Haus Hebron zieht an die Hartriegelstraße

Heimleiter Detlef Pospieszny in einem der Einbettzimmer. | Foto: Ralf Drescher
4Bilder
  • Heimleiter Detlef Pospieszny in einem der Einbettzimmer.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Niederschöneweide. Nun ist es soweit. Nach acht Jahren Projekt- und Bauphase öffnet das neue Haus Hebron seine Türen. Vor dem Einzug der Obdachlosen durften sich Anwohner einmal umsehen.

Inzwischen sieht man den farblich abgesetzten Gebäuden an der Hartriegelstraße nicht mehr an, dass sich hier einst Garagenhof und Lager der Staatssicherheit befanden. Der alte und solide DDR-Plattenbau wurde in den Neubau einbezogen, jetzt bietet der Gebäudekomplex Platz für 128 wohnungslose Mitbürger.

"Wir beherbergen seit der Gründung 1992 aus dem Leben geworfene Menschen", sagt Haus-Hebron-Geschäftsführer Stephan Ebel. Da die Bewohner noch nicht da sind, hat er Schilder an deren Zimmer angebracht, die etwas zu den Schicksalen erzählen. "Ich war verheiratet und habe zwei Kinder. Der Alkohol hat mich erwischt wie eine Grippe. Dann hat mich meine Frau rausgeworfen. Ich habe versucht, das verkackte Leben mit Schnaps zu betäuben. Aber das funktioniert nicht." Oder: "Ich habe im Kohlebahnhof an der Waage gestanden und Eure Kohle abgewogen. Als der Kohlehandel aufhörte, hat es mir die Beine weggerissen. Ich hab’ getrunken und alles verloren, Frau, Haus und Garten. Im Haus Hebron hab’ ich mich wieder gefangen." Die Schicksale sind echt.

Als die Pläne zum Bau der Obdachlosenunterkunft an der Hartriegelstraße öffentlich wurden, gab es Proteste von Anwohnern. Es gründete sich eine Bürgerinitiative. Die findet dass Heim mit seinen 128 Plätzen immer noch zu groß. Ob es im Wohngebiet Probleme geben wird, bleibt abzuwarten. "Unsere Heimbewohner sind in erster Linie selbst Opfer. Sie stehen am Rand der Gesellschaft und werden gelegentlich auch noch beklaut", versucht Stephan Ebel Befürchtungen, von der Einrichtung könnte Kriminalität ausgehen, zu zerstreuen.

Haus Hebron ist zwar Heimat für Obdachlose, aber kein Heim im eigentlichen Sinne. Im Haus werden sozial Gestrandete ohne eigene Wohnung von den Sozialämtern der Bezirke untergebracht. Genau genommen mietet das zuständige Amt vom Heimbetreiber, einer gemeinnützigen GmbH, einzelne Schlafplätze in modernen, einfach möblierten Zimmern. Gekocht wird in mehreren Gemeinschaftsküchen. Drei Sozialarbeiter sorgen sich um die Belange der Bewohner, halten unter anderem den Kontakt zu Ämtern und helfen bei Anträgen. Bis zum Jahresende soll am Zugang zum Heim noch ein Pförtnerhaus gebaut werden, die Fundamentplatte wurde bereits gegossen.

Untergebracht sind die Bewohner in Ein- und Zweibettzimmern, außerdem gibt es zwölf Appartements mit eigenem Bad. Hier können auch obdachlos gewordene Ehepaare unterkommen.

Der Umzug von Adlershof nach Niederschöneweide erfolgt noch im Juni, rund zwei Wochen hat Heimbetreiber Stephan Ebel dafür veranschlagt.

Und wenn es doch Probleme im Umfeld geben sollte, bietet er sich als Ansprechpartner an. Ebel ist unter 200 03 80 15 zu erreichen.
Ralf Drescher / RD
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

15 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn Sie Ihren eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben, erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wir informieren Sie
Patientenverfügung und Vorsorge

Wer denkt schon gerne an einen Unfall oder sein Ableben? Doch wenn der Notfall eintritt, stehen unsere Angehörigen vor einer großen Herausforderung. Um ihnen diese Last und Verantwortung zu erleichtern, ist eine Patientenverfügung wichtig. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, seinen eigenen Willen in einer Patientenverfügung niederzuschreiben. Dadurch erhalten Sie die größte Sicherheit, dass das, was geschieht, Ihren eigenen Weisungen und Vorstellungen entspricht. Ihre Ärzte und...

  • Hermsdorf
  • 08.05.24
  • 263× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Chronische Bauchschmerzen können das Leben stark beeinträchtigen.

Lösungsansätze
Chronische Bauchschmerzen verstehen

Chronische Bauchschmerzen sind definiert als konstante oder wiederkehrende Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten und das Leben stark beeinträchtigen können. Aber was steckt hinter diesen Schmerzen? Die möglichen Ursachen sind vielfältig und erfordern häufig eine umfangreiche Diagnostik. Rund 30 % der Betroffenen erhalten nach dem Hausarztbesuch keine spezifische Diagnose. Doch warum ist das so? Wir laden Sie ein, mehr über chronische Bauchschmerzen zu erfahren, warum eine Koloskopie...

  • Hermsdorf
  • 10.05.24
  • 90× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.