„Das Wasser treibt mich her“: Warum Jana Ritter am liebsten den Tempelhofer Hafen fotografiert

Jana Ritter an ihrem Lieblingsort im Bezirk, dem Tempelhofer Hafen. Hier fotografiert sie am liebsten die beiden alten Kräne. | Foto: Philipp Hartmann
2Bilder
  • Jana Ritter an ihrem Lieblingsort im Bezirk, dem Tempelhofer Hafen. Hier fotografiert sie am liebsten die beiden alten Kräne.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Am frühen Nachmittag mitten in der Woche ist es ruhig im Tempelhofer Hafen. Die meisten Leute befinden sich noch bei der Arbeit. Nur wenige Fußgänger spazieren am Wasser entlang. Jana Ritter liebt die Atmosphäre – egal ob ruhig wie in diesem Moment oder belebt wie am Wochenende und im Hochsommer.

Ein- bis zweimal wöchentlich ist die Fotografin hier. Die Kamera hat sie fast immer dabei. In den vergangenen Jahren hat Ritter den Tempelhofer Hafen zu jeder Jahreszeit und nahezu jeder Uhrzeit fotografiert. Rund 1000 Aufnahmen sind dabei zustande gekommen. „Im Sommer, wenn so gegen vier oder fünf Uhr morgens die Sonne aufgeht, hat der Hafen etwas sehr Verwunschenes. Dann wird Tempelhof erst wach“, erzählt sie. Am liebsten betrachtet sie durch ihr Objektiv das gegenüberliegende Ullsteinhaus oder die beiden alten Kräne. „Ich finde es toll, dass man sie so belassen hat. Außerdem gefällt mir, wie behutsam die Fachwerkbauweise mit den alten Speicherfenstern erhalten wurde.“

Das erste Mal wahrgenommen hat Ritter den Hafen vor gut zehn Jahren. Als das Areal ab 2007 umgebaut wurde, schaute sie immer neugierig durch eine kleine Öffnung im Bauzaun, um die Fortschritte zu beobachten. „Dass aus diesem dreckigen Stück Senatsreservelager so etwas Schönes geworden ist“, sagt sie fasziniert. Vor allem das Wasser locke sie immer wieder her. „Im Hochsommer, wenn hier Musik gespielt wird, hat der Hafen ein sehr maritimes, fast schon südeuropäisches Flair. Die Leute holen sich ein Fischbrötchen und setzen sich ans Ufer." Die Liebe zum Wasser hängt auch mit ihrer Vergangenheit zusammen. In den Neunzigern wohnte sie mehrere Jahre mit einer Freundin zusammen in Amsterdam, wo das Stadtbild durch Grachten, Brücken und Boote geprägt ist.

Mit seinem Erscheinungsbild ähnelt der Tempelhofer Hafen zumindest ein wenig der niederländischen Hauptstadt. Ein einheimischer Fotograf habe ihr damals empfohlen, sich auf die Fotografie zu spezialisieren, erzählt Ritter, die sich auch in der Malerei ausprobierte und Musik spielt. Außerdem arbeitete sie als Kulturwissenschaftlerin und Museumspädagogin für die Neue Nationalgalerie und den Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart. Sie führte interessierte Gruppen dabei etwa durch den Tempelhofer Hafen, um über die Geschichte des Ortes und das Leben im Bezirk zu informieren.

Wenn Jana Ritter über ihre Fotos spricht – zwölf von ihnen sind aktuell in der ufaFabrik ausgestellt – gerät sie wegen der Möglichkeiten in Berlin regelrecht ins Schwärmen. „Berlin hat so viele skurrile und fröhliche Momente, witzige Bemerkungen von Leuten an Häusern oder Bäumen“, erzählt sie. Am liebsten fotografiere sie Architektur und Details, die sie auf der Straße entdeckt. „Am Motiv ändere ich nichts. Ich fotografiere alles so, wie es mir vor die Linse kommt.“ Dazu zählen auch Verkehrszeichen mit Pfeilen, die auf etwas hinweisen. „Auf den zweiten Blick möchte ich den Betrachter irritieren.“ Die meisten ihrer Fotos konvertiert sie im Nachgang in Schwarz-Weiß. „Farben lenken manchmal ab. In Schwarz-Weiß kann man sich besser auf Details konzentrieren und erkennt oft mehr auf einem Foto.“

In den kommenden Wochen wird Jana Ritter eine neue Wohnung in Tempelhof beziehen. Auch wenn ein Umzug oft mit Stress verbunden ist, bringt es in diesem Fall einen großen Vorteil mit sich. Die neue Wohnung liegt wesentlich näher am Tempelhofer Hafen als die jetzige. Somit kann Ritter in Zukunft ihrem Lieblingsort im Bezirk ganz nah sein.

Jana Ritter an ihrem Lieblingsort im Bezirk, dem Tempelhofer Hafen. Hier fotografiert sie am liebsten die beiden alten Kräne. | Foto: Philipp Hartmann
Ihre Kamera hat Jana Ritter fast immer dabei. Nur manchmal lässt sie sie ganz bewusst zu Hause. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" in der Zossener Straße ist imer einen Besuch wert.
6 Bilder

Yummy Kitchen
Köstlichkeiten aus der südindischen und sri-lankischen Küche

Seit 2021 existiert das Spezialitätenrestaurant "Yummy Kitchen" im angesagten Kreuzberger Kiez und lädt Liebhaber der südindischen und sri-lankischen Küche zum ausgiebigen Schlemmen und Genießen ein. So wundert es nicht, dass sich die Location, die über Innenplätze auf zwei Ebenen sowie einen gemütlichen Außenbereich verfügt, zu einem geschätzten Treffpunkt gemausert hat, der zahlreiche Berliner Stammgäste, aber auch Touristen aus dem In- und Ausland regelmäßig begrüßt. Verkehrsgünstig und...

  • Kreuzberg
  • 26.04.24
  • 76× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Vernachlässigen Sie nicht Ihre Füße. Dieses wichtige Körperteil trägt uns durchs Leben.

Probleme und ihre Lösungen
Probleme rund um den ganzen Fuß

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Sobald Beschwerden auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen Einblicke in die Anatomie des Fußes und behandeln gezielt Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen. Erfahren Sie mehr über Fußprobleme wie Achillessehnenbeschwerden,...

  • Hermsdorf
  • 25.04.24
  • 209× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Veggie & Vega in der Gneisenaustraße 5.
6 Bilder

Veggie & Vega Restaurant
Gesundes Essen mit exzellentem Geschmack

Seit Frühjahr 2023 existiert das Restaurant Veggie & Vega in Kreuzberg, das eine Vielzahl an vegetarischen sowie veganen Speisen aus der (süd)indischen Küche anbietet. "Gesund" lautet hier dementsprechend das Motto, wobei alle Gerichte durch die spezielle Komposition von frischen Zutaten und den ganz passenden Gewürzen zu einem wahren Gaumenschmaus fusionieren. Die vegetarische oder vegane Ernährungsform ist seit Langem nicht nur ein Trend, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung, der immer...

  • Kreuzberg
  • 25.04.24
  • 193× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! | Foto: milangucic@gmail.com

Schonende OP-Methode
Patienteninfo: Wenn die Hüfte schmerzt

Hüftschmerzen beeinträchtigen Ihr Leben? Lassen Sie sich nicht länger quälen! Entdecken Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüftschmerzen auf unserem Infoabend. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, führt Sie durch die modernsten Methoden bei Hüftoperationen. Erfahren Sie, wie die schonende AMIS-Methode eine minimalinvasive Implantation von Hüftprothesen ermöglicht und die Fast-Track-Behandlung eine rasche...

  • Hermsdorf
  • 26.04.24
  • 45× gelesen
WirtschaftAnzeige
Das Restaurant Chettinad finden Sie seit Herbst 2023 auch im Food Court im The Playce am Potsdamer Platz.
5 Bilder

Chettinad im Manifesto Market
Indien zu Gast im The Playce

Im ersten Oberschoss des populären Food Court im The Playce am Potsdamer Platz präsentiert sich seit Herbst 2023 auch das Restaurant Chettinad, das seine typisch indischen Spezialitäten somit an drei Berliner Standorten sehr eindrucksvoll präsentiert. Auch am Hotspot am Potsdamer Platz werden neben diversen landestypischen Suppen und Vorspeisen auch zahlreiche Hauptgerichte serviert, die ganz nach Belieben für eine kulinarische Reise der besonderen Art sorgen. Zu den Highlights zählen dabei...

  • Tiergarten
  • 24.04.24
  • 261× gelesen
WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 616× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.