Heimat für Straßenbahnen: 1912 wurde der Betriebshof an der Bernkasteler Straße eröffnet
Der Straßenbahn-Betriebshof prägt heute die Bernkasteler Straße. In den zurückliegenden Jahrzehnten wurde er immer wieder modernisiert und umgebaut. So kann man es heute kaum glauben, dass er bereits 1912 eröffnet wurde.
Der Grund dafür, dass die Straßenbahn bis Weißensee fährt, liegt in der Entwicklung der Gemeinde zu einem beliebten Wohn- und Ausflugsort Anfang des vorigen Jahrhunderts. Seit dem 1. Januar 1877 gab es bereits eine Pferdebahnverbindung zwischen Alexanderplatz und Schloss Weißensee, und im September 1892 wurde eine zweite Linie zwischen Antonplatz und dem Berliner Molkenmarkt eröffnet. Zwischen 1888 und 1894 verkehrte außerdem an Renntagen eine Sonderlinie zwischen dem Ringbahnhof Weißensee (heute S-Bahnhof Greifswalder Straße) und der früheren Trabrennbahn an der heutigen Rennbahnstraße. Das Depot für die Pferdebahnen befand sich auf dem Dreieck zwischen Große-See-, Rennbahn- und Parkstraße. Auf diesem waren auch die Pferde in ihren Ställen untergebracht.
Zwischen 1880 und 1890 verfünffachte sich die Zahl der Fahrgäste. 1895 wurden bereits mehr als 3,5 Millionen Menschen in der Pferdebahn gezählt. Allmählich begannen einzelne Betreiber auf elektrische Bahnen umzustellen. Einer war das Unternehmen „Große Berliner Straßenbahn“. Das übernahm Anfang 1900 auch die Pferdebahnlinien nach Weißensee und ersetzte sie ab 1901 durch elektrische Bahnen. Die Linien in Weißensee erhielten die Nummern 62 und 61. Der Betriebshof für die Pferdebahn wurde zunächst umgebaut. Man merkte aber recht schnell, dass der Platz nicht ausreichte. Großbetriebe und neue Wohnhäuser auf der einen Seite, die Zunahme des Verkehrs auf der anderen Seite sorgten dafür, dass man sich nach einer Fläche für ein neues Straßenbahndepot umsah. Diese wurde an der Bernkasteler Straße gefunden.
Auf knapp 20 000 Quadratmetern entstand seinerzeit der Hof XXII, der später als „Betriebshof Wei“ abgekürzt wurde. Dort wurden zwei Hallen für die Straßenbahnen gebaut sowie ein Freibereich mit Abstellgleisen und Reparatureinrichtungen. Gleichzeitig wurde ein dreistöckiges Verwaltungs- und Wohngebäude errichtet. Die Inbetriebnahme des neuen Betriebshofs erfolgte Ende 1912.
Im Laufe der Jahre wurde der Betriebshof allerdings auch anders genutzt. So diente die Wagenhalle ab 1945 zum Beispiel als Lagerfläche für das von der Roten Armee zur Versorgung der Berliner Bevölkerung herbeigeschaffte Getreide. Mitte der 70er-Jahre wurde von diesem Betriebshof auch der Einsatz der Tatra-Züge vorbereitet. Dafür wurden Arbeitsgruben verändert und eine Elektronikwerkstatt eingerichtet. 1978 entstand außerdem ein neues Verwaltungsgebäude, in dem auch die Fahrschule der Straßenbahn für einige Zeit stationiert war. In den 90er-Jahren wurden die Wartungsarbeiten an den Straßenbahnzügen zu großen Teilen auf den Betriebshof Lichtenberg verlegt. Und auch der Fahrzeugbestand auf dem Weißenseer Betriebshof wurde verringert. Aber gebraucht wird dieser Straßenbahnbetriebshof immer noch. Auf dem Betriebshof an der Bernkasteler Straße hat sich im Laufe der Jahrzehnte viel verändert.
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