Bienenvölker auf dem Dach des Schiller Theaters stationiert

Summen auf prominenten Dächern: Imker Michael Stürenburg trägt dafür Sorge, dass es den Opernbienen an nichts mangelt. | Foto: Schubert
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Charlottenburg. Während in der Staatsoper im Schiller Theater Arien erklingen, wird über dem Dachfirst Summen laut. Denn hier leben nun Bienen. Im frühen Herbst geht die Süßkost aus eigener Produktion in den Verkauf. Der Arbeitstitel: Schillerhonig.

An einem windigen Apriltag lässt Jürgen Flimm lautstark aufspielen. Und für einen Theaterintendanten ist das so ungewöhnlich nicht. Dass seine Hornbläser aber auf der Dachpappe Position bezogen haben, gleich neben sechs Holzkästen auf Paletten - was soll man davon halten? Und dann erklingt das alte Kinderlied: "Summ, summ, summ...".

Ein fast komödiantischer Akt, jedoch mit ernstem Hintergrund. "Ich bin ja Imkerinnengatte", eröffnet Flimm den Auserwählten, die ihm heute aufs Dach steigen durften. Und als solcher stellt er nun einen der exquisiteren Standorte Berlins für Bienenbrut bereit. Welcher Theatermacher kann schon von sich sagen, seinem Publikum süßen Gesang zu bescheren, während darüber ein noch süßerer Brotaufstrich entsteht?

Vier Völker, 20 000 Sumsemänner, pro Staat. Ein ganzer Bezirk der Honigsammler. "Das sind Botschafter für unser Thema Stadtnatur", sagt Cornelis Hemmer von der Stiftung für Mensch und Umwelt. Er sorgte als Mitglied der Initiative "Berlin summt" dafür, dass die Idee, nützliche Insekten auf prominente Dächer zu setzten, solche Früchte trug.

Und dann steht da noch Michael Stürenburg mit einem Strohhut, an dem unablässig der Wind rupft. Als seine Frau eines Tages vorschlug, Bienen auf dem Balkon zu halten, erklärte er sie für verrückt. "Dann hab ich doch mal hereingeschnuppert in so einen Imkerkurs." Heute ist Stürenburg selbst der Mann vom Fach, schaut nun auf dem Schiller Theater jede Woche nach dem Rechten.

"Wir müssen Stadtbienen nicht sagen, wo die Bäume sind", erklärt er den Ahnungslosen. "Diese Tiere existieren ja seit 30 bis 60 Millionen Jahren - länger als der Mensch." Nun aber dürfe Homo Sapiens ihnen nicht nur zuschauen, sondern auch helfen. Im Herbst steht ein besonders wichtiger Eingriff bevor. Dann rückt Stürenburg an, um mit organischen Säuren Milben - die Erzfeinde der Biene - abzutöten.

Die Hornbläser stimmen ein weiteres Liedchen an und die ersten "Opernbienen" kreisen über der Szene, da fällt Intendant Flimm ein, dass noch etwas fehlt: "Die Königinnen müssen ja noch Namen bekommen", ruft er. Und legt mit ein paar theatralischen Vorschlägen los: "Genoveva, Toska, Aida, Agrippina, Traviata." Wohl dem, der diese summenden Heroinnen unterscheiden kann.

Thomas Schubert / tsc
Summen auf prominenten Dächern: Imker Michael Stürenburg trägt dafür Sorge, dass es den Opernbienen an nichts mangelt. | Foto: Schubert
Willkommen auf dem Operndach: Die ersten Kundschafter umschwirrten gleich nach der Eröffnung ihre neue Bleibe. | Foto: Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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