Bundesrat verschiebt Entscheidung zum Dragonerareal

"Stadt von Unten" kämpft für eine veränderte Liegenschaftspolitik. Die Nichtentscheidung des Bundesrats zum Dragonerareal können die Aktivisten als Teilerfolg verbuchen. | Foto: Frey
  • "Stadt von Unten" kämpft für eine veränderte Liegenschaftspolitik. Die Nichtentscheidung des Bundesrats zum Dragonerareal können die Aktivisten als Teilerfolg verbuchen.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Kreuzberg. Mitglieder der Initiative "Stadt von Unten" trafen sich nach Bekanntwerden des Bundesratsvotums auf dem Dragonerareal zu einer Spontanfete. Zumindest für den Moment hatten sie Grund zum feiern.

Der Finanzausschuss der Länderkammer hat am 23. April die Entscheidung über den Verkauf des bundeseigenen Grundstücks zwischen Obentrautstraße und Rathaus Kreuzberg vertragt. Voraussichtlich im Juni wird erneut beraten. Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) hatte sich ebenso gegen den Deal positioniert, wie die Länder Bremen und Schleswig-Holstein. Laut Kollatz-Ahnen sprach sich der Ausschuss für eine "Korrektur der bisherigen Politik des Bundes zur Erlösmaximierung" aus. Er soll seine Flächen und Immobilien nicht mehr allein zum Höchstpreis verkaufen, sondern auch andere Belange berücksichtigen. Das Dragonerareal wird jetzt zum Prüfstein, ob sich das durchsetzen lässt.

Die knapp fünf Hektar große Fläche soll für 36 Millionen Euro an die Dragonerhöfe GmbH in Wien veräußert werden. Ende März segnete der Haushaltsausschuss des Bundestags das Geschäft ab. Dagegen stimmten Linke und Grüne sowie einige SPD-Abgeordnete. Bei einer Verkaufssumme von über 15 Millionen braucht es aber außerdem die Zustimmung des Bundesrats.

Das 36-Millionen-Gebot liegt weit über dem Verkehrswert. Bis rund 20 Millionen Euro hatten landeseigene Wohnungsbaugesellschaften mitgeboten. Sie strichen dann die Segel, bei einem höheren Betrag lasse sich kein sozial gemischtes Quartier mit ausreichend preiswertem Wohnraum entwickeln. Deshalb könnte die Dragonerhöfe GmbH dort nur ein Luxusquartier errichten, das maximalen Profit abwirft, sind die Aktivisten von "Stadt von Unten" überzeugt. Sie trommelten ebenso gegen den Verkauf wie weitere Initiativen, der Bezirk und das Land. Baustadtrat Hans Panhoff und die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus (beide Bündnis 90/Grüne) verschickten Briefe an alle Länderfinanzminister. Dazu kam das schon im Vorfeld angekündigte Veto von Matthias Kollatz-Ahnen.

Die Dragonerhöfe GmbH versuchte in den Tagen vor der Bundesratssitzung gegen den Widerstand anzugehen. Das Areal solle ein "typisch Kreuzberger Kiez werden", hieß es in einer Mitteilung. Es werden ausschließlich Mietwohnungen entstehen, auch solche zu "sozialverträglichen Mieten". Weiter geplant seien Geschäfte, Cafés und Restaurants sowie Möglichkeiten für Kunst und Kultur. Auch die "umsichtige Einbeziehung der Interessen der Bürger" sei "eine Selbstverständlichkeit". Schon deshalb gebe es noch kein fertiges Konzept.

Für "Stadt von Unten" zeugen solche Aussagen dagegen von "Panik in letzter Minute". Verwiesen wird dabei auch auf die inzwischen veränderte Eigentümerstruktur der GmbH. Denn als Kaufinteressent ist zunächst der Berliner Immobilienentwickler Arne Piepgras aufgetreten. Er war bisher auch mit zehn Prozent an der GmbH beteiligt, was nicht mehr der Fall ist. Schon in den vergangenen Wochen war darüber spekuliert worden, ob Piepgras lediglich als Strohmann fungiert. Zum größten Teil ist die Gesellschaft im Besitz der Prager EPG Global Property, die in vielen Ländern Immobilien entwickelt.

Berlin sei weiter bereit, dass Areal zu einem Preis zu kaufen, "der sozialverträgliche Mieten und eine stadtverträgliche Mischnutzung ermöglicht", erklärte der Finanzsenator nach der Sitzung. "Stadt von Unten" forderte den Investor zum Rückzug auf. "Was will der entwickeln, wenn keiner in Berlin sein Anliegen unterstützen kann?"

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 187× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 164× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 226× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 603× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.