggestellt ist.

Noch ein Jubiläum: Der Comenius Garten im Böhmischen Dorf wurde am 28. März 1992 eröffnet. Um den Philosophie- und Forschergarten in der Richardstraße 35 auch in Zukunft erhalten zu können, wird eine Stiftung vorbereitet.

April: Neue Zahlen des Senats belegen, dass es in den Bezirken weniger jugendliche Schnapsleichen gibt als in den Vorjahren. Auch in Neukölln. Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) sieht die Zahlen des Senats "vorsichtig positiv".

Lange wurde um den Verkauf der Gropius Passagen spekuliert, im April wird der Deal schließlich offiziell bestätigt. Die mfi Management für Immobilien AG aus Essen hat das größte Berliner Shoppingcenter für 341 Millionen Euro gekauft.

Mai: Durch den Zuzug von Südosteuropäern, vorwiegend aus Rumänien und Bulgarien, kommen immer mehr Kinder in Neuköllner Schulen, die kaum oder gar kein Deutsch sprechen. Zwar finanziert der Senat inzwischen ein paar zusätzliche Lehrkräfte für einen separaten Förderunterricht der Kinder, das reicht aber schon jetzt nicht mehr aus. Schulstadträtin Franziska Giffey fordert längerfristige Lösungen vom Senat.

Im Wonnemonat kommt noch ein Jubilar hinzu: Vor 25 Jahren, im Mai 1987, gründete sich das Freilandlabor Britz. Sein Ziel: den Menschen die Natur in der Großstadt nahezubringen und ihr Umweltbewusstsein zu fördern. Gefeiert wird das Jubiläum aber erst im August mit einem Tag der offenen Tür.

Die Eröffnung des neuen Flughafens in Schönefeld verzögert sich. Anlass zur Sorge bereitet der Aktionsgemeinschaft Rudower Geschäftsleute (AG Rudow) aber eher eine Änderung der BVG, wonach sich wegen der geplanten Shuttlebusse zum Airport bald acht Buslinien an einer Haltestelle an der Neuköllner Straße bündeln sollen.

Juni: Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen in Neukölln belegen: In einigen Bereichen sind Kinder an ihrem ersten Schultag gesünder als noch im Vorjahr. Verbesserte Werte erzielten Neuköllner bei der Übergewichtigkeit, auch schnitten sie in Sprachtests besser ab. Gebisszustand und Fernsehkonsum der Schulanfänger sind aber weiter besorgniserregend.

In der Richardstraße beginnen am 15. Juni umfangreiche Baumaßnahmen. Mit dem Umbau von Straßen und Gehwegen will das Bezirksamt seine historische Struktur als lebendiges Kulturdenkmal stärker hervorheben.

Juli: Nach zwei Brandanschlägen 2011 starten die Falken Neukölln für den Schutz ihrer Jugendeinrichtung in der Gutschmidtstraße die Aktion "bollwerk-gegen-nazis.de". Dafür werden sie, ebenso wie das Bündnis "Neukölln gegen rechts", mit dem "Band für Mut und Verständigung" des DGB Berlin-Brandenburg ausgezeichnet. Bestärkt durch diese Auszeichnung, gründen die Falken im November das Aktionsbündnis Britz gegen Neonazis, dem sich alle demokratischen Parteien, mehrere Gewerkschaften, Kirchen, Vereine und das Museum Neukölln anschließen.

August: Entlang der Karl-Marx-Straße gibt es seit dem 17. August eine weitere Baustelle: Der unscheinbare Platz der Stadt Hof soll ein neues und attraktiveres Gesicht erhalten, an dessen Entstehung die Bevölkerung unmittelbar mitwirkt.

Der Psychologe Kazim Erdogan und sein Verein "Aufbruch Neukölln" rufen die weltweit größte Open-Air-Bibliothek ins Leben. Die Aktion "Lies mich und gib mich weiter" soll auf die bevorstehende "Woche der Sprache und des Lesens" Anfang September einstimmen, die dieses Jahr auf alle zwölf Bezirke ausgedehnt wird. Beide Aktionen werden ein riesiger Erfolg.

Die ganzjährigen Jubiläumsfeiern der Gropiusstadt erreichen am 24. und 25. August ihren Höhepunkt. In einem einjährigen Prozess haben viele Bewohner gemeinsam mit dem Quartiersmanagement und den Wohnungsbaugesellschaften auf die Feierlichkeiten hingearbeitet.

September: Durch bestandsaufwertende und soziale Maßnahmen setzt das Roma-Wohnprojekt Arnold-Fortuin-Haus an der Harzer Straße landesweit neue Maßstäbe. Die katholische Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft ließ die Häuser sanieren und band 500 Roma, die hier zuvor unter menschenunwürdigen Bedingungen gelebt hatten, in diesen Prozess mit ein.

Neue Kandidatin für den Bundestag: Auf ihrer Wahlkreisvertreterversammlung am 6. September nominiert die Neuköllner CDU die Bezirksverordnete Christina Schwarzer als neue Direktkandidatin für den Deutschen Bundestag im Wahlkreis Neukölln.

Oktober: An elf Neuköllner Schulen sorgen auf deren ausdrücklichen Wunsch hin wieder private Sicherheitsdienste für einen störungsfreien Schulbetrieb. Zusätzliche Mittel vom Senat machen es möglich. Der Bezirk gibt dafür in diesem Jahr 400 000 Euro aus, im nächsten werden es 600 000 Euro.

Dem lange geplanten Neubau der Clayschule in Rudow auf dem Grundstück Neudecker Weg steht Neues im Wege. Aufgrund inzwischen gestiegener Materialkosten wird der Bau deutlich teurer als geplant und könnte sich wegen eines Denkmalfundes auf dem Grundstück sowie der möglichen Zwischennutzung als Asylbewerberheim deutlich verzögern.

November: Pünktlich fertig: Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit präsentieren sich die südliche Karl-Marx-Straße und ein Teil der Saalestraße in neuem Licht. Insgesamt hat dieser Bauabschnitt 2,8 Millionen Euro gekostet. Erst 2014 wird es mit dem zweiten Bauabschnitt auf der Karl-Max-Straße von Jonas- bis Werbellinstraße weitergehen.

Auszeichnung für die Neuköllner Stadtteilmütter: Zusammen mit den Kreuzberger Kolleginnen erhalten sie den Stiftungspreis der Helga-und-Edzard-Reuter-Stiftung für besondere Leistungen auf den Gebieten der Integration und Völkerverständigung.

Dezember: Als letztes Geburtstagskind des Jahres feiert die Paul-Hindemith-Musikschule Neukölln ihr 85-jähriges Bestehen. Sie ist eine der ältesten, vor allem aber eine der bekanntesten und erfolgreichsten Musikschulen Deutschlands.

Für sein außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement erhält Sprachwochen-Initiator Kazim Erdogan am 3. Dezember den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck.

Slyvia Baumeister / syri
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Lokalredaktion aus Mitte

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