Maulbeerbäume und die Seidenproduktion

Weiße Maulbeeren | Foto: © Marsel - Fotolia.com
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Maulbeeren (Morus) sind eine eigene Gattung und gehören zur Familie der Maulbeergewächse, so wie z.B. auch Feigen. Die drei wichtigsten Vertreter in Europa sind der rote, der schwarze und der weiße Maulbeerbaum. Die Grundlage der Seidenproduktion ist der weiße Maulbeerbaum (Morus alba). Dieser ist in Deutschland heute häufig anzutreffen, besonders auch in Berlin und der Umgebung.

Um die Seidenproduktion voranzutreiben, ließen die Könige im 17. Und 18. Jahrhundert kleinere Plantagen anlegen und ebenso wurden die Bäume an Kirchen, Schulhöfen und Alleen angepflanzt (vermehrt in und um Berlin), daher findet man sie heutzutage noch teilweise an solchen Orten. Der großflächige Anbau erfolge dann unter Friedrich II.

Der 1 bis 16 Meter hohe Baum stammt ursprünglich aus dem asiatischen Raum. Seine Blätter sind auch am gleichen Baum oft uneinheitlich: länglich, herzförmig oder rund. Die weißen Früchte ähneln in die Länge gezogene Brombeeren und reifen ab Juni. Die süßen, saftigen Maulbeeren sind essbar. Sie sind jedoch so empfindlich, dass sie sich nicht wirklich zum Transport eignen und so findet man sie nur selten frisch im Handel, getrocknete Maulbeeren hingegen sind lange haltbar und so findet man diese in Reformhäusern, Bioläden und im Internet.

Der Seidenspinner

Die weiße Maulbeere ist die Grundlage für die Zucht des Seidenspinners, da die Raupe sich ausschließlich von den Blättern dieses Baumes ernährt. Der Seidenspinner (Bombyx mori) ist ein Nachtfalter. Sein Ahne ist der Wildseidenspinner (Bombyx mandarina). Seit Tausenden von Jahren lebt er zur Seidenproduktion in China in der Obhut des Menschen und so hat er über die Zeit seine Flugfähigkeit eingebüßt.
Der weiße Seiden- oder Maulbeerspinner legt mehrere Hundert Eier auf die Blätter des weißen Maulbeerbaumes. Kälte können sie gut überstehen und bei ansteigenden Temperaturen schlüpft dann die kleine Raupe aus ihrem Ei. 30 bis 35 Tage lang frisst sie unermüdlich die Maulbeerbaum-Blätter. Wenn ihre Entwicklung als Raupe abgeschlossen ist, sucht sie eine Astgabel, in der sie ihren Kokon spinnen kann. Aus ihren beiden Spinndrüsen scheidet sie eine Flüssigkeit aus, die sofort zum Seidenfaden erhärtet. Drei Tage lang webt die Raupe aus diesem Faden ihren Kokon. Er hält die Temperatur im Inneren konstant. Regen perlt an ihm ab. Außerdem schützt er die Raupe wirksam vor Fressfeinden. Im Inneren verwandelt sie sich dann zur Puppe und schließlich in einen Falter. Dieser scheidet ein Sekret aus, das die Seide auflöst. Es entsteht ein Loch im Kokon, aus dem der 3 bis 4 cm große Falter herauskriecht. Die Flügel entfalten sich und fertig ist der Falter. Er lebt nur wenige Tage lang. Das Weibchen sendet einen Duftstoff aus, der die Männchen anlockt. Sie begatten sich 6 bis 8 Stunden lang. Das Weibchen legt seine Eier ab und der Kreislauf beginnt von vorne.

Die Seidenproduktion

In der Seidenraupenzucht legen die Falter ihre Eier auf Papierbögen ab. Sie werden gekühlt aufbewahrt. Zum gewünschten Zeitpunkt werden die Eier in einen Anzuchtbehälter gelegt. Nach einigen Tagen schlüpfen die Raupen. Zu Anfang werden sie mit zerschnittenen Maulbeerblättern gefüttert. Zweimal täglich bekommen sie ihre frische Blattration. Zur Verpuppung bekommen sie Stroh in den Behälter, wo sie ihre Kokons weben. Wenn die Kokons 10 Tage alt sind, werden sie eingesammelt. In Behältern mit heißem Wasser sterben die Puppen und die Seidenfäden können von den Kokons abgewickelt werden. Ein Seidenfaden ist bis zu 3000 Meter lang. Mehrere Fäden werden zusammen verdrillt und aufgespult. Gefärbt und verwebt entstehen aus ihnen die Seidenstoffe mit ihren einzigartigen Eigenschaften.
Die getöteten Puppen werden zu Fischfutter und Nahrungsmitteln verarbeitet.

Die Geschichte der Seide

Ursprünglich stammt die Seidenproduktion aus China. Die Seide gelangte über die Seidenstraße zunächst nach Byzanz, dem heutigen Istanbul. Von dort kam sie über Rom nach Lyon. Seide war so kostbar, dass sie mit Gold aufgewogen wurde. Da lag der Gedanke nahe, sie selbst herzustellen. Um 550 begann die Seidenherstellung im Byzantinischen Reich. Im Mittelalter war Italien eine wichtige Region, in der Seide hergestellt wurde.

Lyon, Zürich und Krefeld waren in der Neuzeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert bedeutende Städte der Seidenproduktion. Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Förderten den Seidenbau in Preußen, bis dann zunächst Klimaschwankungen und die napoleonischen Kriege, und später dann der Import von billiger Seide diesem ein Ende bereiteten, außerdem kam auch irgendwann die Kunstseide auf den Markt.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Fallschirmseide hergestellt. Die Bürger hielten die Raupen in Scheunen, Kellern und sogar im Wohnzimmer.
Heute kommt Seide aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen aus Brasilien und Südostasien.

Autor:

Jana Faust aus Prenzlauer Berg

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