Gerald Saathoff: „Mein Herz ist in Zehlendorf zu Hause“

Gerald Saathoff hat im Mittelhof seinen Traumjob gefunden. Und in Zehlendorf seine Heimat. | Foto: Ulrike Martin
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Zehlendorf. Zu seinen Lieblingsplätzen gehören der Schlachtensee und die Krumme Lanke. Gerald Saathoff, Leiter des Stadtteilzentrums Villa Mittelhof, genießt das Grün, die Natur im Südwesten. „Es heißt doch 'home is where the heart is‘. Und mein Herz ist hier zu Hause.“

Das hört sich nach tiefer Verwurzelung an. Die empfindet Saathoff auch, obwohl er erst seit 2012 in Zehlendorf lebt, nach vielen Jahren in Wedding. Im Mittelhof allerdings arbeitet der gebürtige Niedersachse seit 26 Jahren.

Saathoff, Jahrgang 1959, kam 1980 zum Studieren nach Berlin. Mitten in die Hausbesetzerszene. „Ich war in einer rebellischen Stimmung, politisch engagiert“, erzählt er. Bei den Hausbesetzern hat er mitgemacht. „Ich fand es schlimm, dass etwas so Wichtiges wie Wohnraum Kapitalinteressen geopfert wurde.“ Heute sei es ähnlich, Stichwort Gentrifizierung, wenn auch inzwischen politisch etwas Einhalt geboten werde. „Ich freue mich, dass die Bezirksverordnetenversammlung den Millieuschutz für einige Gebiete auf den Weg gebracht hat." Bei Demos sei er natürlich mitgelaufen. „Autonome Straßenkämpfe habe ich aber immer abgelehnt, Gewalt hatte für mich nie etwas mit Politik zu tun.“

Die Musik in den 80er-Jahren in Berlin war ein zweites Aha-Erlebnis. Saathoff ging ins legendäre SO 36, hörte dort Soilent Grün, die Vorgängerband der Ärzte, und DAF, die Deutsch-Amerikanische Freundschaft mit ihrem provokanten Song „Tanz den Mussolini“.

Der Diplom-Sozialarbeiter landete nach Jahren der „klassischen Sozialarbeit“ im Mittelhof, wo er seine berufliche Heimat gefunden hat. „Der Mittelhof ist ein Haus für alle Bürger. Sie können mit ihren Anliegen zu uns kommen, wir bieten Unterstützung.“ Manchmal läuft es auch umgekehrt. „Das Willkommensfest für Flüchtlinge am 25. Oktober wollten wir gar nicht machen. Weder wir noch der Betreiber, der Arbeiter-Samariterbund, hatten genug Ressourcen dafür“, erklärt Saathoff. „Dann kam ein Zehlendorfer Musiker zu uns, der andere Musiker kannte, die unentgeltlich auf der Benefizveranstaltung spielen wollten.“

Saathoff bezeichnet seine Arbeit als Traumjob. „So etwas wollte ich immer machen. Es gibt ständig Veränderungen, ich kann vieles gestalten.“ Das passt zum Jahresmotto des Hauses: „Die ganze Welt bei uns zu Hause – Herausforderungen annehmen – Chancen nutzen“. Eine solche Chance ist die Begleitung der Flüchtlinge am Hohentwielsteig, die das Stadtteilzentrum übernommen hat. Für die neuen Nachbarn sei es wichtig, dass man ihnen mit Freundlichkeit begegne, mit einem Lächeln. „Viele werden in Berlin eine zweite Heimat finden, sie sollen sich nicht jahrelang als Flüchtlinge fühlen.“

Gerald Saathoffs Heimat ist und bleibt Zehlendorf. „Ich kann mir nicht vorstellen, hier wegzuziehen.“ In seiner Freizeit spielt er in der Band „Rauhreif“ Gitarre und Saxophon. Für einen seiner Lieblingsorte hat er sogar einen Song geschrieben: „Krumme Lanke, du schöne Schlanke, du kommst so lieblich und frisch daher, wir haben ja dich, wir brauchen kein Meer“, heißt es im Refrain. uma

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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