Antisemitische Beleidigungen waren kein Einzelfall

Claudio Offenberg ist seit zehn Jahren – von kleineren Unterbrechungen abgesehen – Trainer und sportlicher Leiter beim TuS Makkabi. | Foto: Michael Nittel
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Westend. Nach dem Abbruch des Fußballspiels TuS Makkabi III gegen den BFC Meteor III am 30. August ermittelt der polizeiliche Staatsschutz. Berliner Woche-Reporter Michael Nittel sprach mit Claudio Offenberg, sportlicher Leiter beim TuS, am Tag des jüdischen Neujahrsfestes über die Ausschreitungen und Antisemitismus im Fußball.

? Waren diese Entgleisungen vom 30. August mit den anschließenden Ausschreitungen ein Einzelfall? Oder passiert beim TuS häufiger etwas in dieser Form, über das im Anschluss nur nicht gesprochen wird?

Claudio Offenberg: Größere Zwischenfälle wie diesen haben wir alle zwei bis drei Jahre. Kleinere Scharmützel, dass man sich einen dummen Spruch gefallen lassen muss, kommen definitiv viel häufiger vor.

? Sind das antisemitische Äußerungen?

Claudio Offenberg: Ja!

? Können Sie das konkretisieren?

Claudio Offenberg: Des Öfteren bekommen unsere Spieler muslimischen Glaubens von den Gegenspielern zu hören: Warum spielst Du eigentlich für die Juden? Oder wenn Leute zu uns kommen und für ein Landesliga-Fußballspiel Eintritt bezahlen sollen, dann müssen wir uns anhören: Für die Juden geben wir aber kein Geld aus. Das sind Dinge, die zwar nicht alltäglich sind – aber auch nicht so selten.

? Wie gehen Sie, wie gehen die Spieler vom TuS Makkabi damit um?

Claudio Offenberg: Wir versuchen schon, permanent darauf einzuwirken, dass sich unsere Leute diszipliniert zu verhalten haben. Das heißt aber nicht, dass sie gewissermaßen als Opfer alles hinnehmen müssen. Zum einen gilt der Grundsatz: Wenn sich eine Seite falsch verhält, muss die andere Seite ja nicht das Gleiche tun. Andererseits müssen sich unsere Spieler, wie jetzt im Spiel gegen Meteor, nicht minutenlang bösartig mit Ausdrücken wie „Du Judenschwein“ beschimpfen lassen und dann dazu auch noch lächeln.

? Glauben Sie, dass noch härtere Strafen eine Lösung sind, um der verbalen und körperlichen Gewalt auf Berlins Sportplätzen Einhalt zu gewähren?

Claudio Offenberg: Ich bin der festen Überzeugung, dass die geltenden Regeln völlig ausreichend sind. Sie müssen nur angewendet werden. Wir haben absolutes Vertrauen in den Berliner Fußballverband (BFV).

? Was kann man noch tun, um die Gewalt einzudämmen?

Claudio Offenberg: Solche Vorfälle fallen natürlich nicht vom Himmel. Aber da hat nicht nur der BFV, da haben wir alle einen schweren Stand. Es gibt einfach Parallelgesellschaften, Communities – die werden kaum noch erreicht. Und wenn sich das dort verbreitete Gedankengut auf dem Fußballplatz Bahn bricht, eskaliert eine Situation. Deshalb sind Vereinsführungen, aber auch Trainer, Betreuer und Spielführer aufgerufen, solche Dinge im Vorfeld wahrzunehmen und präventiv einzuwirken.

Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

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