Strammstehen in der Finckensteinallee 63

Die Ausstellung "Stramm stehen in Lichterfelde" berichtet über die wechselvolle Geschichte des Areals Finckensteinallee 63. | Foto: K. Rabe
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  • Die Ausstellung "Stramm stehen in Lichterfelde" berichtet über die wechselvolle Geschichte des Areals Finckensteinallee 63.
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Steglitz. Kadetten, Schüler, Hitlers Leibstandarte, Rote Armee, US-Army – im Gebäudekomplex Finckensteinallee 63 spiegelt sich deutsche Geschichte auf engem Raum wider. Den Gebäuden, die ursprünglich für die Preußische Hauptkadettenanstalt errichtet wurden, ist die neue Ausstellung des Kulturamtes in der Schwartzschen Villa gewidmet.

Stramm stehen war angesagt in der Finckensteinallee 63. Anfangs, von 1873 bis 1878, in der Preußischen Hauptkadettenanstalt und nach 1920 in der Staatlichen Bildungsanstalt (Stabila) während der Weimarer Republik. 1933 zog die Polizeigruppe zur besonderen Verwendung Wecke ein, dann die Leibstandarte SS „Adolf Hitler“. Im Frühjahr 1945 war hier die Rote Armee für ein paar Wochen vor Ort bis die US Army am 13. Juli die Befehlsgewalt an die Amerikanische Militärregierung übertragen wurde. Bis zu ihrem Abzug im Jahr 1994 nutzte die US-Army das Gelände. Der Standort erhielt den Namen Andrews-Barracks.

Die Gebäude wurden immer militärisch genutzt. Erst mit dem Einzug des Bundesarchivs 1995 wird der Gebäudekomplex zivil genutzt.

„Über die Geschichte des Areals gibt es sehr viel zu erzählen“, sagt die Kulturamtsleiterin von Steglitz-Zehlendorf Doris Fürstenberg. Sie hat maßgeblichen Anteil an der Ausstellung, die sich aus Platzgründen auf die wichtigsten Aspekte der Geschichte fokussiert.

So werden ausgewählte Bereiche aus der Geschichte der Gebäude behandelt. Es geht um die Baugeschichte, wie die Gebäude geplant und den jeweiligen Nutzern angepasst wurden. Aus der Zeit der Preußischen Hauptkadettenanstalt werden zwei Kadetten vorgestellt: Ernst von Salomon und Felix von Eckhardt. Beide hatten vorwiegend eine zivile Laufbahn und waren recht schillernde Figuren, die neben ihrer Zeit in Lichterfelde eine weitere Gemeinsamkeit hatten: Sie schrieben Filmdrehbücher während der NS-Zeit. Beide Männer sind auch deshalb interessant, weil sie in der Weimarer Republik, der NS-Zeit und der Bundesrepublik Deutschland öffentliche Personen waren.

Ein Bereich ist auch dem sogenannten „Röhm-Putsch“ von 1934 gewidmet. Es werden die Hintergründe von Hitlers Mordaktion geschildert, bei der in Lichterfelde 14 SA-Führer und Gegner des nationalsozialistischen Regimes hingerichtet wurden.

Zuletzt sorgte der Standort Finckensteinallee 63 im Jahr 1983 für Schlagzeilen. Die Friedensinitiative Steglitz hatte am 15. Oktober zur Blockade der Andrews-Barracks aufgerufen, um unter anderem gegen die damalige Politik der USA und die geplante Staionierung von Atomraketen in Europa zu protestieren. In Steglitz war das ein bis dahin unerhörter Vorgang.

Eingangs wird auf einer Zeitleiste die Geschichte übersichtlich dargestellt: Vom Erwerb des Geländes durch Wilhelm Carstenn bis hin zur Übergabe der Schlüssel für die neun Gebäude durch die US-Militärs. Neben großen Texttafeln mit vielen Hintergrundinformationen zu den einzelnen Geschichtsabschnitten, werden viele historischen Fotos und Dokumente gezeigt. Zur Ausstellung gehört ein Rahmenprogramm mit Führungen und Vorträgen. KaR

"Stramm stehen in Lichterfelde", Ausstellung, Schwartzschen Villa, Grunewaldstraße 55, bis 3. September, Öffnungszeiten: Di bis So 10-18 Uhr, Eintritt frei. Mehr Infos auch zum Rahmenprogramm auf www.kultur-steglitz-zehlendorf.de oder unter  90 29 92 21.
Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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